Südafrika Reise, vierter Tag: "Beurteile nie einen Menschen nach dem Äußeren"
In Vryheid
Vryheid (afrikaans für „Freiheit“) ist eine wie auf dem Reißbrett angelegte Burenstadt. Die Stadt galt in der Zeit der Apartheid als besondere Hochburg der Weißen calvinistischer Denomination. Umso mutiger war das Wirken der römischen Nardini-Sisters, die hier ihre erste Niederlassung in Südafrika gründeten und prompt ab 1978 entgegen den geltenden Rassegesetzen Schüler aller Hautfarben aufnahmen. Schon 1922 waren Missionsbenediktiner aus St. Ottilien nach Inkabana vor den Toren Vryheids gekommen und hatten dort eine Abtei aufgebaut.Es ist Freitag und die Reisegruppe muss pünktlich vor Schulschluss eintreffen, damit sie mit den Kindern und den Lehrerinnen und Lehrern der Nardini-Convent-School (kurz: The Nardini) zusammentreffen kann.Zuvor geben die Kindergartenkinder ein Zeugnis ihres musikalischen Könnens, indem sie die Gruppe aus Deutschland mit mehreren Liedern begrüßen.
In der eigens anberaumten Vorführschulstunde mit der Grundschule (210 Schüler von der 1. bis zur 3. Klasse) vermittelte die Lehrerin anschaulich die gerade auch für die Lebenssituation der Kinder bedeutende Botschaft: Never jugde a book by its cover – beurteile nie ein Buch nach seinem Umschlag; und die Nutzanwendung drängte sich geradezu auf: Beurteile nie einen Menschen nach dem Äußeren, d. h. vor allem nicht nach seiner Hautfarbe.
Die älteren Schüler (4. bis 7. Klasse) wurden zwei Wochen nach Schuljahresbeginn unter dem Schriftwort „Siehe ich mache alles neu“ (Offb 21,5) motiviert, die neue Phase ihres Lebens beherzt und gewissenhaft anzugehen und auf Gottes Hilfe zu vertrauen.
Die Schulleiterin Sr. Mpume Nhleko, die vor einem Jahr die Nachfolge von Sr. Cathrin angetreten hat, ernannte einige gewählte ältere Schülerinnen und Schüler zu Tutoren für die jüngeren.
Sowohl die Schülerinnen und Schüler der Grundschule als auch die älteren nehmen dankbar das Angebot an, vom Bischof und den Priestern durch Handauflegung den Einzelsegen zu empfangen. Schwester Jakobe und ihre Mitschwestern hatten für alle ein Set mit Buntstiften und Bastelbedarf sowie auch Süßigkeiten mitgebracht.
In Inkamana
Während in der Pfarrkirche St. Thomas die Probe für den morgigen Festgottesdienst mit der ewigen Profess abgehalten wird, bringt Sr. Dolorosa die deutsche Reisegruppe ins nahegelegene Inkamana, wo Bruder Bernhard die Geschichte des Klosters, aber auch seine eigene bewegte Lebensgeschichte erzählt. Die Abtei unterhält ein hochangesehenes Gymnasium mit Internat und eine Landwirtschaft. Ein großes Problem für den Bestand der Abtei ist der Mangel an Fachkräften bei den jungen afrikanischen Mitbrüdern und den Mitarbeitern von außen. 27 Profess-Mönche sind gerade dabei, einen Nachfolger für den Abt zu suchen, dessen Amtszeit am 8. Februar abläuft.Nach der Abendmesse in der Konventskapelle treffen im Kloster bereits immer mehr Verwandte und Freunde der beiden Schwestern ein, die sich auf den großen Tag der ewigen Profess vorbereitet haben. Darunter ist auch Pfarrer Georg Wagner aus Betlehem, ein Regensburger Diözesanpriester, der seit 1976 in Südafrika wirkt und seinem Bischof, dem Nachfolger von Dr. Hubert Bucher, in allen Verwaltungsfragen des Bistums zur Hand geht.