Stipendienprogramm des Bistums Regensburg für Weltchristen aus Myanmar um weitere fünf Jahre bis 2028 verlängert
Ein Signal der Hoffnung für eine oft ausweglose Situation
Regensburg, 23. Mai 2024
Das 2001 begründete Stipendienprogramm für Weltchristen aus Myanmar ist auf Vorschlag der Ordinariatskonferenz vom Diözesansteuerausschuss im letzten Jahr um weitere fünf Jahre verlängert worden. Bisher konnten 70 junge Leute, 40 Frauen und 30 Männer, ein Auslandsstudium an der international sehr renommierten Assumption University of Thailand in Bangkok absolvieren. Bereits in diesem Studienjahr können so zwei weitere junge Frauen und ein Mann ihre Studien aufnehmen.
Das Stipendienprogramm ist eine Kooperation der Bistümer Myanmars, die Kandidatinnen und Kandidaten vorschlagen, dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst (KAAD), der die fachliche Betreuung übernimmt, der privaten Katholischen Assumption-Universität in Bangkok, die die sonst sehr hohen Studiengebühren erlässt, und des Bistums Regensburg, das für die Kosten für Unterkunft und Lebensunterhalt aufkommt.
Das Programm ist in einer Zeit entstanden, als für begabte und kirchlich engagierte katholische junge Männer und Frauen die Chancen für ein Universitätsstudium in Myanmar und ein weiterqualifizierendes Studium im Ausland sehr schlecht waren. Als ethnische Minderheiten aus armen Gegenden hatten sie schlechte Chancen. Zudem war es Ziel, künftige kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu qualifizieren.
Das Programm ist ausdrücklich für Weltchristinnen und -christen ausgelegt. In besonderen Fällen wurde zum Beispiel auch ein Priester mit einem Psychologiestudium für die Traumaarbeit in den Flüchtlingslagern gefördert, oder Ordensschwestern, die die schulische Arbeit der Diözesen organisieren. Viele der Absolventen arbeiten heute bei der Caritas, in kirchlichen Schulen, in der Bistumsorganisation und seit dem Ausbruch der kriegerischen Auseinandersetzung im Land vor mehr als drei Jahren in Flüchtlingslagern.
Bildung ist der Schlüssel für persönliche Entwicklung
Aus dem Brief von Kardinal Charles Maung Bo von Yangon an Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit der Bitte um Verlängerung des Stipendienprogramms:
Ich schreibe diesen Brief zuallererst, um meinen ehrlichen Dank Ihnen gegenüber und allen Mitarbeitenden und der Diözese Regensburg für das Stipendienprogramm zum Ausdruck zu bringen…
Zugleich schreibe ich diesen Brief … mit der Bitte um eine Fortsetzung in den kommenden Jahren. Die Katholische Kirche in Myanmar bedarf Ihrer kontinuierlichen Hilfe für die höhere Bildung unserer vielversprechenden Jugend in Zeiten des Konflikts und der Unsicherheit. Unsere Universitäten – sowohl die Präsenz- als auch die Fernuniversitäten – funktionieren derzeit nicht gut. Gründe sind, dass viele Lehrende aus Protest gegen die Militärregierung das staatliche Schulsystem verlassen haben, die politische Instabilität in vielen Gegenden, die finanziellen Schwierigkeiten der Familien und das Misstrauen der Menschen gegenüber dem aktuellen Bildungssystem. Unsere jungen Leute haben wenig Hoffnung auf eine bessere und höhere Bildung. Die von Ihnen finanzierten und vom KAAD organisierten Stipendien geben ihnen Hoffnung auf ein besseres persönliches Leben und bessere Möglichkeiten, ihren Beitrag für Kirche und Gesellschaft zu leisten.
Wir glauben, dass eine gute Ausbildung der Schlüssel für die Entwicklung der Individuen, der Gesellschaft und der Kirche ist. Die gegenwärtige Situation in unserem Land, die aktuellen Herausforderungen und Anforderungen an Kirche und Gesellschaft unterstreichen die neue Bedeutung dieses Stipendienprogramms für unsere jungen Leute. Im Namen unserer leidenden Menschen, insbesondere der Jugend, bitte ich Sie und Ihre engen Mitarbeitenden als Präsident der Katholischen Bischofskonferenz von Myanmar, die Unterstützung durch das KAAD-Stipendienprogramm fortzusetzen.
…Ich bin über die die Arbeit von MyanKAAD (der Zusammenschluss ehemaliger Stipendiaten, Anmerkung des Übersetzers) für das Stipendienprogramm und insbesondere für die Unterstützung Jugendlicher aus entlegenen und von den kriegerischen Auseinadersetzungen besonders betroffenen Gebieten sehr glücklich.
Ich hoffe und bete, dass ich Sie und die Diözese Regensburg in der nahen Zukunft besuchen kann um die Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche in Myanmar und der Diözese Regensburg weiter zu vertiefen.
Über der aktuellen Not Bildung als Zukunftsinvestition nicht vergessen
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer:
Die persönlichen Begegnungen mit zwei Bischöfen aus Myanmar im letzten Jahr, mit Erzbischof Marco Tin Win aus Mandalay und Bischof Celso Ba Shwe aus Loikaw, auf dem Hintergrund des inzwischen schon mehr als drei Jahre dauernden Krieges im Land haben mich tief beeindruckt. In ihren Berichten stand die katastrophale humanitäre Lage im Vordergrund, bei deren Bekämpfung wir sie auch unterstützt haben. Wenn es um die Zukunft von Kirche und der Gesellschaft ging, war ihre Sorge um die Bildung junger Menschen stets ein wichtiges Thema, das bei aller aktuellen Not nicht in Vergessenheit geraten dürfe.
Hier leistet unser Bistum mit der Finanzierung des Stipendienprogramms seit über 20 Jahren einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Landes und der dortigen Kirche. Ich bin dem Diözesansteuerausschuss sehr dankbar, dass er einer Verlängerung um weitere fünf Jahre bis zum Jahr 2028 zugestimmt hat. So können neue Stipendiatinnen und Stipendiaten, zum Beispiel für das künftige kirchliche Schulsystem, ein international sehr angesehenes Studium in Bangkok aufnehmen. Bei einer Begegnung vor fünf Jahren mit einigen früheren Stipendiatinnen und Stipendiaten in Regensburg haben mich ihr Glaube und ihr persönliches Engagement für die Kirche sehr beeindruckt.
Bei dieser Gelegenheit bedanke ich mich auch herzlich bei unseren Partnern im Programm, der Assumption University in Bangkok und dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst für die langjährige Zusammenarbeit zum Wohl der seit Jahrzehnten unter schwierigsten Bedingungen arbeitenden Brüder und Schwestern in Myanmar. Ich hoffe, unsere gemeinsame Arbeit stiftet dort ein wenig Hoffnung in einer oft ausweglos erscheinenden Situation und sendet ein Signal, dass wir langfristig an ihrer Seite bleiben werden.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten vor dem Dom.
Wichtiger Beitrag zu persönlicher, kirchlicher und gesellschaftlicher Entwicklung durch Fachkräfte
Dr. Anselm Feldmann, Leiter der Asienabteilung des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes:
Die Zusammenarbeit der Diözese Regensburg und des KAAD für Myanmar ist eine Geschichte des Erfolgs und der Mitmenschlichkeit. Seit der Einführung des Programms im Jahr 2001 wurden mit den großzügig zur Verfügung gestellten Mitteln der Diözese 70 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Myanmar für Studien an der Assumption University Bangkok gefördert. Das Stipendienprogramm leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer hochwertigen Aus- und Fortbildung von Fachkräften aus und für Myanmar.
Der Putsch in Myanmar im Jahr 2021 hatte nach einer Phase der Annäherung an demokratische Prozesse wieder zur vollen Militärdiktatur geführt. Das Stipendienprogramm ist insbesondere vor diesem Hintergrund von herausragender Bedeutung. Der weitgehende Zusammenbruch der akademischen sowie schulischen Ausbildung schadet dem Land und seinen Perspektiven nachhaltig.
Die Förderung von Masterstudien zu Erziehungswissenschaften, Organisationsentwicklung und Organisationsverwaltung leistet hier einen Beitrag, schulische Bildung und die Managementebene von lokalen Hilfsorganisationen vor Ort, insbesondere in den ethnischen Gebieten, zu stärken. Hier kommt kirchlichen Trägern durch ihre weite Verbreitung selbst in den Randgebieten eine besondere Bedeutung zu. Kirchliche Organisationen, wie Schulen und Caritas, sind oftmals die einzigen Anlaufstellen für Binnenflüchtlinge in dem von Bürgerkrieg gezeichneten Land. Viele der Alumnae und Alumni, die durch die Diözese Regensburg gefördert wurden, leisten in diesen Organisationen einen äußerst wichtigen Beitrag, um Kindern eine schulische Bildung zu ermöglichen, Binnenflüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen, Traumatisierten zu helfen und vielem mehr.
Der KAAD blickt mit großer Dankbarkeit und Freude auf die langjährige Zusammenarbeit zurück und freut sich auf viele weitere Jahre der fruchtbaren Kooperation. Wir freuen uns ab Juni drei weitere Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Mitteln der Diözese Regensburg fördern zu können. Alle drei haben bereits berufliche Erfahrung in Schulen und Hilfsorganisationen sammeln können. Ihre Studien werden diesen Einrichtungen in Zukunft dabei unterstützen, den von Leid geplagten Menschen in Myanmar helfen zu können und so einen Beitrag für eine bessere Zukunft zu leisten.
Im Namen aller Stipendiatinnen und Stipendiaten, der Alumnae und Alumni daher ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für die langjährige Förderung. Die Unterstützung kam und kommt nicht nur den Geförderten zugute, sondern der gesamten Gesellschaft Myanmars.
Aus wahrem Katholischen Geist Bildung für Akteure des Wandels für die Welt der Zukunft
Aus dem Dank von Glen Chatelier, dem Direktor der Abteilung für Internationale Angelegenheiten der Katholischen Assumption University in Bangkok
Die Assumption University of Thailand fühlt sich geehrt und ist erfreut, mit der bekannten Diözese Regensburg in einer 23 Jahren langen Geschichte der Stipendien für Studierende aus Myanmar in unserem Graduiertenprogramm als Partner verbunden zu sein. Als erste Internationale Private Katholische Universität in Thailand ist die Assumption University of Thailand erfreut, feststellen zu können, dass die Diözese Regensburg und der KAAD unsere Partnerschaft im Graduiertenprogramm mit dem Stipendienprogramm für weitere fünf Jahre fortsetzen wird. Wir sind hocherfreut, dass die KAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten aus Myanmar zur Diversität und reichen akademischen Kultur unserer Universität beitragen werden. An der Assumption University of Thailand ist es unsere Leidenschaft, die Intelligenz und die Talente unserer Studierenden, die zu uns aus einer großen Zahl von Kontinenten und Ländern kommen, so zu entwickeln, dass sie wirklich Akteure des Wandels für die Welt der Zukunft werden. Unser Dienst an der Erziehung wurzelt tief im wahren katholischen Geist, aus dem heraus wir mit Liebe, Hingabe und Engagement unsere Arbeit gestalten.
Text und Fotos: Gregor Tautz
(kw)
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