News Bild Startschuss der Sanierungsmaßnahme Schwarze-Bären-Straße 2

Startschuss der Sanierungsmaßnahme Schwarze-Bären-Straße 2

Wertschätzung der Volkskunst

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Regensburg, 3. Dezember 2024

Seit Ende November 2024 ist es nun so weit: Die Sanierung des Baudenkmals Schwarze-Bären-Straße 2, ehem. Ehrenfelser Hof, kann beginnen. Das Gebäude, das sich im Eigentum des Domkapitels befindet, soll künftig neben der bestehenden Gewerbeeinheit drei Wohnungen sowie das „Institut für religiöse Alltagskunst“ beinhalten. Hauptaspekt für die Arbeit des neuen Instituts ist die Wertschätzung der Volkskunst an der Schnittstelle von Kunst, Frömmigkeit und Verkündigung. Träger ist die Diözese. Sie mietet die Räume vom Domkapitel an.

Die Baumaßnahme am Gebäude in der Schwarzen-Bären-Straße 2 gliedert sich in drei Bereiche: Substanziell wesentlich sind die Sanierung von Dachkonstruktion und Dachdeckung, die Überarbeitung der Fensterelemente und die Sanierung der Fassade. Darüber hinaus wird die Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallation ergänzt bzw. erneuert.

Für das „Institut für religiöse Alltagskunst“, das sich im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss des Hauptgebäudes befindet, werden die vorhandenen Bauteile wie Fußböden, Wände und Decken im Bestand renoviert. In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wird die Zwischendecke in der romanischen Galluskapelle entfernt, um das ursprüngliche Raumvolumen wieder erlebbar zu machen.

Der dritte Baustein der Sanierungsmaßnahme betrifft die Sanierung des Nebengebäudes für Wohnungen: Hier entstehen mit neuem Innenausbau drei frei vermietete Zwei-Zimmerwohnungen mit separatem Zugang. Die Maßnahmen können aufgrund der Gebäudesituation zeitlich parallel ausgeführt werden. „Im Laufe dieses Jahres sind vorbereitende Maßnahmen wie Gerüststellung, Baustelleneinrichtung und Rückbauten im Gebäudeinneren geplant. Die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme ist bis Frühjahr 2026 vorgesehen“, erklärt der für die Planung beauftragte Architekt Joachim Peithner.

Fatschenkindl, in einer Wachsmodel gegossen: Am Heiligabend wurde in den Häusern im Herrgottswinkel oft ein Fatschenkind aufgestellt (©Gerald Richter).

Volkskunst an der Schnittstelle von Kunst, Glaube und Identität

In Deutschland gibt es bisher keine vergleichbare Einrichtung, die sich explizit der Erforschung religiöser Volkskunst widmet. 2018 entstand daher die Idee, hier einen weiteren Schwerpunkt in der kulturellen Arbeit des Bistums zu setzen. „Anliegen ist es, Kostbarkeiten der religiösen Volkskunst als Zeugnis von Identität und kultureller Herkunft vor dem Verschwinden zu retten, sie der Nachwelt zu erhalten und den kommenden Generationen zu erschließen. Religiöse Volkskunst spiegelt die Geschichte wider, erzählt uns von Glaubensvorstellungen und dem täglichen Leben unserer Vorfahren, davon, was Menschen durch Jahrhunderte wichtig war, woran sie geglaubt, worauf sie gehofft haben, wie sie Feste im Jahreslauf gefeiert haben. Sie hilft uns, unsere Wurzeln zu verstehen“, erklärt Dr. Maria Baumann, Leiterin der Abteilung Kunst und Denkmalpflege des Bistums Regensburg, Museumsleiterin und Diözesankonservatorin. Die Sammlung des Bistums bildet die Bandbreite und Fülle des Brauchtums und seiner handwerklichen Zeugnisse hinsichtlich Regionen, Materialien und Epochen ab. In Kooperationen mit Universitäten und Schulen können Studierende, Schülerinnen und Schüler gezielt an Tradition und Inhalte des frömmigkeitsgeschichtlichen, Kulturellen Erbes herangeführt und zur eigenen Auseinandersetzung, z. B. im Rahmen von Seminar-Arbeiten, angeregt werden. „Die Sammlung religiöser Volkskunst ist integraler Bestandteil der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg und entspricht dem Sammlungsauftrag für diözesane Museen. In ihrem Umfang und in ihrem Objektbestand stellt sie eine der bedeutenden Sammlungen in Europa dar“, so Dr. Baumann weiter.

Heilig-Geist-Taube aus dem Bayerischen Wald. Das Eingericht wurde früher traditionell über dem Esstisch in der Stube aufgehängt (©Gerald Richter).

Forschungszentrum, Schaudepot und Fachstelle

Das Institut für religiöse Alltagskultur arbeitet als Forschungszentrum, Schaudepot und Fachstelle für Privatleute und Institutionen. Es gibt Sammlungsräume zu verschiedenen Objekt- und Themenkomplexen, eine Werkstatt für Restaurierungsarbeiten und für Kurse sowie ein Schaufenster in den Stadtraum.

Forschungszentrum für religiöse Volkskunst heißt: interdisziplinäres Arbeiten mit und an der Sammlung religiöser Volkskunst, Neubewertung der religiösen Volkskunst im Kontext kultur-und kunstwissenschaftlicher Forschung, Wiederentdeckung der religiösen Volkskunst als Bedeutungsträger christlicher Verkündigung und Glaubensvermittlung. In der Forschungsstelle stehen die Objekte zur wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung. In Kooperationen, u. a. mit der Universität und Museen, sollen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewonnen werden, religiöse Volkskunst zum Gegenstand ihrer Arbeiten zu machen. Dafür stehen ein Arbeitsplatz sowie eine umfangreiche Bestandsbibliothek bereit.

Das Schaudepot versteht sich als begehbares Museumslager, in dem ausgewählte Objekte der Sammlung präsentiert sein werden. Hier wird die Fülle und Breite religiöser Volkskunst abgebildet, mit der Darstellung einzelner Objekte aus traditioneller handwerklicher und häuslicher Produktion sowie mit Sammelvitrinen und in enger Hängung von Bildern, ergänzt durch Werke, die von Künstlern für die private religiöse Verehrung im Alltag geschaffen wurden.

In der Fachstelle, unter der Leitung von Christa Haubelt-Schlosser, können Privatleute und Institutionen sich mit ihren Anliegen und Fragen aus dem Bereich der religiösen Volkskunst an die Einrichtung wenden, z. B. zu ihrer eigenen Sammlung oder zur Vorbereitung einer Ausstellung. Ab 2026 können Lehrerfortbildungen angeboten werden. Die Fachstelle versteht sich als Kompetenzzentrum – Beratungsstelle – Fachinstitution – Lehren und Lernen am außerschulischen Ort soll hier konkret umgesetzt werden. Das Institut wird unterstützt vom „Verein zur Förderung religiöser Volkskunst“.

Text: Jakob Schötz

Pietà des peruanischen Künstlers Maximiano Ochante mit Darstellungen des Passion Christi, geformt aus Maismehlmasse, farbig bemalt (©Gerald Richter).

 



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