News Bild St. Bonifaz gedenkt verstorbener Künstlerin unter ihrer Kreuz-Installation
St. Bonifaz gedenkt verstorbener Künstlerin unter ihrer Kreuz-Installation

Ausspannung

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Regensburg, 20. Oktober 2023

Unter einer Kreuz-Installation gedenkt die Pfarrkirche St. Bonifaz in Regensburg ihren Toten des vergangenen Jahres. Diesmal ist die Künstlerin Rita Karrer selbst unter den Verstorbenen.

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst“, heißt es in der Bibel. In der Pfarrkirche St. Bonifaz im Bistum Regensburg fand dieser Spruch Eingang in eine Kreuz-Installation an einer Kirchenwand, die im Jahr 2020 so gestaltet wurde, um den Toten des vergangenen Jahres in der Gemeinde auf würdige Weise zu gedenken. Die Farbe, die die Künstlerin für das Kunstwerk verwendet hat, hat sie selbst zu Staub gemahlen, was dem Gesamtkunstwerk zusätzliche Tiefe verleiht. Wenn dieses Jahr an Allerseelen, am 2. November um 19 Uhr, der traditionelle Gedenkgottesdienst zu Ehren der Toten stattfindet, ist unter den Namen, die verlesen werden, auch die Künstlerin zu finden. Rita Karrer starb im vergangenen Dezember nach längerer Krebserkrankung im Alter von 82 Jahren.

Ihre Kreuz-Installation ist für den Künstlerseelsorger im Bistum, Domvikar Dr. Werner Schrüfer, eine besondere Gedenkstätte. „Es gibt kein ähnlich gelagertes Kunstwerk zum Gedenken an die Toten im Bistum“, sagt er. „Meist gibt es eine Tafel, die aufgestellt wird oder ein Buch für die Sterbebilder.“ Das Kreuz-Kunstwerk passe farblich und auch vom Stil her sehr gut in die moderne Kirche, die erst 1970 geweiht wurde. „Die Linien sind für einen Gedenkort ein ruhiger und konzentrierter Rahmen“, sagt er. Rita Karrer war Vertreterin der so genannten Konkreten Kunst, die sehr reduziert und mit klaren geometrischen Formen und mit Farben auskommt. Karrer arbeitete eng mit Eugen Gomringer zusammen, der als Begründer der Konkreten Poesie gilt und der sie 2018 mit dem Buch „Das konkrete Experiment im Werk von Rita Karrer“ ehrte.

Als ob die Verstorbenen in den Arm genommen werden

Tritt man nahe an die Kreuz-Installation heran, fällt auf, dass der rotbraune Farbton nicht gleichmäßig eben, sondern grieselig auf der Fläche verteilt ist. „Meine Frau hat die Farbe selbst hergestellt“, erklärt Robert Karrer. Die Erde habe sie aus den USA mitgebracht, wo sie eine Lehrzeit in einer Künstlerkolonie verbrachte. Zuhause habe sie die Erde dann zu feinem Staub gemahlen und mit Bindemittel verbunden. Die zweite Farbe stamme von einer Ägypten-Reise. Dort habe sie auf einem Markt die Blätter einer Indigopflanze gekauft. Ursprünglich zeigte Karrer die Bilder im Jahr 2000 bei einer Ausstellung des Diözesanmuseums in Ihrlerstein, wo Martin Stempfhuber Gemeindepfarrer war. Die Bilder hingen damals zweireihig nebeneinander. Seit 2017 ist Stempfhuber Pfarrer in St. Bonifaz. Als dort eine leere Wand, angrenzend an den Taufbereich in der Kirche, gestaltet werden sollte, erinnerte er sich an Rita Karrer, die nun zu seiner Gemeinde gehörte. Er sprach sie an. So entstand die Kreuz-Installation mit dem Titel „Ausspannung“, die sich farblich und symbolisch stimmig für den Kirchenraum eignete. Wie die Arme Christi für die Toten aufgespannt, hängt nun das Kreuz in der Kirche und es wurde darunter Platz für die Sterbebilder geschaffen. „Es wirkt, als ob sie in den Arm genommen werden“, erklärt Schrüfer. Gelungen findet er auch die Nähe zum Kirchenraum: „Die Lebenden und die Toten gehören zusammen.“

Text und Gruppenfoto: Martina Groh-Schad, Portrait der Künstlerin: Robert Karrer
Titelbild:Die Kreuz-Installation in St. Bonifaz im Bistum Regensburg erinnert an die Verstorbenen des vergangenen Jahres. In diesem Jahr ist die Künstlerin selbst, Rita Karrer, unter den Toten, wie Künstlerseelsorger und Domvikar Dr. Werner Schrüfer (rechts) und der Ehemann der Verstorbenen Robert Karrer erinnern.

(jas)

Die Künstlerin Rita Karrer starb im vergangenen Dezember mit 82 Jahren an einer Krebserkrankung. Bildnachweis: Robert Karrer.



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