Reisebericht 4: Jubiläum 150 Jahre Mallersdorfer Franziskanerinnen in Siebenbürgen
Nach dem Frühstück in Odorhei fuhren wir um 7.30 Uhr ab in Richtung Sibiu, durch einen neblig grauen Morgen. Auf der Fahrt informierte uns Schwester M. Hiltrud wieder aus der Bilinski-Chronik über die Anfänge und Tätigkeiten unserer Schwestern in Sibiu und das Auf und Ab in der Geschichte dieser Bildungsstätte.
Bilinksi war von 1893 bis 1940 Vorsteher des Schwesternhauses. Ihm folgte 1941 Dr. Bruckner. Sechs Schwestern waren am 19. November 1864 zusammen mit ihrer Generaloberin M. Anastasia Glück aus Pirmasens angereist. Am nächsten Tag wurden sie vorgestellt und bereits am 21. November nahmen sie ihre Arbeit in Hermannstadt auf: Betreuung von Schülerinnen, Kindergartenkindern, Internatsbewohnern. Vom 2.2.1941 bis 19.11.2941 wurden diese Einrichtungen ausgelagert und das Haus als großes deutsches Kriegslazarett besetzt.
Schwester M. Michaela berichtete dann von der Bedeutung dieser ersten Niederlassung hier in Siebenbürgen 1864 und von Baugeschichte in Hermannstadt seit der Rückgabe und den schwierigen, aufwändigen Renonvierungarbeiten – mit Hilfe der Firma Benedett und den Klosterarbeitern aus Mallersdorf. Das Gebäude ist jetzt vermietet an eine Akademie für Krankenpflege, die Pflegekräfte für Deutschland ausbildet, sowie die bisherige „Textilschule“ (Designer und Gestaltung). Sie erläuterte auch kurz die Bedeutung der Orte, durch die wir kamen: die Landschaft der sogenannten „Sachsendörfer“, weil sie von deutschen Sachsen, eigentlich “Moselfranken“, besiedelt und gestaltet worden waren: Sigihoara =Schäßburg – das „Siebenbürgische Nürnberg“ genannt; wegen seiner malerischen Fachwerkhäuser und der alten Burg, Biertan – mit dem Turm zur Bestrafung und Versöhnung für streitende Ehepaare, Medias mit dem Denkmal von Hermann Julius Oberth, einem Pionier der Weltraumfahrt, Copsa Mica, die (ehemals!) „schwarze Stadt“ und schließlich Sibiu als europäische Kulturhauptstadt. In deren Silhouette konnten wir die hohen Spitzen der Fogarasi Karpaten sehen.
In Sibiu angekommen, inspizierten wir zunächst den frisch gestalteten zurückgegebenen Teil des ehemaligen Schulgebäudes. Im ersten Stock waren an der Wand von zwei Klassenzimmern reichhaltige Schautafeln aus unserer Ordensgeschichte zu besichtigen – ein unermesslicher Schatz von Erinnerungen an die Personen und Tätigkeiten unserer Schwester – früher und seit dem Neubeginn 1989. Nach dem Mittagessen in der nahegelegenen Kantine erwarteten wir Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Nach der Begrüßung und einer kleinen Kaffeestärkung stiegen wir hinauf in den 2. Stock des Gebäudes, wo im mühevoll restaurierten Festsaal um 15.00 Uhr der Jubiläums-Festakt begann .Nach und nach füllte sich der große Festsaal mit etwa 120 Gästen – Schwestern, kirchlichen und weltlichen Ehrengästen und einer Gruppe von (ca 10) „Ehemaligen“, die hier noch vor 1948 zur Schule gegangen waren und sich besonders freudig gegenseitig begrüßten.
Nach dem Festakt begeben sich die Gäste zur katholischen Pfarrkirche in Sibiu. Hier wird um 17.15 Uhr der festliche Dankgottesdienst mit vielen Konzelebranten gefeiert. Hauptzelebrant ist Weihbischof Tamás Józef als Vertreter des Erzbischofs von Alba Julia, Bischof Voderholzer und Dr. Wilhelm Gegenfurtner, zusammen mit drei Erzdekanen und anderen Geistlichen.
Aus dem Gruß- und Dankwort am Schluss des Gottesdienstes von Bischof Rudolf Voderholzer an die Gottesdienstteilnehmer: Er sagte, es sei ihm eine außerordentlich große Freude, an diesem Fest teilnehmen zu können. „Wir schauen zurück auf ein segensreiches Wirken vom 20.11.1864 an. So möchte ich zunächst der Ordensgemeinschaft zu diesem runden Geburtstag gratulieren. Wir freuen uns mit ihnen. Wir schauen auf den ganzen Weg dieser Geschichte zurück mit einer 40 jährigen Wüstenwanderung und einer kaum mehr für möglich gehaltenen, kaum mehr geglaubten Wieder-Auferstehung. Wir feiern zuerst den Herrn der Geschichte, der diese Wieder-Auferstehung ermöglicht hat. Ich freue mich auf die Begegnung mit Schwestern, die diese 40 Jahre durchgestanden haben. Mein Dank geht an den Herrn der Geschichte und an alle Verantwortlichen als Bischof von Regensburg, dem Sie in besonderer Weise anvertraut sind, Dank an den Herrn Superior und allen, die in der Ordensleitung Verantwortung tragen, Dank für alle für alle Mühe und Sorge für diese große Gemeinschaft. Ich danke allen Geistlichen, die den Schwestern hier in Siebenbürgen zur Seite stehen, für das gute Zusammenwirken, für alle Brüder im geistlichen Dienst, besonders dem Festredner als besonderem Kenner dieser 150 jährigen Geschichte. Ehe Sie in Mallersdorf heimisch geworden sind, waren Sie schon hier. Sie hatten noch ein früheres Wirkungsfeld hier in Hermannstadt . Und vertrauen wir auch die weitere Geschichte der Ordensgemeinschaft dem Herrn Jesus Christus und der Fürsprache der Gottesmutter Maria und dem Gründer Nardini an, dass sie die Kraft und die personalen Ressourcen schenken, um weiterhin in den Spuren des heiligen Franziskus und des Stifters für die Ärmsten der Armen, die sich noch nicht und nicht mehr selbst helfen können. Alle diese Anliegen: Gott befohlen!“
Auf Bitte von unserer Generaloberin M. Jakobe versammelten wir uns anschließend an der Statue der Muttergottes, die die Schwestern bei ihrem überstürzten Auszug aus dem Haus in Sibiu retteten und die nun in dieser Pfarrkirche steht. Wir sangen - in Ergriffenheit – das Salve Regina. Anschließend lud der Pfarrer noch zu einer kleinen Agape in einen Raum des Pfarrhauses ein. Bei strömendem Regen, in nächtlicher Dunkelheit, aber in großer Dankbarkeit und Freude ging unsere Fahrt dann nach Odorhei zurück.
Von der Reise berichtet Schwester Maria Godehard Haushofer aktuell aus Rumänien.
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