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Regensburger Bistumsgeschichte

Aus der Geschichte lernen

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Regensburg, 11. November 2023.

Vor kurzem ist im Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte (Regensburg 2023) der sehr informative neue Band der „Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg“ (Band 57) erschienen. Er wurde von Dr. Josef Ammer und Prof. Dr. Karl Hausberger herausgegeben.

Das seltene Patrozinium St. Thekla

Eingeleitet wird die Publikation mit einem Beitrag von Archiv- und Bibliotheksdirektorin Dr. Camilla Weber über „Mausheim bei Beratzhausen. Ein Dorf und seine Kirchengeschichte(n)“ (S. 7-40): Der Ursprung menschlicher Ansiedlung rund um den an einer karolingischen Fernhandelsstraße gelegenen Ort geht weit in die Frühgeschichte zurück. „Im Jahr 1521 wurde in der Pfarrei Beratzhausen als erster Pfarrei im Deutschen Reich unter den Herren von Stauff zu Ehrenfels das neue reformatorische Bekenntnis eingeführt“ (S. 9). Die Jahre um 1770 brachten im Tal der Schwarzen Laber wie in vielen Regionen Bayerns „Missernten, Teuerung von Lebensmitteln und Hunger“ (S. 25). Bis heute gelingt es den Mausheimern, ihr kleines Gotteshaus mit dem seltenen Patrozinium St. Thekla (Gedenktag: 23. September) in Ehren zu halten.

Regensburger Caritasgeschichte

Unter dem Titel „Helfen macht nicht ärmer“ gibt der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Manfred Eder Einblicke in die Regensburger Caritasgeschichte (S. 69-88): Der Aufsatz geht auf den Festvortrag zurück, den der Autor im Juli 2022 im Rahmen der Feierstunde zum 100-jährigen Jubiläum des Diözesancaritasverbandes Regensburg gehalten hat. Eder beschreibt ausführlich den „Caritasfrühling“ in Bayern und im Bistum Regensburg im 19. Jahrhundert. Die „eigentliche Stunde“ der Caritas schlug nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts der „katastrophalen Not von etwa 14 Millionen Flüchtlingen, Vertriebenen und Umsiedlern und vier Millionen ganz oder teilweise zerstörten Wohnungen in Deutschland“ (S. 78). In den 1970-er Jahren zeichnete sich eine gewisse Akzentverschiebung zur Sozialberatung und Sozialtherapie ab. Es kam zu einer fortschreitenden Spezialisierung der Hilfs-, Beratungs- und Behandlungsdienste.

Priesterweihen: Hoffnung auf ein Neuerwachen des Glaubens

Den Aufsatz „Die Priesterweihen im Bistum Regensburg im 20./21. Jahrhundert“ (S. 111-156) hat Domdekan Dr. Josef Ammer verfasst: Er nennt detailliert die Anzahl der Priesterweihen unter den jeweiligen Bischöfen (beginnend mit der Amtszeit von Bischof Antonius von Henle im Jahr 1906 bis herauf in die Gegenwart) und kommt zu dem Ergebnis, dass schon gegen Ende der Amtszeit von Erzbischof Buchberger „die Zahlen der Neugeweihten jene der verstorbenen Priester kaum noch aufwiegen“ (S. 155) konnten. Diese Entwicklung setzte sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts fort. Immer mehr Priester aus der Weltkirche – Diözesan- und Ordenspriester – wurden in den Dienst der Seelsorge im Bistum Regensburg übernommen. Zu Beginn des Jahres 2022 hatten von den 631 Pfarreien der Diözese 159 einen Pfarrer, der nur für sie zuständig war. 472 Pfarreien waren zu 201 Pfarreiengemeinschaften zusammengeschlossen. Abschließend führt der Autor treffend aus: „Nur eine neue Sehnsucht nach Gott und ein Neuerwachen des Glaubens, das Gott seiner Kirche schenkt, sowie eine neue Evangelisierung … können wieder ein Klima schaffen, in dem geistliche Berufe entstehen und junge Menschen den Ruf Gottes zum Dienst für sein Reich hören und ihm gerne folgen“ (S. 156).

1100. Geburtstag des heiligen Wolfgang und 1050 Jahre Erzbistum Prag

Den Beitrag „Das 1000-jährige Gründungsjubiläum des Erzbistums Prag 973-1973 und seine Würdigung im Bistum Regensburg“ (S. 157-169) hat Dr. Camilla Weber verfasst. Dieser Aufsatz erinnert zugleich an das 1050. Jubiläum des Erzbistums Prag (2023) und an den 1100. Geburtstag des heiligen Wolfgang (2024): In ihrem überaus lesenswerten Beitrag beschreibt Weber, wie das Jubiläumsjahr – unter kommunistischer Herrschaft – in Prag gefeiert wurde. Das große Jubiläum konnte dort nur mit einem einzigen Gottesdienst im Veitsdom begangen werden – am Ostermontag 1973, mit 2000 Menschen. Alle weiteren geplanten Feierlichkeiten sind von den staatlichen Behörden „rigoros untersagt worden“ (S. 160). Diözesanadministrator František Tomàšek, der spätere Erzbischof von Prag und Kardinal, konnte eine Grußbotschaft von Papst Paul VI. verlesen. Den Höhepunkt der Regensburger Feierlichkeiten zum Prager Millennium bildete der Festgottesdienst im Dom am 21. Oktober 1973. Der dabei für den Prager Oberhirten aufgestellte Bischofsstuhl im Dom blieb leer, weil ihm die Prager Behörden die Reise nach Regensburg verweigerten. Anschließend fand im Herzogssaal eine Festakademie statt.

Die Neugliederung der Dekanate

Abgeschlossen wird der Band mit dem Aufsatz „Die Neugliederung der Dekanate im Bistum Regensburg 2022 in historischer Perspektive“ (S. 171-216) von Dr. Josef Ammer: Das Territorium des Bistums Regensburg hat sich seit der Abtrennung des Erzbistums Prag unter Bischof Wolfgang im Jahr 973 „kaum noch verändert“ (S. 171). Der Autor stellt die neuen Dekanate – geordnet nach Regionen – mit kurzen historischen Notizen zu ihrer jeweiligen Vorgeschichte vor. Die beigegebenen Karten der Dekanate stellen den im Frühjahr 2023 gegebenen Planungsstand für die Zusammenfügung von Pfarreien zu Pfarreiengemeinschaften dar, wie dies bis 2034 umgesetzt werden soll. – Die neueste Veröffentlichung des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte ist überaus lesenswert. Sie bietet zu verschiedenen Themen interessante theologische und historische Einblicke.

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Bild: Uwe Moosburger / Altrofoto



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