Sie sind in unserem Bistum in der Ausländerseelsorge tätig. Um welche Menschen kümmern Sie sich und was sind dabei Ihre Aufgaben?
Meine Hauptaufgabe ist die spirituelle Betreuung der kroatischsprachigen Gläubigen. Derzeit gibt es in unserer Diözese etwa 10.000 katholische Gläubige, hauptsächlich aus Kroatien und Bosnien und Herzegowina, ein kleinerer Teil kommt jedoch aus Serbien, Montenegro, dem Kosovo und Nordmazedonien. Die Zahl der Gläubigen wächst von Jahr zu Jahr, da weiterhin Menschen aus den genannten Ländern nach Deutschland kommen, auf der Suche nach besser bezahlter Arbeit. Gegen Mitte und am Ende des letzten Jahrhunderts kehrten viele dieser Menschen nach ihrer Pensionierung in ihre Heimatländer zurück. Heute ist die Situation anders. Familien, die ihre Kinder in Deutschland großziehen, wollen nicht getrennt werden. In den letzten Jahrzehnten sind ganze Familien hierhergezogen und brauchen auch hier spirituelle Betreuung, Sakramente, Gottesdienste, Gebete und Lieder in ihrer Muttersprache.
Ein Blick in die Vergangenheit: Die Kroatische Katholische Mission in der Diözese Regensburg wurde am 21. November 1969 gegründet. Ihr erster Leiter war der Karmeliterpater Drago Marić, der diese Aufgabe 14 Jahre lang erfüllte. Im Jahr 1983 übernahm ihn Pfarrer Josip Antonac, der 38 Jahre im Amt war, bis er am 31. August 2021 in den Ruhestand ging. Der Herr rief ihn am 4. Februar 2022 zu sich und viele Gläubige erinnern sich noch heute gerne an ihn und sprechen von ihm. Ich bin der dritte Leiter der Mission seit ihrer Gründung vor 55 Jahren.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit sind die heiligen Messen in den Städten, in denen die meisten meiner Gläubigen leben: Regensburg, Deggendorf, Straubing, Geiselhöring, Mainburg, Amberg und Weiden. Außerdem halte ich fast jedes Wochenende Taufen auf Kroatisch in verschiedenen Pfarreien im gesamten Bistum Regensburg. In Krankenhäusern besuche ich Kranke, und natürlich stehe ich regelmäßig auch für das Sakrament der Beichte zur Verfügung.
Vor welche Herausforderungen stellt Sie Ihre Arbeit?
Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich, aber wir Menschen leben von Begegnungen miteinander und der Freude, die wir einander bereiten können. Wie Jesus sagte: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Jeden Tag treffe ich meine Gläubigen, die im gesamten Gebiet der Diözese leben. Jeder Tag ist tatsächlich anders; es gibt Tage, an denen ich morgens die Messe in Mainburg feiere, mittags in Regensburg und nachmittags in Weiden, und zwischendurch habe ich Religionsunterricht und Vorbereitung für Firmlinge und Erstkommunionkinder. An manchen Tagen besuche ich zwei oder drei Familien, um mit ihnen über die Vorbereitung auf die Sakramente zu sprechen: Taufe, Ehevorbereitung oder Treffen mit Älteren und das Feiern des Sakraments der Krankensalbung. Es gibt Tage, an denen ich 10-20 Familien besuche, sie kennenlerne, gemeinsam bete und dann noch ein wenig bleibe, um mich mit ihnen zu unterhalten und gesellig zu sein, so viel die Zeit erlaubt. All das bereitet mir Freude, zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen.
Was ich nicht beeinflussen kann, sind Staus oder die Wettervorhersage. Und ich verbringe viel Zeit im Auto, damit ich meine Gläubigen besuchen kann.
Mit welchen Sorgen oder Wünschen kommen die Gläubigen zu Ihnen?
Der häufigste Wunsch der Gläubigen in Städten außerhalb von Regensburg ist, jeden Sonntag eine Messe in kroatischer Sprache abzuhalten. An Sonn- und Feiertagen finden in Regensburg regelmäßig Messen statt, in anderen Städten einmal im Monat, außer in Mainburg, wo wir sie alle zwei Wochen feiern. Die Realität ist, dass ich der einzige Priester in der gesamten Diözese bin und es mir unmöglich ist, jeden Sonntag in allen sieben Städten mit allen meinen Gläubigen zu sein. Ich bin auf jeden Fall glücklich, und ich glaube, auch meine Kollegen in den deutschen Pfarreien sind glücklich, Kroaten in ihren Gemeinden zu haben, die jeden Sonntag zur Messe kommen.
Interview: Thomas Oberst
Foto: Vlado Letinčić
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