News Bild Pontifikalgottesdienst zum 100. Todestag von P. Viktrizius Weiß in der Wallfahrtskirche Maria-Hilf in Vilsbiburg

Pontifikalgottesdienst zum 100. Todestag von P. Viktrizius Weiß in der Wallfahrtskirche Maria-Hilf in Vilsbiburg

„Im Ruf der Heiligkeit“

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Vilsbiburg, 13. Oktober 2024

Am 13. Oktober 2024 feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer ein Pontifikalamt zum 100. Todestag von Pater Viktrizius Weiß in der Wallfahrtskirche Maria-Hilf in Vilsbiburg. Dabei betete der Regensburger Oberhirte für eine baldige Seligsprechung des Kapuzinerpaters.

Am 100. Todestag des ehrwürdigen Dieners Gottes, Pater Viktrizius Weiß, feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in der Bergkirche Maria-Hilf in Vilsbiburg einen Pontifikalgottesdienst mit Liveübertragung durch den kirchlichen Sender K-TV. Die Kapellsingknaben und Mädchenkantorei Altötting unter Leitung von Herbert Hager übernahmen die hervorragende musikalische Gestaltung. Einen herzlichen Willkommensgruß entboten dem Bischof die Kommunionkinder Emilia und Sebastian. Sie gratulierten ihm nachträglich zum Geburtstag mit einer großen Kerze und Blumen als Geschenk. Der Rector ecclesiae und Wallfahrtsdirektor der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Vilsbiburg der Salesianer Don Bosco, Pater Peter Berger, freute sich sehr über die Zusage des Diözesanbischofs für diesen so bedeutenden Tag in Vilsbiburg. Er begrüßte zum Gedenktag den Provinzial der Salesianer Don Bosco, P. Reinhard Gesing, Stadtpfarrer Peter König und Alois Gaßner SDB aus Vilsbiburg, die Kapuzinerbrüder Marinus Parzinger aus Altötting, Paulus Terwitte, Christian Höfele, zwei Studenten aus Salzburg, Pfarrer Egon Dirscherl aus Eggenfelden, Pfarrer i.R. Hermann Stanglmayr aus Aich, Pfarrer i.R. Franz Mühlbauer aus Mindelheim sowie Landrat Peter Dreier und die vielen Gottesdienstbesucher.

Bischof Rudolf dankte für die freundliche Begrüßung und sagte, er sei gern der Einladung gefolgt, sich in die große Schar der Verehrer von Pater Viktrizius Weiß einzureihen, dessen 100. Todestag sich am 8. Oktober jährte. Vor allem auf Drängen des gläubigen Volkes sei sein Grab schon 1927 hierher in die Wallfahrtskirche verlegt worden. „Heute beten wir um den baldigen erfolgreichen Abschluss des Seligsprechungsprozesses, damit wir Pater Viktrizius Weiß bald auch öffentlich und offiziell als Seligen der Kirche verehren dürfen.“

Bedeutende Lebensgeschichte

„Ein besseres, geeigneteres Evangelium (Mk 10,17-30) hätten wir nicht auswählen können für das heutige Gedenken an Pater Viktrizius Weiß, als dasjenige, das ohnehin für den heutigen Sonntag vorgesehen ist“, stellte Bischof Voderholzer zu Beginn seiner Predigt fest. Die Frage des reichen Mannes, was er denn tun müsse, um das ewige Leben zu erlangen, beantwortete Jesus mit der Forderung, er solle seinen ganzen Besitz aufgeben und ihm nachfolgen. Vom heiligen Antonius, dem Wüstenvater im vierten Jahrhundert, wissen wir, so der Bischof, dass er als junger ägyptischer Christ in der Kirche dieses Evangelium gehört hat. „Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen“ (MK 10, 21) – dieser Satz traf ihn und gab seinem Leben eine neue Richtung. Der junge Mann machte damit ernst, verkaufte sein Vermögen und verschenkte es an die Armen und zog sich in die Einsamkeit der ägyptischen Wüste zurück. Für P. Viktrizius Weiß hatte das Wort Gottes, das „so kraftvoll wie ein scharfes Schwert“ in unsere Lebenssituationen eindringt, einen ähnlichen Widerhall. 1872 schrieb Dr. Anton Nikolaus Weiß, Dozent im erzbischöflichen Priesterseminar in Freising, in sein Tagebuch „ich wollte gerne alle meine Sachen hergeben, Bücher und alles verlassen, wenn ich Dich Herr ganz gewinnen könnte“. Auch wenn die Schilderung der Lebensgeschichte von Pater Viktrizius in Vilsbiburg wie „Eulen nach Athen tragen“ bedeuten könne, ging Bischof Rudolf auf einige Eckdaten seiner Vita ein. Am 18. Dezember1842 wurde er in Eggenfelden geboren – und dort auf den Namen Anton Nikolaus getauft. Er besuchte das Gymnasium in Landshut und studierte in München Philosophie und Theologie. Am 29. Juli 1866 wurde er in Freising zum Priester geweiht. Nach seiner Kaplanstelle in St. Ursula in München-Schwabing war er Präfekt und Dozent in Freising. 1871 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. 1873 legte er als bester Kandidat die Pfarramtsprüfung mit der Aussicht auf noch höhere und verantwortungsvollere Ämter ab. Mehr und mehr reifte in ihm aber die Berufung zum Ordensleben – und so bat er um die Aufnahme in den Kapuzinerorden. Am 20. August 1875 wurde er in Burghausen ins Noviziat aufgenommen. Als er nicht den Namen des Tagesheiligen Bernhard, sondern den Namen Viktrizius erhielt, war er zunächst erschrocken, so der Bischof. Aber er schrieb: „Sei mutig. Siehe, das kleine Opfer, das ich mit dem Namen gebracht, es hat mir so viel Freude eingetragen. Viktrizius, Gott hat mich besiegt, ich will siegen.“ Ich bin ein Sohn Mariens, wem anders verdanke ich so viele Gnaden als der Fürbitte Mariens“.

So verarbeitete Anton Nikolaus den ersten Schrecken über den Namen, der im Kapuzinerorden nicht selten und für viele nicht ganz einfach auszusprechen ist. Er wurde fünfmal für je drei Jahre zum Provinzial der bayerischen Provinz gewählt. In seiner Amtszeit kam auf die Kapuziner, bedingt durch die Ausweisung der Jesuiten durch den Kulturkampf, eine besondere Verantwortung im Bereich der außerordentlichen Seelsorge, der Volksmissionen und der Exerzitienarbeit zu. Außerdem hatte die Provinz ein weites Missionsfeld in Südamerika. Nicht zuletzt kamen mehrere neue Klöster hinzu, so dass mit der Großstadtseelsorge betraute St. Joseph in München-Schwabing in nächster Nähe der Universität der katholisch-theologischen Fakultät. Auch die Wiederbesiedlung des Maria-Hilf-Berges in Vilsbiburg durch die Kapuziner im Jahr 1886, 84 Jahre nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Säkularisation 1802, war eine neue Herausforderung. Hier verbrachte Pater Viktrizius Weiß auch die letzten 16 Jahre seines Lebens als hochangesehener Exprovinzial, zunehmend von Krankheit und körperlichen Gebrechen gezeichnet, aber treu im täglichen Gebet.

 Am 8. Oktober 1924 verstarb der Priester im Kapuzinerkloster auf dem Maria-Hilf-Berg Vilsbiburg „im Ruf der Heiligkeit“, wie es auch auf der Grabplatte vermerkt ist.

Nicht nur seine Mitbrüder und der damalige Diözesanbischof, sondern auch ganz besonders das gläubige Volk, waren von der Gewissheit erfüllt gewesen, „dass ein Mensch von ihnen gegangen war, der gar nicht ihres Gebetes bedurfte, sondern vielmehr selbst um Fürsprache angerufen werden könne“. 1935 wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet und 1953 nach dem Krieg mit Nachdruck wieder aufgenommen: „Die vorerst letzte Station die Zuerkennung des heroischen Tugendgrades, die letzte Stufe vor der offiziellen Seligsprechung unter Papst Johannes Paul II., im Jahr 1979.“

Mittelmäßigkeit genügt nicht

Keiner, der heute zum Todestag hier ist, kennt Pater Viktrizius Weiß persönlich. Wir alle kennen ihn aus Erzählungen, der Lektüre seiner Schriften, seiner Biografie und durch den vertrauten Umgang mit ihm beim Gebet an seinem Grab. Dann fügte Bischof Rudolf eine persönliche Anmerkung hinzu: „Ich kenne ihn, ich bin ihm sozusagen erstmals begegnet durch das Zeugnis eines anderen Pater Viktrizius, eines Kapuzinerpaters, der ebenso diesen Namen trug und der mein Münchner Religionslehrer am Dante-Gymnasium in München Sendling war.“ Dieser Pater erzählte auch von seinem Namenspatron. Seinem Religionslehrer Viktrizius Berndt aus Böhmen, so der Bischof weiter, verdanke er viel. Durch seinen Religionsunterricht im Gymnasium fand er selbst zu einer vertieften Form der Reflexion auf dem von den Eltern vermittelten Glauben – und schließlich auch den Weg zum Theologiestudium und ins Priesterseminar. Ohne diese Begegnung, so der Bischof, stünde er vermutlich heute nicht als Bischof hier. Pater Viktrizius Berndt war 1933 in Prag in den Kapuzinerorden eingetreten und bekam seinen Namen als „eine Art Verneigung der Prager Provinz vor der bayerischen Kapuzinerprovinz, die sich gerade anschickte – nach erfolgreichem Abschluss des Heiligsprechungprozesses für Konrad von Parzham OFMCap von Altötting – nun den Seligsprechungsprozess für Pater Viktrizius Weiß einzuleiten. Es gibt viele Parallelen zwischen beiden, zwischen Pater Weiß und Pater Berndt: beide waren hervorragende Lehrer in Schule und Universität. Ihnen hätten alle Ämter in der Kirche offen gestanden. Aber sie wählten den Weg der Demut, der Nachfolge Jesu in den Fußspuren des heiligen Franziskus, um in der Verborgenheit des klösterlichen Lebens, in der Seelsorge, im Beichtstuhl, in der Schule und der alltäglichen Sorge um die Menschen sich zu verzehren. Pater Berndt hob gegenüber Bischof Rudolf oft die Weitsicht von Pater Weiß hervor, die sich in der Errichtung des Klosters St. Joseph in München Schwabing zeigte. Gerade in diesem Künstlerviertel in der Nähe der Universität, dort wo alle neuen Ideen zu allererst auftauchen und ventiliert werden, dort braucht es die Zeugen des Evangeliums, die Kapuziner. 

Bischof Rudolf erinnerte in seiner Predigt weiter an die große Feier zum 50. Todestag von Pater Viktrizius am 13. Oktober 1974, die damals Anlass für eine große Wallfahrt gewesen ist. Der damalige Bischof Rudolf Graber hat ein vielzitiertes Wort aus dem geistlichen Tagebuch des Paters aufgegriffen. Am 6. September 1876 hatte Pater Viktrizius notiert: „Du musst nach Heiligkeit trachten, Mittelmäßigkeit ist nicht dein Beruf.“ Bischof Graber schloss daran die Worte an die gottesdienstliche Versammlung: „Es wäre wohl die schönste Frucht dieser Wallfahrt heute, wenn jeder von uns mit diesem Gedanken wegginge. Mittelmäßigkeit ist nicht dein Beruf. Wir kranken heute alle an dieser Mittelmäßigkeit“, an dem Gedanken, dass es schon ausreicht, nicht schlechter als andere zu sein, mit denen wir uns vergleichen. Aber dies ist nicht der Auftrag von getauften und gefirmten Christen. Vielmehr, so Bischof Graber, sei die Sendung des heiligmäßigen Ordensmannes ein Zeichen für unsere Zeit, die uns daran erinnern soll, dass wir uns nicht mit der Mittelmäßigkeit in der Nachfolge Christi zufriedengeben sollen.

Zum Schluss einer Predigt griff Bischof Rudolf die vielgestellte Frage auf, warum Pater Viktrizius Weiß noch nicht als Seliger offiziell in der Kirche verehrt wird und warum man auf ein Wunder warten muss. Was ist der Sinn dieser kirchenrechtlichen Vorgabe, fragte Bischof Rudolf und gab die Antwort: „Ich habe bei evangelischen Theologen eine große Wertschätzung dieser kanonischen Vorschrift gelesen, die da lautet: Es ist klug von der katholischen Kirche auf ein Zeichen vom Himmel her zu warten“, denn die Heiligen sind nicht „moralische Weltmeister“, Menschen, die ein vollkommenes Leben geführt haben, sondern sie sind „Zeichen der göttlichen Gnade“. Es ist nicht unser Werk, wenn wir sie selig- oder heilig sprechen, so wichtig die Verehrung des Volkes ist. Die Verehrung, so der Bischof, „kann letztendlich nur ein Echo auf das In-Erscheinung-Treten der göttlichen Gnade und ein Zeichen vom Himmel her sein. So spüren wir, dass durch die Seligen und Heiligen Gott selber als der unbegreifliche und mit menschlichen Kategorien nicht einholbare wirkt. Der Himmel muss mithelfen. Der Himmel vollzieht die eigentliche Selig- und Heiligsprechung“ Deshalb ist es gut, so Bischof Rudolf, wenn wir in Geduld geübt werden – und immer wieder neu aufgerufen sind, zu beten, um ein Zeichen vom Himmel zu erhalten. „Und es möge uns bald geschenkt werden.“ Bischof Rudolf schloss mit den Gebetsworten: „Suchet zuerst Gottes Reich, versucht zuerst selber heiligmäßig in den Fußstapfen eines Pater Viktrizius Weiß und eines Konrad von Altötting und vieler anderer zu leben. Suchet zuerst Gottes Reich – alles andere wird Euch dazugegeben.“

Am Ende des Gottesdienstes zog Bischof Voderholzer mit dem Altardienst zum wunderbar geschmückten Grab im rechten Seitenschiff der Kirche und betete mit den Gläubigen um die Seligsprechung von Pater Viktrizius Weiß. „Großer Gott“ sangen die Gottesdienstbesucher aus ganzem Herzen. Mit großem Applaus dankten sie für die ergreifende Feier und den festlichen Chorgesang.

Text und Fotos: Agnes Wimmer

(SG und jas/chb)



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