Person der Woche: Toni Schels aus Herz Marien
Nicht mehr verlangen als was die Erde tragen kann
Regensburg, 18. Februar 2023.
In unserer Reihe „Person der Woche“ fahren wir fort mit der Beschreibung des Lebens und Wirkens von Anton „Toni“ Schels. Der Realschulrektor im Ruhestand bewegt in seiner Pfarrei Herz Marien Regensburg viel Punkto Klimaschutz.
Herr Anton Schels wurde in Riedenburg in Niederbayern geboren. Damals gehörte die Stadt im Altmühltal noch zur Oberpfalz, seit 1971 mittlerweile nach Niederbayern, in den Landkreis Kelheim. Herr Schels lebt aber seit Langem schon in Regensburg. Fest verwurzelt, wie er sagt, ist er in der Pfarrei Herz Marien, und das seit 1986. In der Pfarrei ist er als Pfarrangehöriger „nahezu immer“ am Sonntag in die Kirche gegangen. Ebenfalls wichtig ist ihm die Pfarrei, weil er dort ein echtes Team mit Dr. Christoph Bauer, Birgit Rödl und Matthias Töns bildet, das sich dem Klimaschutz widmet. „Wir arbeiten extrem gut zusammen. Daran habe ich Freude.“ Dass Pfarrer Heinrich Börner das Anliegen unterstützt, freut ihn ebenso.
Häufig vor allem geschmunzelt
1971 hat Anton Schels sein Abitur in Würzburg abgelegt. Schon damals wählte er im Fach Deutsch ein Umweltthema. Und er sagt heute: „Das Thema treibt mich seit dieser Zeit um.“ Jahrzehntelang habe er bemerkt, dass über sein Engagement häufig vor allem geschmunzelt wurde. Sehr viele Menschen hätten es „nicht so ernst“ genommen. In den 1980er Jahren hat er dann an Bischof Manfred Müller einen Brief geschrieben, der auf die Notwendigkeit des Umweltschutzes hingewiesen hat. Bischof Müller machte ihn auf den zweiten Schöpfungsbericht aufmerksam, demzufolge der Mensch den „Garten“, also die Schöpfung, bebaue und bewache. Als Mitarbeiter in der Schöpfung, hat Herr Schels gefolgert, sei darauf zu achten, dass „das Leben geschützt bleibt und dass wir von allen Dingen, die wir Tag für Tag brauchen, nur so viel nehmen, wie wir auch wirklich brauchen“. Wir sollten nicht mehr von der Erde verlangen als das, was sie trägt.
Der Sonnengesang des heiligen Franziskus
So ist es naheliegend und erfreulich, dass der Sonnengesang des heiligen Franziskus Herrn Schels aus der Seele spricht: „Das beschreibt die Emotion, die uns umtreibt.“ Die Umweltbroschüre der Pfarrei Herz Marien enthält ein Stück aus der Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus mit dem Zitat: „Gelobt seist Du, o Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“
Nicht alles per Innovation lösen
Wie die Gesellschaft nun dahin gekommen sei, wo sie ist? Viele Menschen hätten gemeint, man könne alles mit Innovationen lösen. „Das ist eine große Selbsttäuschung.“ Es brauche eine Verhaltensänderung und eine Bewusstseinsänderung. A. Schels: „Das ist unsere entscheidende Sache, die ich in unserer EMAS-Geschichte sehe.“ EMAS ist das Zertifizierungsverfahren mit Blick auf die Umweltverträglichkeit aller Aktivitäten einer Pfarrei hinsichtlich des Klimas. Herz Marien ist als Pilotpfarrei die erste Pfarrei in der Diözese Regensburg, die die Zertifizierung erhalten hat. Zahlreiche Institutionen und auch Pfarreien tun ihr das nun gleich.
Ein Apfelbäumchen
Dabei hat Anton Schels erfahren: „Es ist unendlich schwer, in diesem Bereich insgesamt etwas zu bewegen. Dass uns Begeisterungsstürme entgegenkommen, das ist nicht der Fall.“ In diesem Punkt hält es der pensionierte Realschulrektor allerdings mit Martin Luther, der bekanntlich sagte, wenn er wüsste, die Welt geht unter, pflanzte er selbigen Tags noch ein Apfelbäumchen.
Und eine Art Berufung
Herr Schels ist 71 Jahre alt. Der vormalige Leiter der Realschule am Judenstein wirkte dort als Konrektor von 1984 bis 1996, dann als Schulleiter bis 2011. Am besten gefallen hat ihm dabei das Erziehen der Kinder, nämlich: dafür zu sorgen, dass der Ablauf des Zusammenlebens geordnet und respektvoll ist. „Wenn sich Schüler oder Lehrer unfair verhalten haben, konnte ich das begrenzen. Das war eine anstrengende, aber sinnvolle Arbeit.“ Bis heute erfährt er bei Begegnungen in der Stadt Dank dafür, dass er den Kampf aufgenommen habe mit Schülern, überhaupt mit Menschen, die sich mehr herausgenommen haben, als ihnen zugestanden hat. Alle sollen zu ihrem Recht kommen, alle müssen sich aber auch begrenzen, weiß Pädagoge Schels: „Das war für mich eine Art Berufung.“ Ganz in diesem Sinne habe er sich berufen gefühlt, „eine Schule wirklich intakt zu machen“.
Tag mit der Meditation beginnen
Am liebsten beginnt Herr Schels in der Frühe den Tag mit der Meditation. Dafür nimmt er sich eine halbe Stunde Zeit, die ihm selbst geschenkt ist. Er versuche, mit dem Göttlichen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben, gleich, wie der Tag verläuft. „In meinem Leben habe ich viel Leid ertragen müssen“, sagt er, fügt allerdings sogleich an: „Ich sehe, dass das Leiden daran mitgewirkt hat, dass ich so bin, wie ich bin.“ Es habe ihn geformt und im positiven Sinne geprägt. Vor allem aber habe es das Verständnis für Menschen geprägt.
Text: Prof. Dr. Veit Neumann, Bilder: ven / Toni Schels