Regensburg, 21. Februar 2025
Anlässlich ihrer bevorstehenden Beschäftigung an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik, gab Prof. Katharina Berrío Quintero unserer Redaktion folgendes Interview. Ab Oktober diesen Jahres wird sie die Leitung des Lehrstuhls Klavier an der HfKM übernehmen.
Frau Berrío, Sie sind selbst renommierte Pianistin. Wie kamen Sie zu dem Entschluss, selbst unterrichten zu wollen?
Für mich gab es einen ganz besonderen Moment, als ich meine erste Schülerin hatte. Das war eine Jungstudentin in Rostock, die ich im Rahmen meiner Diplomarbeit ein Jahr lang betreut habe, parallel zu meinem Professor. In dieser Zeit habe ich festgestellt, dass mir das Unterrichten und das Arbeiten mit anderen Menschen große Freude bereitet. Zudem gibt einem das Unterrichten sehr viel zurück. Man merkt, wie man gemeinsam mit den Lernenden gewisse Entwicklungen anstoßen und Wege gemeinsame gehen kann. Das war für mich der Moment, in dem ich erkannt habe, dass ich mir diese Tätigkeit langfristig vorstellen kann. Daraufhin habe ich relativ früh an einer Musikschule zu unterrichten begonnen und dabei ein großes Interesse entwickelt, auch mit Kindern zu arbeiten. Auch heute noch ist es mein Wunsch, diesen Bereich weiter zu verfolgen. Die Arbeit mit Kindern ist sehr lehrreich, da ihre Emotionen direkt und unvermittelt zum Vorschein kommen. Man merkt schnell, ob der Unterricht erfolgreich ist, ob den Kindern die Musik Spaß macht, ob die verwendeten Methoden funktionieren und ob man sie motivieren kann. So begann für mich der Prozess, mich als Lehrende weiterzuentwickeln. Später folgten dann der Lehrauftrag, die feste Stelle in Frankfurt und jetzt die Vertretungsprofessur in Feldkirch in Österreich. Jede dieser Positionen stellt eine andere Herausforderung dar, aber der Kern bleibt immer derselbe: Gemeinsam mit den Studierenden oder Lernenden einen Weg zu finden und Impulse zu geben, damit sie sich idealerweise selbst weiterentwickeln können.
Sie erwähnten, dass Sie auch mit Kindern gearbeitet haben. Studierende hingegen bringen ja bereits Vorerfahrungen mit, insbesondere in der Musik. Würden Sie sagen, der Unterricht an einer Musikschule unterscheidet sich grundsätzlich vom Unterricht auf akademischer Ebene?
Bei Kindern ist es so, dass man sehr früh die grundlegenden Techniken und das musikalische Empfinden vermittelt. Hier ist die Herausforderung, dass man als Lehrende enorm gefordert ist, den Grundstein zu legen und eine langfristige Motivation zu wecken. Bei Studierenden hingegen ist das technische Fundament bereits vorhanden. Es geht vielmehr darum, diese Technik weiter zu verfeinern oder zu vertiefen. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass bei Kindern viel intuitiv passiert, oft durch Vormachen und Nachmachen, während Studierende bereits ein stärker ausgeprägtes Bewusstsein für ihre eigene Musikalität und ihre musikalischen Interessen haben. Bei ihnen geht es darum, sie auf den Beruf vorzubereiten und ihnen die nötigen Fähigkeiten und die richtige Einstellung zu vermitteln, um die Musik in die Gesellschaft zu tragen.
Welche Eigenschaften halten Sie für besonders wichtig, um als Musikstudent erfolgreich zu werden, und wie unterstützen Sie diese Entwicklung im Unterricht?
Um im Bereich der Musik erfolgreich zu sein, benötigt man vor allem eine große Disziplin. Der Lernprozess ist langwierig und oft autark, da die meiste Zeit außerhalb des Unterrichts allein geübt wird. Ein Musikstudent muss sich selbst motivieren können und Ziele verfolgen, die für Außenstehende oft schwer nachvollziehbar sind. Auch die Freude am Ausprobieren, eine Neugierde und die Bereitschaft, sich der Musik hinzugeben, emotional zu öffnen und etwas zu übermitteln, sind entscheidend. Diese Eigenschaften versuche ich im Unterricht zu fördern, indem ich den Studierenden helfe, ihre eigenen Ziele zu definieren und sie darin zu unterstützen, sich ständig weiterzuentwickeln.
Es ist tatsächlich ein sehr herausfordernder Weg, da die Musikperformance oft auf den Punkt gebracht werden muss. Anders als bei einer Klausur, bei der man sich die Reihenfolge der Fragen selbst aussucht und später eine schwierige Frage noch einmal angehen kann, ist bei einer musikalischen Darbietung der Moment entscheidend. Man muss in der Lage sein, sich mental darauf vorzubereiten, die Musik zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer vollen Intensität zu präsentieren. Das ist ein langer und spannender Weg, auf dem man sich selbst sehr gut kennenlernt und auch kennenlernen muss. Es gibt sicherlich immer wieder Phasen, in denen man an sich selbst und an der Sache zweifelt, aber diese Momente sind auch Teil des Prozesses. Wenn es dann gelingt, ist es ein unbeschreibliches Gefühl, das in wenigen anderen Berufen zu finden ist.
Was ist es, worauf Sie sich am meisten freuen bei Ihrer Tätigkeit an der HfKM?
Ich freue mich darauf, neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und gemeinsam Projekte zugunsten der Studierenden zu gestalten. Mein Ziel ist es, den Studierenden einen Ort zu bieten, an dem sie sich gut betreut und unterstützt fühlen, sowohl während des Studiums als auch darüber hinaus. Es ist mir wichtig, dass sie sich gut vorbereitet fühlen und die Zeit an der Hochschule als bereichernd empfinden.
Das Interview führte Thomas Oberst
Bild: Anne Hornemann
(to/chb)