Fastengebetsaktion: Bischof Rudolf besucht Pfarrei Gleißenberg
Wie uns Tabor-Momente helfen
Gleißenberg, 6. März 2023
Zum 30-jährigen Bestehen der vom „Förderverein Gleißenberger Kreuzweg“ errichteten Via Crucis und zum 60-jährigen Weihejubiläum der Filialkirche in Lixenried besuchte Bischof Rudolf Voderholzer am vergangenen Sonntag die Pfarrgemeinde in Gleißenberg. Nach dem Pontifikalgottesdienst in der Pfarrkirche St. Bartholomäus besichtigte der Bischof die Kirche Maria Königin in Lixenried und betete am Nachmittag den Kreuzweg an den 14 Stationen auf den Gleißenberg. Im vergangenen Jahr hatte Bischof Rudolf die Fastengebetsaktion initiiert, heuer steht das Gebet der Kreuzwege unter dem Leitwort: „Was ist Wahrheit?“
Vor dem Gottesdienst begrüßte Sabine Meixensperger, die Sprecherin des Pfarrgemeinderates, den Gast aus Regensburg mit Unterstützung von zwei Firmkindern, die ihm Blumen überreichten. Nach dem Einzug in die Pfarrkirche hieß auch Pfarrer Franz Merl den Regensburger Bischof willkommen zum festlichen Pontifikalgottesdienst in der erst vor Kurzem fertig renovierten Pfarrkirche St. Bartholomäus. Er zeigte sich sehr erfreut, dass Bischof Voderholzer die Einladung anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Kreuzwegs auf den Gleißenberg angenommen hatte.
Bischof Rudolf empfand es als ein großes Glaubenszeugnis der Vereine und Gruppierungen in und um Gleißenberg, dass diese im Jahr 1993 aus den Erlösen verschiedener Faschingsveranstaltungen gemeinsam den Kreuzweg in der Natur am Ortsrand gestaltet haben. Die Gründungsmitglieder des damals gegründeten Fördervereins begrüßte der Bischof ebenso wie auch Vertreter der kommunalen und kirchlichen Gremien beim Gottesdienst.
Stärkung für den Glauben
In seiner Predigt bezog sich Bischof Rudolf auf das Evangelium, das von der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor berichtete. Im alltäglichen Leben gebe es immer wieder Zeiten, in denen der Weg schwer und mühsam sei. Dann seien es die „Tabor-Momente“, die Augenblicke, in denen man überwältigt sei von der Klarheit und Wahrheit Gottes, die Kraft geben. Sie machten einen stark und mutig, so der Bischof, auch stark genug, um gegen Widerstände und Gegenwind durchzuhalten und zum Glauben zu stehen.
„Hütet diese Tabor-Erlebnisse!“, gab Bischof Rudolf den eindringlichen Rat. Diese könnten ein herrlicher Sonnenaufgang in den Bergen, ein gutes Gespräch mit einem lieben Menschen, eine gute Predigt oder auch die Geburt eines Kindes sein, das wie ein Aufblitzen der Wahrheit Gottes wirken könne. Bischof Rudolf dankte am Ende seiner Predigt noch dem Hausherrn, Pfarrer Merl, der mit seiner zurückhaltenden und liebenswürdigen Art das Wort Gottes verkünde, was die Gläubigen mit spontanem Applaus bestätigten. Der Bischof bezog auch Diakon Alfred Dobler und Gemeindereferentin Silvia Fuchs in seinen Dank mit ein. Besonders begeistert zeigte er sich vom Kirchenchor und dem Organisten, die dem Festgottesdienst einen wunderbar würdigen musikalischen Rahmen gegeben hätten.
14 Gebetsstationen quer durch den Wald
Der Oberhirte freute sich auch über die jungen Erwachsenen, die am Altar dienten. „Es ist immer schön, wenn ich zu den Ministranten raufschauen muss – das sind diejenigen, die später auch in Beruf und Arbeit zu ihrem Glauben stehen und den Mund aufmachen.“ Den Gläubigen empfahl er, die wunderschöne Kirche gern auch außerhalb der Gottesdienste zu nutzen, um kurz innezuhalten, ein Gebet zu sprechen, eine Kerze anzuzünden, einen Tabor-Augenblick daraus zu machen.
Nach dem Gottesdienst besuchte Bischof Rudolf die Jubiläumskirche Maria Königin in Lixenried. Gemeinsam mit den pastoralen Mitarbeitern sowie Vertretern der kirchlichen Gremien und den Bürgermeistern der Gemeinde machte er sich ein Bild von der Pfarrkirche, die in diesem Sommer ihr 60. Weihejubiläum feiern kann. Bürgermeister Wolfgang Daschner blickte in alte Aufzeichnungen und erzählte vom „wundertätigen Christusbild“, das in der Gleißenberger Pfarrkirche zu sehen ist. Auch trug sich der Bischof ins Goldene Buch der Gemeinde ein. Am frühen Nachmittag versammelten sich die Gläubigen und Vertreter aller kirchlichen und weltlichen Vereine und Gruppierungen am Fuß der Kreuzweganlage und beteten gemeinsam mit den Seelsorgern und Bischof Rudolf die 14 Stationen des Kreuzwegs. Dabei übernahm immer ein anderer Vereinsangehöriger das Lesen der Texte, nach einer von der Gemeindereferentin Silvia Fuchs zeitgemäß überarbeiteten Vorlage aus Südtirol. Erfreut registrierte Bischof Rudolf die 15. Station am höchsten Punkt des Weges, welche die Auferstehung Jesu von den Toten darstellt. Hier fand er zum Schluss noch Worte des Dankes an alle, die sich um die Instandhaltung und den Fortbestand des Kreuzweges so rührig kümmern. Zudem dankte er dafür, dass so viele Menschen an diesem Tag den Leidensweg Jesu nachgegangen sind, und hoffte, dass sie durch die sehr aktuellen und greifbaren Gedanken, die zu den einzelnen Stationen vorgetragen wurden, auch in ihrem Leben Parallelen – und vielleicht auch Lösungen – gefunden haben mögen.
Ein Gemeinschaftswerk
Bereits 1989 hatte sich aus den damals bestehenden örtlichen Vereinen der „Förderverein Gleißenberger Kreuzweg e. V.“ mit dem Vorhaben gebildet, im Gemeindegebiet eine Kreuzweganlage in freier Natur zu errichten. Drei Jahre später, so ist in den Unterlagen des 1. Vorsitzenden Anton Schmid zu lesen, zählte der Förderverein schon 208 Mitglieder und man war sich einig, dass für den Kreuzweg die Trasse, die auf den Gleißenberg hinaufführt, verwendet werden sollte. Der Steinmetzmeister Mühlbauer aus Kühberg wurde einstimmig beauftragt, die Marterln anzufertigen. Man plante, die Segnung der Kreuzweganlage im Juli 1993, im Rahmen eines zweitägigen Festes, durchzuführen.
Aber es ging nicht ganz so einfach wie geplant mit den 14 Stationen. Der Steinmetzmeister überbrachte auf der Versammlung im Februar 1993 schlechte Nachrichten. Das vom Förderverein ausgesuchte Bronze-Motiv sei nicht mehr für alle 14 Stationen lieferbar. Glücklicherweise konnte Steinmetzmeister Mühlbauer jedoch in Italien einen Lieferanten für eine ähnliche, sogar noch ausdrucksstärkere Serie ausfindig machen. Bereits in der März-Versammlung sprachen sich alle Anwesenden für das neue Motiv aus und der Bau der Kreuzweganlage konnte beginnen. Dank guter Beziehungen zu Gemeinde und einzelnen Beiratsmitgliedern wurden sämtliche Vorhaben einschließlich der notwendigen Materialien von den darum gebetenen Firmen unentgeltlich vorgenommen und zur Verfügung gestellt. Wie geplant konnte der Kreuzweg schließlich am 11. Juli 1993 feierlich gesegnet werden.
Text und Fotos: Christine Wendl/jas/md