„Oh happy day“: Einweihung der Förderstätte Mitterteich – ein Lebensraum, der „gut tut“
Mit einem Festakt wurde am vergangenen Mittwoch die Förderstätte St. Elisabeth in Mitterteich eingeweiht. 18 schwerst- und mehrfach behinderte Menschen sollen hier ein „Leben führen, das ihnen gut tut“, so Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner, 1. Vorsitzender der KJF, während des Festgottesdienstes. Nirgendwo sonst könnten Menschen Förderung, Lebenshilfe, Verständnis und Zuwendung so kompakt erfahren, sagte der Direktor der Katholischen Jugendfürsorge, Prälat Dr. Josef Schweiger. Gleichzeitig sicherte die politische Seite Unterstützung zu. Bezirkstagspräsident Rupert Schmid will sich in den anstehenden Haushaltsgesprächen dafür einzusetzen, dass der Posten für die Förderstätte Mitterteich gesichert bleibt.
„Mit diesem Schlüssel möchte ich meine Rede nun symbolisch abschließen und die Stätte für die Betreuten aufschließen“, sagte Architekt Klaus-Peter Brückner und überreichte einen überdimensionalen Schlüssel an Prälat Dr. Josef Schweiger und Josef Fick, den Einrichtungsleiter der Werkstätten für behinderte Menschen St. Elisabeth in Mitterteich. Die Waldsassener Blechbläser setzten zum Finale an: „Oh happy day“, die neue Förderstätte in Mitterteich war damit eingeweiht.
Wahrhaft ein glücklicher Tag für die Katholische Jugendfürsorge, die als Träger der neuen Einrichtung fungiert. „Menschen mit Behinderung erhalten hier Raum zur Förderung. Es geht darum, die Not anderer zu sehen und mitzutragen“, sagte Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner während des Gottesdienstes in der neuen Lichthalle der Förderstätte. Im Anschluss an das Evangelium wies er auf die Eitelkeit des Menschen hin, dass dieser gelobt werden wolle, sobald er Gutes getan habe. Bei Jesus jedoch zählten andere Maßstäbe, Gutes werde getan, ohne dass andere davon wüssten, ohne Lob. „Auch mit dieser Stätte wurde und wird Gutes getan, nicht weil wir im Mittelpunkt stehen wollen, sondern weil wir Christus ernst nehmen und uns die Nächstenliebe ein echtes Anliegen ist“, so der Generalvikar.
„Keine Bank, kein Einkaufzentrum – ein Wunder in dieser Zeit“
Positiv äußerten sich auch die Ehrengäste des Festaktes. Bescheidenheit ja, ein Dasein im Verborgenen nein, war die Aussage von Herbert Hahn, dem stellvertretenden Landrat des Kreises Tirschenreuth. Der Gesandte der Regierung der Oberpfalz sicherte trotz Umstrukturierungen im Integrationsamt eine gute Zusammenarbeit auch für die Zukunft zu. Roland Grillmeier, Bürgermeister von Mitterteich, sprach gar von einem „Schmuckstück“, mit dessen Unterstützung seine Stadt Verantwortung für behinderte Mitmenschen zeigen wolle. Sachliche Töne schlug Bezirkstagspräsident Schmid in seiner Rede an und sicherte zu, sich in den bevorstehenden Haushaltsgesprächen für die finanzielle Absicherung der Förderstätte Mittereich einzusetzen. „Wunder gibt es immer wieder“, zitierte Prälat Dr. Josef Schweiger in diesem Zusammenhang Katja Ebsteins bekannten Schlagertext. Es sei schon wirklich ein mittelgroßes Wunder, dass in Zeiten wie Diesen derartiges geschaffen worden sei – keine Bank, kein Einkaufszentrum, nichts, das materiellen Gewinn abwerfe. „Man erkennt eine Gesellschaft immer daran, was sie für ihre Schwächsten tut“, folgerte er.
Steigerung der Lebensqualität
Dass man eine neue Förderstätte brauchen würde, wurde bereits vor fast einem Jahrzehnt erkannt. 1997 gab es erste Überlegungen und Pläne, die zunächst aufgrund knapper finanzieller Mittel scheiterten. Der steigende Bedarf ließ sich ab dem Jahr 2000 nicht mehr leugnen, 2001 wurde ein Neubau für 18 Plätze genehmigt. Den Bau übernahmen zum Großteil Betriebe der Region, 1,4 Millionen Euro flossen von staatlicher und kirchlicher Seite in die neue Einrichtung, in der nun in drei Gruppen Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen umsorgt werden. Die Betreuten wohnen überwiegend im Elternhaus, werden jeden Morgen mit dem Bus abgeholt und am späten Nachmittag wieder nach Hause gebracht. „Die Lebensbegleitung steht im Vordergrund der Betreuung, gleichzeitig auch die Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität“, betonte Prälat Dr. Josef Schweiger. Man könne in der neuen Förderstätte auf die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen eingehen, kreative und musische Fähigkeiten unterstützen, den Lebensraum und das soziale Umfeld der Behinderten erweitern.
„Kleines Dorf mit Glasherz“
„Die Stätte soll funktionieren wie ein kleines Dorf“, erklärte Architekt Klaus-Peter Brückner, der den Plan zusammen mit seinem Sohn ausgearbeitet hatte. Rund um eine Halle mit Glasdach als Herzstück der Anlage gruppieren sich die Räume der drei Fördergruppen, ein Bewegungsraum mit Matten, Seilen und Bällen sowie weitere Räume, die mit Wasserbetten, Musikanlagen, Wassersäulen und verschiedenen bunten Lichtern ausgestattet sind. „Hier werden Farben, Formen, Musik, Bewegung und optische Reize erlebbar“, informierte Einrichtungsleiter Josef Fick beim Rundgang durch die Räumlichkeiten. Es gibt Zimmer für Einzeltherapien, bedarfsgerechte Sanitärräume, zweckmäßige Treffpunkte für das Personal. Die Glashalle mit Metalldachkonstruktion im Mittelpunkt dient als Aktionszone, Kommunikationszentrum und Ort des gemeinsamen Mittagessens. Die einzelnen Bereiche sind in ruhigen, natürlichen Farben gehalten, schaffen eine Atmosphäre, die eine optimale Förderung ermöglichen soll. Eine Holzdecke, die zu den großzügigen Fenstern hin höher wird, lässt die Räume nach außen hin geöffnet wirken – und versteckt nebenbei alle Leitungen. Ein Glasgang gliedert den Neubau an den bereits bestehenden Trakt der Werkstätten St. Elisabeth an.
Das Förderzentrum, das teilweise bereits seit vergangenem Herbst in Betrieb ist, hat nun mit der offiziellen Einweihung auch Gottes Segen erhalten. Gemeinsam mit Diözesancaritasdirektor Domkapitular Monsignore Bernhard Piendl und BGR Stadtpfarrer Siegfried Richter zelebrierten der Generalvikar Dr. Gegenfurtner und Prälat Dr. Schweiger einen Festgottesdienst, den auch Betreute der Werkstätten mitgestalteten und Gaben wie Brot und Wein zum Altar brachten. Anschließend wurden die neuen Räumlichkeiten gesegnet und Gottes Schutz anvertraut. „Christi Geist möge das Haus für die Zukunft beleben.“