Regensburg, 20. September 2022
In Konnersreuth konnten Besucher bisher das Geburtshaus der Resl besichtigen, die Pfarrkirche und das Grab besuchen. Zeitweise gab es auch einen Film, den sich Reisegruppen nach einer vorherigen Anmeldung anschauen konnten. Das neue Museum soll das Geburtshaus entlasten und bietet gleichzeitig mehr Platz, beispielsweise für größere Busreisegruppen. „Der Besucher kann sich jetzt zuerst im Museum ein Bild machen von der Person Resl und dann mit dem neuen Wissen ins Geburtshaus gehen“, erklärt Elisabeth Vogl. Die Kunsthistorikerin ist für die inhaltliche Aufbereitung der Exponate verantwortlich. Mit der Eröffnung des Museums blickt sie zurück auf 13 Jahre der Vorbereitung. Begonnen hatte alles mit einem Umzug nach Konnersreuth. Dabei war es nicht sie selbst, die nach Konnersreuth zog, sondern ihr Bruder Pfarrer Wolfgang Vogl, der bis 2013 die Pfarrstelle innehatte. Der damalige Bürgermeister wurde auf ihre beruflichen Tätigkeiten aufmerksam und fragte, ob sie sich vorstellen könne, sich an ein Konzept für ein zukünftiges Resl-Museum zu wagen. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und begann Gespräche mit Verwandten und Zeitzeugen zu führen, Gegenstände zu sichten und Exponate ausfindig zu machen. „Wir haben sehr viele Gegenstände und Originale aus der Familie bekommen“, erzählt Elisabeth Vogl.
Im Herzen von Konnersreuth
Ein idealer Ort für das neue Museum wurde im Schafferhof gefunden. Der Dreiseithof liegt im Herzen von Konnersreuth und bietet neben dem Museum Platz für Seminare, Hochzeiten, Sitzungen und allerlei anderer Feierlichkeiten. Maßgeblich unterstützt wird die Arbeit rund um das Museum vom Förderverein Info- und Begegnungszentrum Schafferhof. Der Verein wurde 2010 gegründet. Ziel und Aufgabe des Vereins ist die ideelle und finanzielle Förderung des Informations- und Begegnungszentrum sowie des Theres Neumann Museums. „Je mehr und je länger ich mich mit der Resl beschäftigt habe, umso neugieriger bin ich geworden“, erzählt Uwe Rosner, erster Vorsitzender des Fördervereins. Sein Eifer für das Museum kommt nicht von ungefähr. Als er noch zweiter Bürgermeister von Konnersreuth war, wurde er des Öfteren zu runden Geburtstagen älterer Marktbewohnerinnen- und Bewohner eingeladen. „Zwangsläufig kam dann immer mal das Gespräch auf die Resl. Man ist oft staunend dagesessen, weil man Sachen erfahren hat, die man so in keinem Buch zu lesen bekommt, von Leuten, die sie persönlich gekannt haben.“
Hauptamtliche und Ehrenamtliche arbeiten zusammen
Unter der Woche wird das Museum von zwei festangestellten Mitarbeiterinnen geleitet. An den Wochenenden und Feiertagen werden Mitglieder des Fördervereins ehrenamtlich aushelfen. Wegen der Pandemie konnte am Museum eine Zeitlang nicht weitergearbeitet werden. Was einerseits frustrierend war, kam dem Museum dann eigentlich doch zu Gute. Für Elisabeth Vogl ein Zeichen, dass die Resl die Arbeit am Museum von oben unterstützt. „Gut Ding will Weile haben. Wir haben aus der Verwandtschaft noch so viele tolle und aussagekräftige Bilder und Aussagen bekommen. Wenn das Museum schon vor zwei Jahren abgeschlossen worden wäre, dann hätten wir auf einiges verzichten müssen.“ Elisabeth Vogl ist beeindruckt, mit welchem Eifer und Herzblut die Marktgemeinde Konnersreuth hinter dem Museum steht. „Da ist der Bürgermeister,der geschäftsführendeBeamte Markus Tröschl der Förderverein vom Schafferhof mit dem Vorsitzenden Uwe Rosner“, um nur ein paar zu nennen: „Sie stehen uns bei allem und jedem zur Verfügung.“
Blick ins Museum
Der Besucher lernt zuerst Theres Neumann kennen, bevor sie berühmt wurde und Besucher aus aller Welt nach Konnersreuth kamen. Da war sie vor allem die große Schwester, eine fleißige Schülerin und Magd bei einem Land- und Gastwirt in Konnersreuth. Nicht lange lassen Krankheiten auf sich warten. Sie wird gelähmt und blind. Doch bald wird sie geheilt. Die Heilung dokumentierte der damalige Pfarrer Joseph Naber. Eine himmlische Bezugsperson war ihr in dieser Zeit die kleine Theresia von Lisieux. Im Museum trägt der Raum, der ihre Heilung behandelt, deshalb den Titel: „Der kleine Weg“. Aus Theres Neumanns Kindheit ist noch das Kommunionkleid erhalten. Die Zisterzienserinnen aus Waldsassen haben außerdem für das Museum eine Replik von Resls Kommunionkerze angefertigt.
Persönliche Kehrtwende
All diese Geschehnisse um die Magd aus Konnersreuth sprechen sich immer mehr herum und die Öffentlichkeit bricht in das Leben der Resl hinein. Trotz der Aufregung um ihre Person, hatte sich Resl nie bewusst in den Vordergrund gestellt. Sie wirkte für die Menschen in ihrem Umfeld „wie ein Katalysator“. Eine Eigenschaft, die Elisabeth Vogl besonders beeindruckt. Theres Neumann hatte die Gabe „Menschen zu begleiten und ihnen den Mut zu geben, ihre Entscheidungen bewusst zu treffen.“ Einer ihrer Schützlinge ist der Widerstandskämpfer Fritz Gerlich. Der Journalist kam als Skeptiker nach Konnersreuth. In einer Reportage wollte er dem „Schwindel“ um die Resl ein Ende bereiten, stattdessen aber folgte eine persönliche Kehrtwende. Er brachte seine Ehe wieder in Ordnung, konvertierte und gab sein Leben hin für die Wahrheit im Widerstand gegen Hitler. Es könnten noch unzählige weitere Personen genannt werden, deren Leben, ausgelöst durch Resl, eine unerwartete Wendung nahm. Ausgewählte Personen werden im Museum vorgestellt, unter anderem auch aus der Widerstandsbewegung „Konnersreuter Kreis“.
Exponate aus erster Hand
Nahrungslosigkeit, Stigmata, Visionen – auch diese Phänomene rund um Theres Neumann kommen im neuen Museum nicht zu kurz. Egal ob „jung oder alt, Fachmann oder Laie oder vielleicht auch Skeptiker“ – jeder wird im Museum auf seine Kosten kommen, erklärt Elisabeth Vogl. „Wir haben im Museum wirklich nur Belege und Exponate aus erster Hand“. Ihre Kollegin Alice Rath hat als Historikerin mit Schwerpunkt Frauen und Geschlechtergeschichte ab dem 19. Jahrhundert nochmal einen ganz anderen Zugang auf die Geschehnisse. Den Besuchern soll durch die verschiedenen Blickwinkel die Möglichkeit gegeben werden, sich eigenständig über die Geschehnisse in Konnersreuth eine Meinung zu bilden. Das Museum ist medientechnisch auf dem neuesten Stand. An einigen Stationen gibt es originale Ton- und Filmaufnahmen zum Anschauen und Anhören. Ein Bruder der Resl war recht technikaffin für die damalige Zeit, was uns heute zu Gute kommt. Er hatte vom Bischof den Auftrag bekommen, die Phänomene zu dokumentieren. Von ihm sind viele Film- und Tonaufnahmen erhalten. In Zeiten, in der der katholische Glaube immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwindet, ist das Museum eine bedeutsame Dokumentation für Gottes stetiges Eingreifen in die Geschicke der Menschen.
Video: Harald Beitler/Jacinta Fink
Text und Fotos: Jacinta Fink