Himmlisches Jerusalem, mittelalterliche Darstellung

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Ich mache alles neu


Regensburg, 17. Mai 2025

1Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. 2Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. 3Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. 4Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. 5aEr, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.

Fünfter Sonntag der Osterzeit C: Offenbarung 21, 1 – 5a

Der Seher der Offenbarung hat schlimme Bilder über das Ende der Welt gesehen. Er sah, wie diese Welt im Chaos versinken wird. Mehrere Posaunen etwa kündigen große Plagen für die ganze Erde an (vgl. Offb 8,6-13): Hagel und Feuer fällt auf die Erde, das Wasser verdirbt, Sonne, Mond und Sterne verlieren an Leuchtkraft. „Wehe! Wehe! Wehe den Bewohnern der Erde!“, verkündet die Offenbarung (Offb 8,13). Am Ende folgt das große Gericht Gottes über diese Welt. 

Die Worte, die wir heute hören, läuten den Schlussteil der Offenbarung des Johannes ein. Wortreich hat der Seher beschrieben, wie diese Welt, die wir kennen, zugrunde gehen wird. Damit aber ist nicht Schluss. Das letzte Wort hat nicht der Untergang – denn Johannes sieht noch mehr: „einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.“ An die Stelle dieser Welt tritt die Herrschaft Gottes, treten ein neuer Himmel und eine neue Erde. Der Seher sieht die neue Stadt Jerusalem, das ewige Reich Gottes. 

Unser christlicher Glaube ist ausgestreckt zwischen dieser Welt und der kommenden Welt Gottes. Wir glauben, dass diese Welt von Gott geschaffen ist (vgl. Gen 1,1-2,3). Wir glauben das Gott jeden Menschen erschaffen hat und unendlich liebt. Aus diesem Glauben heraus können wir diese Erde und dieses Leben nicht verdammen: Wir haben es ja aus Gottes Hand erhalten. Und doch wissen wir, dass unser wahres Ziel sich nicht in dieser Weltlichkeit erstreckt. Wir sind für Größeres gemacht: Für die Ewigkeit Gottes. In der Osternacht betet die Kirche: „Allmächtiger Gott, du hast den Menschen wunderbar erschaffen und noch wunderbarer erlöst.“ Wunderbar ist dieses Leben; noch wunderbarer aber das Leben der kommenden Welt, für die wir gemacht sind. 

Die Offenbarung des Johannes schildert die Hoffnung unseres Glaubens: Dass auch wir einst einziehen dürfen in die heilige Stadt Jerusalem. In einem Prozessionsgesang der christlichen Begräbnisfeier heißt es: „Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.“ Dafür sind wir gemacht: Einst in das Paradies einziehen zu dürfen, von den Heiligen begrüßt vor Gottes Angesicht zu leben. Dann wird der gute Vater „alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ Für diese neue Schöpfung hat Gott uns von Anfang an gewollt. Nach ihr dürfen wir uns jeden Tag ausstrecken, den Tag ersehen, da Gott auch zu uns sprechen wird: „Seht, ich mache alles neu.“

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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