Kooperationsprojekt von Schulstiftung und Katholischem Schulwerk
„Hauptfach Mensch“
Regensburg, 13. Dezember 2024
Wer an einer Schule in kirchlicher Trägerschaft tätig ist, muss deren Ziele kennen und sich damit identifizieren können. Um insbesondere die neuen Lehrkräfte bei dieser Aufgabe zu unterstützen, hat die Schulstiftung der Diözese Regensburg in Kooperation mit dem Katholischen Schulwerk Bayern unter dem Titel „Hauptfach Mensch – Was es heißt, Lehrkraft an einer katholischen Schule zu sein“ eine fünfmodulige Fortbildungsreihe ins Leben gerufen, die am 2. und 3. Dezember 2024 mit einer Einführungsveranstaltung an zwei Stiftungsschulen eröffnet wurde.
Je nach geografischer Lage der beteiligten Schulen fand die Fortbildung am 2. Dezember an der Mädchenrealschule St. Josef in Schwandorf („Einführungstag nord“) und am darauffolgenden Tag am Maristen-Gymnasium in Furth („Einführungstag süd“) statt. Supervisorin und Kommunikationstrainerin Frau Marianne Voit-Lipowsky war als externe Referentin dazu eingeladen. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern spürte sie der Frage nach, wie pädagogisches Handeln am christlichen Menschenbild ausgerichtet werden kann und inwieweit sich kirchliche Schulen von nicht-kirchlichen unterscheiden (müssen).
Zunächst ging es darum, die Grundprinzipien kirchlicher Schulen zu verstehen und den Lehrkräften einen Überblick darüber zu verschaffen, was das katholische Welt- und Menschenbild ausmacht. Hier steht neben dem „ICH“ (Erkennen eigener Stärken und Grenzen, Erziehung zur Selbstliebe), dem „WIR“ (Nächstenliebe, Achtung vor der Würde des Einzelnen) und der „MIT-WELT“ (Bewahrung der Schöpfung, Nachhaltigkeit) auch „GOTT“ im Fokus, von dem wir uns berufen und getragen wissen dürfen.
Als „KPU“ bezeichnet die Referentin eine Strategie, die dem Gegenüber konsequent positive Motive für sein Handeln unterstellt und auf dessen Bedürfnisse Rücksicht nimmt. Dies seien Grundvoraussetzungen für ein gutes Miteinander, gerade im schulischen Bereich. Eine wertschätzende und konstruktive WIR-Kultur bedeute allerdings nicht, Bedürfnisse immer sofort zu erfüllen, sondern diese zunächst einmal wahrzunehmen und zu würdigen. Das „Limbische System“ – damit ist der Teil des Gehirns gemeint, der für Emotionen, Gedächtnis, Lernen und Antrieb zuständig ist – läuft auf Hochtouren, wenn Menschen unsicher sind oder Angst vor Versagen oder Gefahren haben. Für die schulische Arbeit bedeutet das, einen Raum der psychologischen Sicherheit zu schaffen, in dem Lernen gelingen und Bildung gefördert werden kann. Gegenseitige Wertschätzung ist der Grundpfeiler einer funktionierenden WIR-Kultur, in der Menschen als Persönlichkeiten wahrgenommen und sich in der Gemeinschaft wohl und sicher fühlen möchten. Frau Voit-Lipowsky betonte die Wertschätzung als wichtigste Form von Resonanz – für gelingende Beziehungen seien demnach mindestens fünf Mal mehr positive Rückmeldungen als Kritik nötig. Wer Wertschätzung ausdrückt, benennt immer die positive Wirkung eines Verhaltens – das stärkt die intrinsische Motivation und unterscheidet sich vom Lob, welches grundsätzlich eher beurteilenden Charakter hat und – im positiven wie negativen Sinne – auch manipulativ verwendet werden kann. Echte Wertschätzung hingegen möchte den anderen nicht zu einem „mehr davon“ bewegen, sondern ist immer ein absichtsloses Geschenk.
Gemeinsam diskutierten die Teilnehmer Inhalte des Kurses.
In einem weiteren Schritt wurden die Anwesenden auf ihre Außenwirkung als Lehrkräfte an kirchlichen Schulen aufmerksam gemacht. So müssen sie sich bewusst sein, dass sie von außen nicht nur als Lehrer, sondern auch als Repräsentanten einer kirchlichen Schule sowie als Repräsentanten der Institution Kirche wahrgenommen werden. Um diese Rolle authentisch leben zu können, ist es notwendig, sich seines eigenen „Jas“ dazu zu vergewissern. In Workshops machten sich die Schulungsteilnehmerinnen und –teilnehmer daher Gedanken über die Frage, wie sie ihren persönlichen Beitrag zum katholischen Schulprofil leisten (können) und welche religiösen Kompetenzbereiche ihnen die einzelnen Fachrichtungen dafür eröffnen.
Auch mögliche Kritikpunkte und Problemfelder, mit denen die Lehrkräfte in ihrem beruflichen Alltag konfrontiert sind, wurden zur Diskussion gebracht, wobei Wert darauf gelegt wurde, dass verschiedene Standpunkte gehört werden (so wie es auch den Schülerinnen und Schülern im Unterricht vermittelt werden sollte). Die abschließende Evaluationsrunde zeichnete ein sehr positives Ergebnis dieser Auftaktveranstaltung. Die Lehrkräfte der Stiftungsschulen gaben an, ein besseres Verständnis von der Bedeutung des katholischen Schulprofils und ihrer Rolle darin gewonnen sowie Antworten auf ihre anfänglichen Fragen gefunden zu haben. Mit Spannung werden die weiteren vier Fortbildungsmodule erwartet, die online stattfinden und sich u.a. mit verschiedenen Themenfeldern der Marchtaler Plan-Pädagogik auseinandersetzen werden.
Text: Christine Maierhofer, Fotos: Marianne Voit und Christine Maierhofer
(jas)
Neuer Input durch Supervisorin und Kommunikationstrainerin Frau Marianne Voit-Lipowsky.