KNA berichtet: Kirche prüft Seligsprechungsverfahren für Fritz Gerlich
Die katholische Kirche prüft, ob der Münchner Publizist und NS-Widerstandskämpfer Fritz Gerlich (1883 bis 1934) seliggesprochen werden kann. Der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Bernhard Kellner, bestätigte am Mittwoch gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) entsprechende"Vorüberlegungen". In den vergangenen Jahren seien dazu immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung an die Kirche herangetragen worden. Diesen werde jetzt nachgegangen. Wie lange die Prüfung dauern wird, ließ Kellner offen.
Gerlich war von 1920 bis 1928 Chefredakteur der "Münchner Neuesten Nachrichten", der Vorgängerin der "Süddeutschen Zeitung". Der gebürtige Stettiner wurde calvinistisch erzogen. Unter dem Eindruck der Begegnung mit der oberpfälzischen Mystikerin Therese von Konnersreuth (1898 bis 1964) wandte er sich Ende der 1920er Jahre dem katholischen Glauben zu und konvertierte 1931. Das Seligsprechungsverfahren für Therese Neumann wurde bereits 2005 vom damaligen Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller eingeleitet.
Mit Unterstützung aus dem Freundeskreis der "Resl" hatte Gerlich 1930die Wochenzeitung "Illustrierter Sonntag" erworben. Schrittweise formte er sie zu einem Kampforgan gegen den Nationalsozialismus um und gab ihr den Titel "Der gerade Weg". In reißerischer Aufmachung ("Der Nationalsozialismus ist eine Pest", "Hitler der Bankrotteur") sollte "Der gerade Weg" die braune Bewegung stoppen. Die Nazis stürmten am 9. März 1933 die Redaktion und verhafteten Gerlich. Ein Jahr später wurde er im Konzentrationslager Dachau erschossen. Am 30. Juni jährt sich sein Todestag zum 80. Mal.
Der Speyerer Historiker Rudolf Morsey, der Gerlichs Nachlass wissenschaftlich aufgearbeitet hat, zählt ihn zu den prophetischen Gestalten des bis heute zu wenig beachteten frühen Widerstands gegen den Totalitarismus. Weil er aber in der deutschen Publizistikweitgehend isoliert war und seine Zeitschrift nur eine kleine Auflage hatte, blieb eine Breitenwirkung aus.
Der Innenpolitikchef der "Süddeutschen Zeitung", Heribert Prantl, würdigte Gerlich bei einer Gedenkveranstaltung vor einem Jahr als "das Gewissen seiner Zeit" und als "journalistischen Märtyrer". Gerlich habe "seinen Glauben und die Verpflichtung, die daraus folgt, ernster als nicht weniger kirchliche Würdenträger" genommen.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der sich seit vielen Jahren mit Gerlich beschäftigt, eröffnete am Montagabend in einer Regensburger Pfarrkirche eine Gedenkausstellung für den Ermordeten. Mit Gerlich wird sich auch der Katholikentag beschäftigen, der in einer Woche in Regensburg beginnt.
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