Kirchen aus dem Bistum: St. Johannes der Täufer in Binabiburg
Vom frühmittelalterlichen Taufort zur Pfarrei
Regensburg, 23. Januar 2025
An einem wichtigen Ort, der an einer politisch bedeutsamen Wegkreuzung liegt, findet sich früh die Spur einer Taufkirche. Im Hochmittelalter bekommt der Ort eine bedeutende Pfarrkirche.
Die früheste Erwähnung der Pfarrei Binabiburg findet sich im Jahr 1261. Der Ortsname leitet sich vom gotischen Wort "bibaurgeins", dem befestigten Lager oder der Burg an der Bina abgeleitet, so ist es der Seite des Dorf- und Landpflegevereins Binabiburg zu entnehmen. Die früheste Nennung des Ortes Binabiburg, mit dem Namen "Punaha" geht auf das Jahr 1011 zurück, in dem Güter an das Bistum Bamberg geschenkt wurden. Der eigentliche Ortsname Binabiburg erscheint im Jahre 1221 mit Ulrich von Binabiburg. Kurz nach der ersten urkundlichen Erwähnung der Pfarrei werden von dieser im Jahr 1270 die Orte Aich, Treidlkofen und Frauenhaselbach abgetrennt. Im Jahr 1326 werden die beiden erstgenannten Dörfer in einer Diözesanbeschreibung als eigene Pfarreien aufgeführt. Das Patrozinium der Pfarrei, Johannes der Täufer, verweist auf ein frühmittelalterliches Baptisterium am Ort. Durch den Ort führte der Fürstenweg in Richtung Rottal und der Herzogenweg in Richtung Burghausen. Binabiburg war der Standort einer Burg an dieser strategisch wichtigen Wegkreuzung. Der Einfluss in der Region ging vom Bistum Salzburg an das Bistum Bamberg. Im 12. Jahrhundert fiel die Gegend an das Bistum Regensburg.
Die Baugeschichte der heutigen Kirche St. Johannes der Täufer beginnt mehr als hundert Jahre später. Die Grundmauern des Chorraumes sind die ältesten Bestandteile des heutigen Kirchenbaus. Bei einer Renovierung der Kirche im Jahr 1964 konnten sie sehr grob auf den Zeitraum 13./14. Jahrhundert datiert werden. Später, im 15. Jahrhundert, wurde der Chor der Kirche um seinen heutigen dreiseitigen Schluss erweitert. Es wurde ein Gewölbe im spätgotischen Stil errichtet. Auch der Turm datiert in diese Zeit. Eine Bildtafel von 1632, die in der Binaburger Wallfahrtskirche St. Salvator auf dem Berg zu sehen ist, zeigt, dass damals Langhaus und Chor die gleiche Breite aufwiesen. Heute ist das Langhaus deutlich breiter als der Chor. Die Kirche ist traditionell nach Osten ausgerichtet. Das Langhaus der Saalkirche besteht aus drei Jochen, der Chor umfasst vier allerdings deutlich kürzere Joche.
Turm nach Blitzeinschlag wiederaufgebaut
An der Westseite der Kirche ist der im Kern spätgotische Turm angebaut, der fünf Geschosse umfasst. Er hat einen quadratischen Grundriss. Das fünfte Geschoss enthält den Glockenstuhl sowie Schallöffnungen zu allen Seiten und die Turmuhren. Am Übergang zum schmaleren Spitzhelm sind vier kleine Ecktürmchen angebaut. Im Osten sind an den Chor Sakristeianbauten angefügt. Am rückwärtigen Langahausjoch befinden sich auf der Nord- und Südseite die Eingänge zur Kirche. Der Turm wurde 1691 durch einen Blitzeinschlag stark beschädigt und musste in der Folge wiederaufgebaut werden. Bei einem großen Dorfbrand am 7. Mai 1901 brannte der Kirchturm samt den fünf Glocken aus dem Jahr 1863 nieder. Der Turm wurde im selben Jahr wieder aufgebaut und um 4,60 Meter erhöht. In dem Zusammenhang erhielt der Turm seinen heutigen, rund 20 Meter hohen Spitzhelm. Fünf neue Glocken der Glockengießerei Johann Hahn aus Landshut wurden im November des Jahres aufgezogen.
Der Barock blieb erhalten oder wurde wieder hergestellt
In den Jahren 1998 bis 2000 wurde der Innenraum der Kirche umfassend saniert. Dabei wurden auch bauliche Veränderungen vorgenommen. So wurde die Orgelempore vergrößert und die Aufgänge aus dem Turm ins Langhaus verlegt. Der barocke Taufstein aus weiß-rotem Marmor datiert auf das Jahr 1711. Er wurde im Zuge der Renovierung unter der Orgelempore platziert. Die Taufsteinbedeckung wurde im Jahr 2000 von Joseph Michael Neustifter gestaltet. An den Wänden der Kirche wurden im Rahmen der Baumaßnahme die barocken Ornamente wieder freigelegt und die Kanzel wurde restauriert. Die barocke Kanzel zeigt die vier Evangelisten und das Stifterwappen des Pfarrers Lorenz Zenelli mit der Jahreszahl 1712. Im Chorraum wurden ein Volksaltar und ein Ambo aufgestellt, die der Eggenfeldener Künstler Joseph Michael Neustifter geschaffen hat.
Seit der Renovierung steht in dem gotischen Altarraum ein neuer durch Wandanschlüsse erweiterter Hochaltar. Dieser stand bis 1964 als Puchbeck’scher Kreuzaltar in der jetzt zugemauerten südlichen Mauernische im Langhaus. Die Tabernakelanlage stammt noch vom hochbarocken, originalen Hochaltar. Das Altarblatt von Friedrich Hohfelder zeigt die Beweinung des gekreuzigten Jesus durch Maria und Johannes. Über den seitlichen Bögen, die den Hochaltar zur Wand hin abschließen, stehen der Heilige Franz Xaver und der Heilige Johannes Nepomuk. Das Auszugsgemälde zeigt die hl. Dorothea. Die Kartusche darunter sind die Wappen der Binabiburger Ortsadeligen Puchbeck und Haushaimer und die Jahreszahl 1789. Der Hochaltar weist eine Besonderheit auf. Auf Johannes Nepomuk bezieht sich die für den Fassmaler Franz Xaver Zehlner zeittypische Strichzeichnung, die den Prager Brückensturz darstellt, welche der Künstler in die Altarmarmorierung einfließen lässt. Die Strichzeichnung erkennt man beim Binabiburger Hochaltar auf der rechten Altarseite, ganz rechts außen, in etwa Augenhöhe. Die Details der Szenen erschließen sich erst bei der nahen Betrachtung. Erst wenn wir uns von der Erwartungshaltung entfernt haben, Marmor oder Farbe zu sehen, so schreibt ein Kirchenführer der Pfarrei, erkennen wir dessen Innenleben: die Zeichnung mit dem Prager Brückensturz.
Die beiden großen Statuen an den Wänden des Chorraumes zeigen die Bischöfe Benno von Meißen und Wolfgang von Regensburg. Die Seitenaltäre sind spätbarock, der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar, der rechte Seitenaltar ist ein Katharinenaltar. Den Mittelteil des nördlichen Marienaltares schmückt eine barocke Statue der gekrönten Gottesmutter Maria mit Szepter. An den Seiten des Altares befinden sich die hl. Diakone Stephanus und Laurentius. Im Auszug zeigt sich ein Gemälde des Erzengels Michael. Der Katharinenaltar zeigt in der Mitte eine Statue der Königstochter Katharina von Alexandrien mit Krone, Schwert und Märtyrerpalme. Seitlich stehen die Tierpatrone Ägidius und Leonhard. Das Gemälde im Auszug zeigt den Heiligen Erasmus von Antiochia. Im Chorbogen der Kirche hängt ein barockes Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus. Es handelt sich um ein sogenanntes Dreinagelkruzifix, da die Füße übereinander liegen und mit einem Nagel am Holz des Kreuzes befestigt sind. Erstaunlich gut fügt sich ein moderner Fremdkörper in das barocke Ensemble ein. In einer Zusammenarbeit mit Simon Tschager aus Bozen schuf die bekannte Künstlerin Angela Tripi aus Palermo 2002 einen filigranen Kreuzweg aus 15 Kreuzwegtafeln in Terrakotta für St. Johannes Baptist in Binabiburg. Der Kreuzweg wurde am 16. März 2003 zum Abschluss der Innenrenovierung von Bischof Manfred Müller gesegnet.
Text: Peter Winnemöller
(kw)
Figur des hl. Wolfgang von Regensburg in der kath. Pfarrkirche St. Johann Baptist in Binabiburg. © Cm95/Wikimedia/ CC-BY-SA-3.0
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In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.