Neoromanische Kirche, Blick in den Kirchenraum mit Holzbänken und die Orgel

Kirchen aus dem Bistum: Maria Namen in Neubäu

Im Historismus gebaut


Regensburg, 7. August 2025

Der Stil der Romanik wurde in der Pfarrkirche von Neubäu gut nachempfunden. Dennoch ist die Kirche ein Kind ihrer Zeit. Davon zeugen die Patrozinien der Seitenaltäre.

Die Kirche Maria Namen in Neubäu ist wesentlich jünger als sie aussieht. Erst auf den zweiten Blick erkennt der ungeübte Betrachter, dass es sich nicht um eine wirkliche romanische Kirche handelt. Im Zeitalter des Historismus, einer Stilrichtung der bildenden Kunst und Architektur, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert verbreitet war, kopierte man frühere Kunst- und Baustile. In dieser Zeit entstanden die „Neustile“ wie Neoromanik, Neugotik, Neorenaissance und Neobarock, die sich an den jeweiligen Vorbildern orientierten. Maria Namen ist eine neoromanische Kirche, die der berühmte Architekt Johann Baptist Schott aus München im Jahr 1901 errichtete. Der Historizismus befand sich zu dieser Zeit schon auf dem Rückzug und wurde vom aufkommenden Jugendstil verdrängt. Dieser allerdings schlug sich im Kirchenbau kaum nieder. Die Neubäuer Pfarrkirche wird zu den schönsten neoromanischen Bauten Bayerns gerechnet. 

Der traufständige Bau zeigt zur Straße hin. Es handelt sich um einen kreuzförmigen Bau. Die Kirche besteht aus einem Langhaus, das von einem Querschiff gekreuzt wird. Im Osten ragt eine halbrund geschlossene Apsis aus dem Langhaus heraus. Die Mauern sind außen mit Lisenen und Bogenfriesen gegliedert. Der Kirchturm steht im Westen. Im obersten quadratischen Geschoss des Kirchturms findet sich die Turmuhr. Darüber liegt ein achteckiges Stockwerk mit Koppelfenstern als Klangarkaden, hinter denen vier Glocken hängen. Nach oben schließt den Turm ein spitzer Helm ab. 

Enge Orientierung an den Vorbildern

Die Gestaltung der Kirche ist sehr an romanische Vorbilder angelehnt. Rundbogenfenster, das Rundbogenfries und das Querhaus im kreuzförmigen Grundriss erinnern stark an mittelalterliche romanischen Kaiserdome und Klosterbasiliken. Der Innenraum der Kirche ist mit einem Kreuzgratgewölbe überspannt. Die Gurtbögen sitzen auf Konsolen, das sind aus dem Mauerwerk vorspringende Tragelemente. Die Ausstattung stammt bis auf die neueren Elemente im Chorraum aus der Bauzeit der Kirche. Am 20. Juli 1907 konnte die Kirche konsekriert werden. Eine Besonderheit ist das Patrozinium der Kirche. Es wird nicht am 12. September, dem Fest Maria Namen, gefeiert, sondern an Mariä Verkündigung, am 25. März. Zuweilen ist von der Neubäuer Kirche auch als Maria-Hilf-Kirche die Rede. Das erklärt sich aus dem Patrozinium eines Vorgängerbaus, der Schlosskapelle der Fürstenberger.

In der Pfarrkirche Maria Namen stehen drei historische Altäre, ferner der Zelebrationsaltar aus der jüngsten Renovierung. Der Bildhauer Hans Wurmer aus Hausen gestaltete im Jahr 2007 den Altarraum nach modernen Vorstellungen. Der Zelebrationsaltar besteht aus Kelheimer Marmor. Es handelt sich um einen schlichten Marmortisch mit einem schmalen Fuß. Der Altar enthält die Reliquien des Heiligen Wolfgang, des Heiligen Emmeram und der Heiligen Anna Schäffer. Am 9. September desselben Jahres konsekrierte Weihbischof Reinhard Pappenberger den neuen Zelebrationsaltar. Ein Ambo und ein Osterkerzenständer runden das Ensemble ab. Im oberen Drittel des Osterkerzenständers ist in einem korbartigen Element ein Bergkristall in Flammenform eingebaut. 

Wie in einer echten romanischen Kirche findet sich in der Apiswölbung über dem Altar, der Konche, ein Pantokrator. Das ist ein majestätischer Christus als wiederkommender Weltenherrscher und Richter. Christus hat auf einem mit Edelsteinen geschmückten Thron mit Kissen Platz genommen. Der Thron schwebt auf einer Wolke. Er hält das Buch des Lebens in der Linken, seine Rechte hat er zum Segen erhoben. Der Hochaltar der Kirche ist in Gold und Weiß auf grauem Marmorton gefasst. In den Altarnischen des sind links vom Kreuz die Gottesmutter Maria und rechts der Evangelist Johannes eingefügt. Es ist die Szene, wie sie im Evangelium beschrieben ist. Jesus beauftragt den Lieblingsjünger, sich seiner Mutter anzunehmen. Oberhalb der Kreuzigung findet sich ein Pelikan. Der Vogel wird oft als Christusmetapher dargestellt. Er gibt seinen Jungen das eigene Blut und rettet sie somit vor dem Tod. Ein Tempelaufbau mit sieben Säulen krönt den Altarschrein. Hier sind die Säulen des Hauses, das die Weisheit sich erbaut hat, dargestellt, wie wir es in Sprichwörter Kapitel neun, Vers eins lesen. Baulich ist damit ein Hinweis auf die sieben Sakramente und auf die sieben Gaben des Heiligen Geistes dargestellt. 

Typische Elemente aus der Romantik

Der linke Seitenaltar ist dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Er zeigt eine sehr schöne Christusfigur. Jesus zeigt uns sein Herz. Es handelt sich hier um eine für die Jahrhundertwende typische Darstellung aus der Romantik. Das Herz-Jesu-Fest wird am 3. Freitag nach Pfingsten gefeiert. Es wurde 1856, wenige Jahrzehnte vor dem Kirchenbau, für die gesamte Kirche verbindlich eingeführt. Eine zeitlich Parallele, die die Bedeutung des Herz-Jesu Bildes in der Kirche zeigt, ist die im Jahr 1899 durch Papst Leo XIII. erfolgte Weihe der ganzen Welt an das heiligste Herz Jesu. Der Altar in Neubäu nimmt darauf aktuell und direkt Bezug. Auf dem rechten Seitenaltar findet sich eine Darstellung der Heiligen Familie. Diese tritt aus einem himmlisch-goldschimmernden Gebäude hervor. Auch diese Darstellung ist der Romantik geschuldet. Derart gefühlvolle Darstellungen entsprachen dem Geschmack und Gefühl der damaligen Zeit. Die Religion, so der Gedanke dahinter, sollte nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen aufgenommen werden. Auch hier existiert wieder ein zeitlicher Bezug zu einem kirchenhistorischen Ereignis. Das Fest der Heiligen Familie war nur wenige Jahre vor dem Kirchenbau von Neubäu eingeführt worden. Damit liegt das Motiv für die Wahl des Patroziniums der Heiligen Familie für diesen Seitenaltar auf der Hand. In der Vierung findet sich eine Marienfigur, die an die Patronin der Kirche erinnert. Maria weist auf ihren Sohn hin und stellt ihn den Gläubigen vor Augen. Seit dem Jahr 1908 gibt es in Neubäu eine Marianische Männerkongregation. An den Säulen der Vierung hängen links und rechts je eine Figur von Maria und Josef. In der rechten Seitenkapelle steht ein neoromanisches achteckiges Taufbecken. Nach Westen schließt die Kirche mit einer Orgelempore auf drei Rundbögen ab. An der Brüstung der Empore hängen fünf Figuren. Mit ihrer ansprechenden und dezenten Ausmalung erweckt die Kirche den Eindruck einer echten romanischen Kirche und vermittelt fast die Geborgenheit einer mittelalterlichen Gottesburg. 


Text: Peter Winnemöller

(kw)

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In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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