News Bild Kirchen aus dem Bistum: Maria Himmelfahrt in Böhmischbruck

Kirchen aus dem Bistum: Maria Himmelfahrt in Böhmischbruck

Eine Kirche an der Böhmischen Brücke

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Regensburg, 6. März 2025

Auf dem Weg nach Böhmen, der Goldenen Straße nach Prag, findet sich eine Maria-Himmelfahrts-Kirche mit einer bewegten Geschichte zwischen Klostergründung, Reformation und Gegenreformation. 

Der Name des Ortes Böhmischbruck geht auf niemand geringeren als auf Papst Alexander IV. zurück, der ihn im Jahr 1258 als „Ad boemalem pontem“ bezeichnete. Bereits sieben Jahre vorher, im Jahr 1251 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Im gleichen Jahr war an dem Ort ein Doppelkloster entstanden. Bei diesem handelte es sich um ein Hospiz. Das ist ein "Gästehaus" für Reisende. Die Brüder und Schwestern dieses Klosters konnten ihre Gäste notfalls auch medizinisch versorgen. Der Ort Böhmischbruck lag strategisch günstig an der „Goldenen Straße“ nach Prag. Das Hospiz der "Grauen Brüder und Schwestern", wie sich die dortigen Beginen und Begarden nannten, war nicht nur für die Reisenden von Bedeutung. Sie prägten auch das kulturelle und religiöse Leben der teils slawischen, teils bajuwarischen Bevölkerung am Ort selber. Beginen und Begarden waren Mitglieder religiöser Laiengemeinschaften. Sie lebten Armut- und Buße in der Nachfolge Jesu Christi. Dabei verrichteten sie vor allem karitative Tätigkeiten für Kranke, Arme und Sterbende. Sie betrieben auch Hospize, in denen Reisende eine sichere Unterkunft finden konnten.

Eine Kirche für die Brüder und Schwestern

Die beiden Laiengemeinschaften und ebenso die Bürger des Ortes brauchten eine Kirche. Das wurde von vielen Seiten unterstützt. So sicherte der Bischof von Pomesanien allen Unterstützern der Kirche Ablässe von 100 oder 40 Tagen zu, wenn sie die Kirche besuchten, dort die Sakramente empfingen und ein Opfer für den Kirchenbau gaben. Auch Papst Alexander IV. gewährte dem Rektor der Kirche von Böhmischbruck einen Ablass von 40 Tagen für die Besucher der Kirche an bestimmten Feiertagen. So konnte im Mai 1259 die Kirche geweiht werden. Zunächst war Maria Himmelfahrt in Böhmischbruck eine Filialkirche der Pfarrei Moosbach. Gut vierzig Jahre später, etwa 1299, wurde die Kirche Pfarrkirche. Die Gegend gehörte nun zu St. Emmeram in Regensburg. 1480 wurde die Pfarrei Böhmischbruck dem Kloster St. Emmeram inkorporiert. Bis zur Säkularisation stellten die Benediktinermönche auch die Pfarrer am Ort.

Während der Hussitenkriege wurde die Kirche mehrfach, in den Jahren 1423, 1427 und 1431, zerstört und geplündert. Noch heute erinnern drei Steinkreuze an der Brücke und ein Kreuz in Altentreswitz an die Ermordung von vier Benediktinern durch Hussiten. Ein Brand am 5. Mai 1562 zerstörte die Kirche erneut. Somit steht das Kirchengebäude in unseren Tagen auf wenigstens zwei Schuttschichten. Die heutige Kirche besitzt ein Langhaus mit einem eingezogenen Chor. Die ältesten Bauteile des Sakralbaus sind gotisch. Schaut von Osten auf das Kirchengebäude, dann sieht man fünf zweimal abgesetzte gotische Streben an der Außenseite des Chores. Gotisch sind ferner der eingezogene Chor sowie ein Spitzbogenfenster und ein Kreuz, das in der Sakristei gefunden wurde. Letzteres wurde nach dem Abbruch der Sakristei im Innenraum der Kirche angebracht. Die Kirche wurde während der Barockzeit in den Jahren 1730 und 1740 mehrfach umgestaltet und mit barocker Kunst ausgestattet. Der sechseckige Kirchturm bekam 1912 eine Kuppel auf die Kupferblech aufgesetzt wurde. Auf dem Turm steht ein Dreifachkreuz, mit dem auf die Glaubensspaltung und Wiedereinführung des katholischen Glaubens erinnert wird. 1542 war die Bevölkerung calvinistisch geworden, da der Ort damals zur Kurpfalz gehörte. 1629 führte die Gegenreformation den katholischen Glauben wieder ein. Am 8. November 1620 war in der Schlacht am Weißen Berg die konfessionelle Entscheidung für Böhmischbruck gefallen. Diese Schlacht war die erste große militärische Auseinandersetzung im Dreißigjährigen Krieg und stellte die Weichen für die österreichischen und böhmischen Länder, denen mit dem Sieg des Kaisers der Weg zur Rekatholisierung offen stand.

Innenansicht von Maria Himmelfahrt in Böhmischbruck.
Epitaph der Agnes Saurzapf.

Barocke Kunst in einem ursprünglich gotischen Bau

Die Innenausstattung der Kirche ist Barock und Rokoko. Der Hochaltar mit vier Säulen und Pilastern stammt aus dem frühen Rokoko und datiert zwischen 1730–1740. Auf dem Altarbild ist das Patrozinium der Kirche, die Aufnahme Mariens in den Himmel dargestellt. Zehn Medaillons mit Motiven aus dem Hohen Lied und den biblischen Weisheitsbüchern umrahmen das Bild. Im Auszug ist Maria mit dem Kind abgebildet. Dieses Bild stammt ebenfalls aus dem frühen 18. Jahrhundert. Der linke Altar zeigt den Heiligen Johannes Nepomuk. Dieser wird als Brückenheiliger verehrt. Er starb 1393 im Konflikt des böhmischen Königs Wenzl IV. mit der Kirche an den Folgen der Folter, weil er das Beichtgeheimnis nicht brechen wollte. Seine Leiche wurde von der Prager Karlsbrücke in die Moldau geworfen. Auf dem rechten Seitenaltar sehen wir den Heiligen. Sebastian. Er wird als Patron gegen Seuchen und Pest verehrt. Der Heilige war Gardeoffizier beim römischen Kaiser Diokletian und fand wegen seines Glaubens den Märtyrertod. Die Pfeile in seiner Hand erinnern an die Art seiner Hinrichtung. Die Kanzel der Kirche stammt aus der gleichen Zeit, wie der Altar. Sie weist filigrane und mit Blattgold gefasste Schnitzereien auf. Auf dem Schalldeckel steht der Regensburger Märtyrer-Bischofs St. Emmeram. Der Taufstein ist eine wertvolle Schnitzarbeit aus der Entstehungszeit der andern Rokoko-Kunstschätze. Auf dem Deckel ist die Taufe Jesu durch Johannes dargestellt. Rechts vom Eingang hängt das Epitaph von Agnes Saurzapf aus dem Jahre 1592. Die Saurzapf waren eine bayerische Eisengewerke- und Adelsfamilie aus der Region. Auf dem Grabstein ist die Verklärung Christi dargestellt. Als wertvolles ökumenisches Denkmal in der Kirche, bezeichnet Prälat Johann Ascherl, der letzte Pfarrer von Maria Himmelfahrt, in seinem Aufsatz in der Heimatzeitung „Streifzüge“ das Kunstwerk. Die Decken sind mit Stuck verziert. Die Deckenbilder stellen die biblischen Berichte von Verkündigung und Heimsuchung Mariens dar. Etwa jünger sind die Deckenbilder im Kirchenschiff. Sie zeigen zum einen ist Jesu mit seiner Mutter am Kreuzweg und Maria, die über Böhmischbruck, sitzend ein Thron für das Jesuskind ist. Diese Bilder zeigen noch die ursprüngliche Farbenfrische, wie sie 1919 der Maler Leonhard Thoma anfertigte.  Im Jahr 1995 wurde die Kirche außen renoviert. Es folgte in den Jahren 1996 und 1997 eine Innenrenovierung. Kanzel und Taufbecken wurden im darauf folgenden Jahr restauriert. Eine Untersuchung der Kirche zeigte, dass diese in der Barockzeit um einen Meter erhöht wurde. Die Renovierung bescherte dem Turm ein neu gedecktes Dach und eine neue Turmuhr. Ein schlichter Zelebrationsaltar und ein Ambo wurden nach der Liturgiereform eingebaut.

Text: Peter Winnemöller

Fotos: Alois Köppl

(lg)

Weitere Infos

In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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