„Kirche darf nicht zum Sündenbock der Gesellschaft werden“ – Pontifikalamt zum Fest Darstellung des Herrn
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hat am Dienstagabend in Konzelebration mit dem Domkapitel und Pfarrer Roman Gerl aus der Dompfarreiengemeinschaft zum Fest der Darstellung des Herrn ein Pontifikalamt gefeiert. Gleich zu Beginn wurden im Dom St. Peter traditionell die Kerzen gesegnet.
Statt Machtausübung Verantwortung und Zeugnis
In der Predigt lenkte Bischof Rudolf den Blick auf die Worte Simeons, die er bei der Darstellung im Tempel sprach. Als Simeon Jesus in seinen Händen hält, preist er Gott mit den Worten: „Licht zur Erleuchtung der Heiden und Herrlichkeit für sein Volk Israel“. „Lumen gentium“ – Licht der Völker, so lauten die Anfangsworte für die Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils. Darin ist die Lehre über das Bischofsamt von großer Bedeutung. Bei den Beratungen des synodalen Weges stehe das Bischofsamt „im Feuer“ von Kräften, die „die Kirche nach den Vorstellungen eines demokratisch regierten Gemeinwesens umgestalten und neu erfinden wollten“. Dabei gehe es beim Bischofsamt gerade nicht um Macht, sondern ausschließlich um Verantwortung und Zeugnis. Das Sakrament der Weihe führe zurück bis auf den apostolischen Ursprung der Kirche, erklärte Bischof Rudolf. „Der Bischof ist berufen und, eingesetzt von Christus in der Nachfolge der Apostel, der erste Missionar, der erste Glaubensverkünder und der erste Beter seines Bistums.“ Bischofsein kann sich nicht nur auf eine Legislaturperiode beschränken, da es den ganzen Menschen in Anspruch nehme. Wie auch in der Orthodoxen Kirche leben Bischöfe darum ehelos, um so „Braut und Bräutigam, Kirche und Christus“ zu repräsentieren.
Katholische Kirche als Vorreiter bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen
Kritisiert werde auch die Rolle der Bischöfe bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Dazu zitierte Bischof Rudolf aus einem Kommentar des Autors Benjamin Leven: „Kirche darf nicht zum Sündenbock der Gesellschaft werden.“ Dieser war vor kurzem auf „katholisch.de“ erschienen. Gerade weil sich die Kirche derart hohe Ziele in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch stecke, so Benjamin Leven, laufe sie Gefahr, von anderen Akteuren an ihren Ansprüchen gemessen zu werden und daran zu scheitern. Einfacher wäre es, „keine allzu anspruchsvollen Ziele zu formulieren“. Andere Akteure hielten sich in ihren Ansprüchen dagegen zurück und übernähmen keine Verantwortung. An nicht vorhandenen Ansprüchen könne man schließlich auch nicht scheitern. Benjamin Leven zitierte außerdem aus einem Kommentar der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Keine Institution in Deutschland stellt sich dem Thema der sexualisierten Gewalt seit Jahren so umfassend wie die katholische Kirche“.
Blasiussegen als Schutz in Zeiten von Corona
Nach der Eucharistiefeier wurde der Blasiussegen gespendet. Dieser geht zurück auf den Märtyrerbischof Blasius, der bei einer Christenverfolgung im Jahre 316 umgekommen ist. Sein Gedenktag ist der 3. Februar. Er gilt im Besonderen als Nothelfer bei Halskrankheiten. Der Segen betrifft aber nicht nur den Leib, sondern umfasst den ganzen Menschen mit Leib und Seele.
Hier können Sie die <link file:40327 download bischof>Predigt des Bischofs in voller Länge nachlesen.