News Bild Katholische Arbeitnehmerbewegung feiert 175-jähriges Bestehen in Wernberg-Köblitz

Katholische Arbeitnehmerbewegung feiert 175-jähriges Bestehen in Wernberg-Köblitz

KAB steht für christliche Botschaft

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Wernberg/Regensburg, 22. Oktober 2024

Welch ein Jubiläum! Vor 175 Jahren nahm in der Diözese Regensburg in St. Emmeram die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) ihren Anfang. Seit nunmehr 175 Jahren steht der weltweit tätige Sozialverband auf dem Fundament der Katholischen Soziallehre den Menschen zur Seite.

In der Pfarrkirche St. Anna in Wernberg-Köblitz versammelten sich am Samstagvormittag, 19. Oktober, viele Ehrengäste und Seelsorger mit Generalvikar Dr. Roland Batz, KAB-Diözesanpräses Pfarrer Stephan Rödl, dem Schwandorfer Kreispräses Pfarrer Stefan Wagner, Polizeiseelsorger Pfarrer Karl Dieter Schmidt sowie dem Ortspfarrer Markus Ertl und anderen Mitbrüdern, um dieses Jubiläum mit einem Gottesdienst und anschließendem Festakt zu feiern.

Glückwünsche von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Weihbischof Reinhard Pappenberger

Generalvikar Dr. Roland Batz war als ehemaliger Diözesanpräses aus Regensburg gekommen, um die Heilige Messe zu feiern, bei der auch die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf, anwesend war. Im Zeichen von Kreuz und Hammer habe man sich versammelt, um 175 Jahre KAB zu feiern, unterstrich der Generalvikar und übermittelte gleich zu Beginn die besten Segens- und Glückwünsche von Bischof Rudolf Voderholzer und Weihbischof Reinhard Pappenberger. Zweiterer war lange Zeit Diözesanpräses.

Das Bistum feiert 2024 den 1100. Geburtstag des Bistumspatrons, dem heiligen Wolfgang. Wie geht KAB und Heiliger Wolfgang zusammen? Bei beiden trete ein besonderer Akzent hervor: bei Freude und Hoffnung, Angst und Trauer nahe bei den Menschen zu sein. Ihre Sorgen zu teilen, sie in die Nähe vor Gott zu bringen und mutig dafür einzutreten, dass es ein gutes Leben und ein Leben in Fülle ist. In seiner Predigt rief Monsignore Roland Batz alle KAB-ler und CAJ-ler auf, den Sonntag zu heiligen.  „Denn wo Gott im menschlichen Leben ausfällt, da wird das menschliche Leben brüchig, da verliert der Mensch seine Identität. Und dort, wo Gott ausfällt, da fällt auch das Gemeinwesen Schritt für Schritt auseinander.“ Oft heiße es: „Die Kirche soll sich doch lieber um die Seelen kümmern, für das gesellschaftliche und politische Leben ist die Politik zuständig“, führte er aus. Solche Positionen hört man aus verschiedenen Lagern der Politik immer wieder einmal. Doch überall dort, wo es um das Leben der Menschen geht, etwa um das Lebensrecht, um den Lebensunterhalt, um die Würde und Freiheit, überall dort hat auch die Kirche etwas zu sagen. „Als Kirche denken wir weder in Quartalsberichten noch träumen wir von vollen Kühlschränken und von steigenden Aktienkursen. Es wäre geradezu fatal, wenn Christinnen und Christen, die in der Welt der Familie, der Gesellschaft, der Arbeit und der Wirtschaft beruflich zu tun haben, die christlichen Werte verschweigen wollten“, unterstrich der Prediger. „In der Arbeitswelt seid Ihr es, liebe KAB-ler, die auf die Botschaft der Solidarität und der Gerechtigkeit hinweisen - und das seit 175 Jahren“, so Generalvikar Dr. Roland Batz.

KAB gründet auf der katholischen Soziallehre

Der Beginn der KAB fällt in die Zeit der Industrialisierung: Liberalismus und Sozialismus waren die geistig-ideellen Herausforderungen, denen die Kirche gegenüberstand. „Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen, etwa der Künstlichen Intelligenz, der Biotechnologie, der Gendertheorie - all das sind Themen, die die Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit berühren und beeinflussen.“ Dr. Batz weiter: „Als KAB, als sozialpolitischer Arm der Kirche, versucht ihr durch und mit dem Evangelium eine Antwort auf diese heutigen Herausforderungen zu geben. Und dabei orientiert ihr euch an den Prinzipien der Personalität, der Solidarität und der Subsidiarität.“ Immer gilt: Jeder Mensch ist eine Person mit einer unverlierbaren Würde. Er ist Ebenbild Gottes, so der Festprediger.

Festakt mit Festrede von Ministerin Ulrike Scharf

Anschließend trafen sich alle gegenüber der Kirche im Landgasthof Burkhard zum Festakt, bei dem der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling sowie Bürgermeister Konrad Kiener ein Grußwort sprachen und zu diesem großen Jubiläum gratulierten. Vor allem alle Ehrenamtlichen, die sich im Sinne der Organisation einbringen, würdigte Ebeling, der außerdem eine Jubiläumsspende überreichte. Für den Bürgermeister war es eine große Ehre, dass seine Marktgemeinde für die Feier des KAB-Jubiläums ausgewählt worden war. Aus dem Diözesanleitungsteam bereiteten Willi Dürr und Maria Beer, Vorsitzende des KAB-Bildungswerks, die Feier mustergültig vor. Immerhin leisten in der Diözese in 13 Kreisverbänden und in 137 Ortsverbänden Mitglieder hervorragende Arbeit. Deswegen stand am Beginn der Festrede der Ministerin auch ein großes Lob: „Ihr unermüdlicher Einsatz und Ihre Hingabe haben nicht nur das Leben vieler Menschen verbessert, sondern auch unsere Heimat als Ganzes bereichert. Ihr Engagement ist der Grund, warum wir dieses Jubiläum heute begehen können.“ Vor 175 Jahren, im Jahr 1849, war die Welt eine andere: An Sozialgesetzgebung ist noch lange nicht zu denken. Arbeitsschutz, Witwenrente – nichts davon gab es damals. Die Industrialisierung ist in vollem Gange, die Menschen strömen in die Städte. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter leben unter schwierigen Bedingungen. Die Arbeitszeiten sind im Vergleich zu heute extrem lang, die Bezahlung oft kaum ausreichend, um eine Familie zu ernähren, und soziale Absicherung war ein Fremdwort. Es waren Zeiten großer Not, betonte die Ministerin.

In dieser schwierigen Zeit gründet sich in St. Emmeram in Regensburg der erste katholische Arbeiterverein. Heute ist die Katholische Arbeitnehmerbewegung einer der großen Sozialverbände Deutschlands mit 75.000 Mitgliedern. Sie steht fest an der Seite der Menschen, inspiriert von christlichen Werten, von der Würde des Menschen. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung war von Anfang an mehr als nur eine Gewerkschaft – sie war und ist eine Bewegung, die sich für Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe einsetzt. Diese Werte haben die Arbeit der KAB geprägt und sie über die Jahrzehnte hinweg stark gemacht, so Ministerin Ulrike Scharf. „Wenn wir heute auf diese 175 Jahre zurückblicken, dann sind wir beeindruckt von dem unbeirrbaren Willen, mit dem mutige Männer und Frauen gemeinsam für eine gute Sache gekämpft haben. Wir spüren die Entschlossenheit, mit der sie sich solidarisiert und für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt haben.“

Postkartenaktion für Schutz des Sonntags

Schließlich überreichten Betriebsseelsorger Richard Wittmann und Maria Beer sowie Willi Dürr an die Ministerin hunderte Unterschriften einer von der „Sonntagsallianz“ initiierten Postkartenaktion über die geplanten Ausweitungen der Sonntagsöffnungen, die Privilegien für „Digitale Kleinstsupermärkte“ und den Angriff auf die Gesundheit der Beschäftigten durch mehr Nachtöffnungen bedeuten. Die Unterzeichner fordern die Bayerische Regierung unter anderem auf, den Schutz des freien Sonntags zu respektieren und keine Ausweitung der Sonntagsöffnungen und keine weiteren Nachtöffnungen auf dem Rücken der Beschäftigten in einem neuen bayerischen Ladenschlussgesetz zuzulassen. Ulrike Scharf bekräftigte, dass sie aus tiefstem Herzen unterstreiche: Der Sonn- und Feiertag ist mir heilig. Außerdem führte sie aus, dass das Ladenschlussgesetz ein Arbeitnehmerschutzgesetz und kein Wirtschaftsförderungsgesetz sei. „Das sind für mich die Eckpfeiler.“

Text und Fotos: Elisabeth Dobmayer

(jas)



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