News Bild Jahrhundertkrippenausstellung im Prager Klementinum
Jahrhundertkrippenausstellung im Prager Klementinum

Auf den Spuren des Bethlehemgeschehens

Home / News

Prag, 7. Januar 2024

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer besuchte mit einer kleinen Reisegruppe eine Krippenausstellung im Klementinum in Prag.

An der Wiege der Krippe

Vor 100 Jahren – im Jahr 1923 – fand die letzte Krippenausstellung im ehemaligen Jesuitenkolleg und heutigen tschechischen Nationalmuseum Klementinum statt. Anlass war damals das siebenhundertjährige Jubiläum des mitternächtlichen Gottesdienstes des Hl. Franziskus in Greccio. Für die tschechischen Krippenfreunde war das 2023 begangene achthundertjährige Jubiläum der lebendigen Krippe des Hl. Franziskus ebenfalls Anlass, auch in dieser Weihnachtszeit vom 25. November 2023 bis 7. Januar 2024, eine Krippenausstellung mit zeitgenössischen Krippen aus allen Teilen der Republik Tschechien zu vereinen.

Das Klementinum gilt als Wiege der Krippe. Jesuiten stellten hier in ihrer Kollegienkirche 1562 die erste Krippe mit Figuren auf. Nach der „lebendigen Krippe“ des Hl. Franziskus im Jahr 1223 und einigen wenigen mittelalterlichen Schnitzwerken, war dies die erste Krippe überhaupt, wie wir sie heute kennen und was wir unter Krippe verstehen – die künstlerisch in Szene gesetzte Geburt Christi nach biblischer Überlieferung. Im Zuge der Gegenreformation trat die Krippe ihren Siegeszug durch Europa an, wo sie anfänglich als Kirchenkrippe, später jedoch auch vermehrt als Hauskrippe in katholischen Familien zu finden war und bis heute ist.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer besuchte gemeinsam mit Diözesankonservatorin Dr. Maria Baumann, dem Ehepaar Michael und Agnes Karger, Stadtpfarrer Msgr. Martin Martlreiter und dem neugewählten Präsident des Verbands Bayerischer Krippenfreunde, Kaplan Henrik Preuß, die Jubiläumsausstellung. In Prag trafen sie auf den Bischof von Pilsen, Tomáš Holub, der bei der Besichtigung den deutschen Gästen übersetzte.

 

Lebendige Krippentradition

Geführt wurde die Gruppe von Vladimir Glaser einem begeisterten Krippenbauer, der den Besuchern die Besonderheiten der tschechischen Krippentradition näher brachte. So erläuterte er unter anderem, dass die Verbannung der Kirchenkrippen unter Joseph II. in Böhmen dazu führte, dass sich die gläubige Bevölkerung selbst Krippen für die Wohnstuben bauten. Was als Unterdrückung des Krippengedankens galt, wurde zu einer Förderung der Hauskrippe. Auf Tschechisch heißt Krippe übersetzt „betlem“ – das Betlehemgeschehen wird seither eng mit der böhmischen Heimat verbunden, wovon auch einige Krippenbauten zeugen.  

Besonders typisch für die böhmische Krippe ist neben der Verortung des Betlehemgeschehens in die eigene Region – meist ziert eine heimische Stadtsilhouette den Hintergrund – auch der Figurenreichtum an Mädchen und Buben, Frauen und Männer jeglichen Alters, die gemeinsam mit den biblisch überlieferten Personen ebenfalls zur Krippe kommen. Dabei kommen sie nicht mit leeren Händen, sondern bringen dem neugeborenen Kind in der Krippe ebenfalls etwas aus ihrer Lebenswelt dar: Spielzeug, Tiere oder Nahrungsmittel.

 

Nicht nur erwachsene Besucher erfreuten sich an den Exponaten der Ausstellung, auffallend viele Kindergarten- und Grundschulklassen, die bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres wieder in die Schule gehen mussten, besuchten gemeinsam mit ihren Lehrkräften das Klementinum.

 

Die Botschaft von Weihnachten in die Welt tragen

Davon dass die Krippentradition tief im tschechischen Volk verwurzelt ist, künden auch viele Anspielungen, die Künstler in ihren Krippen aufgenommen haben. So war es in früheren Zeiten, aber auch heute noch üblich, dass Kinder mit Krippenkästen in Ergänzung zu den Sternsingern von Haus zu Haus ziehen und somit auch die Botschaft von Weihnachten tatsächlich in die Welt tragen.

 

Besuch bei Freunden

Im Anschluss an den Besuch der Krippenausstellung stattete die Regensburger Reisegruppe dem Erzbischof von Prag, Jan Graubner, einen Besuch ab. Im Gespräch mit dem Erzbischof konnten die Regensburger Gäste viel über die Wertschätzung des Krippenapostolats gerade in den Pfarreien erfahren. So gibt das erzbischöfliche Ordinariat jährlich eine Broschüre über Kirchenkrippen, deren Besonderheiten und Besichtigungszeiten, heraus.

 

Der Besuch in der Karmeliterkirche Maria vom Siege mit dem berühmten „Prager Jesulein“ sowie eine geführte Besichtigung des Veitsdoms, mit der Wenzelkapelle und dem Grabdenkmal von Johannes Nepomuk, rundete die Tagesfahrt ab, ehe es mit vielen imposanten Eindrücken tschechischer Krippenkultur heimwärts nach Regensburg ging.    

Text und Fotos: Henrik Preuß
(jas)



Nachrichten