„Gott ruft sein Volk zusammen“ – Ein Kirchenlied beschreibt das Wesen der Kirche: Ein von Gott gerufenes Volk
„Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“, schrieb Papst Benedikt XVI. zu Beginn seiner <link http: www.vatican.va content benedict-xvi de encyclicals documents hf_ben-xvi_enc_20051225_deus-caritas-est.html _blank external-link-new-window deus caritas>Enzyklika „Deus Caritas est“. So wichtig dem christlichen Glauben und dem emeritierten Papst der Dialog von Glaube und Vernunft, ist, so sehr betont Benedikt XVI., dass dem christlichen Glauben ein Ruf vorangeht.
Gott will sich ein Volk versammeln
Besonders betont das auch ein Kirchenlied: „Gott ruft sein Volk zusammen“ (GL 477). Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ging dieses Lied aus einer Ausschreibung hervor, die nach einem Kirchenlied suchte, das die Lehre des Konzils über die Kirche aufgreift und reflektiert. Und das tut dieses Lied schon mit den ersten Worte, indem es die große Bedeutung des Volkes für die Konzilsväter an die Spitze stellt. Gott will sich ein Volk versammeln: „Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll.“ (<link http: www.vatican.va archive hist_councils ii_vatican_council documents vat-ii_const_19641121_lumen-gentium_ge.html _blank external-link-new-window>Lumen Gentium 9).
Ein Lied zum Einzug
Bei der Feier der Heiligen Messe erlangt dies besondere Bedeutung. Das Volk Gottes feiert gemeinsam, wie in der Konstitution über die Liturgie „<link http: www.vatican.va archive hist_councils ii_vatican_council documents vat-ii_const_19631204_sacrosanctum-concilium_ge.html _blank external-link-new-window>Sacrosanctum Concilium“ (SC) beständig wiederholt wird. Gerade als Gesang zur Eröffnung eignet sich daher „Gott ruft sein Volk zusammen“ gut: Es betont gleich zu Beginn, dass hier ein Volk Gott feiert, das sich nicht allein aus eigenem Antrieb oder aus eigenem Willen um den Altar versammelt, sondern von Gott gerufen wurde. Vom ganzen Erdenrund stammt dieses Volk; eben das ist es, was das aus dem Griechischen stammende Wort „katholisch“ bezeichnet: „Allumfassend“ ist dieses Volk Gottes.
Christus liebt die Menschen
Die zweite Strophe betont eine weitere Dimension des Wortes „katholisch“: Die allumfassende Sammlung durch Gott ist nicht nur im geographischen Sinn zu verstehen. Auch unterschiedliche Menschen werden vom Herrn angesprochen, ob Arme und Reiche. So gravierend im Leben die Unterschiede auch sein mögen, in der Kirche sind alle Brüder und Schwestern. „Ein Leib, viele Glieder“: Die Kirche bildet eine Einheit, so unterschiedlich ihre Glieder auch sein mögen. Schließlich aber wird diese Einheit auch zur Herausforderung, wie die dritte und letzte Strophe zeigt. Die Kirche muss immer wieder um Einheit kämpfen. Umso schmerzlicher ist es, wenn sich das Volk Gottes spaltet. Das Lied bittet: „Hilf Gott, dass einig werde dein Volk in dieser Zeit.“