News Bild Erzbischof Marco Tin Win von Mandalay dankt für Gebet und Hilfe für Flüchtlinge
Erzbischof Marco Tin Win von Mandalay dankt für Gebet und Hilfe für Flüchtlinge

Wie Frieden zwischen den Religionen gelingen kann

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Regensburg, 3. Februar 2023

Bei einem Besuch im Bistum Regensburg hat sich der Erzbischof Marco Tin Win von Mandalay (Myanmar, früher Birma) sehr herzlich für die kontinuierliche Hilfe aus dem Bistum und für das Gebet für sein Land und die Katholische Kirche in Myanmar bedankt. Er traf sich zu einem Gespräch mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Besonders bedankte er sich für das Gebet für den Frieden in Myanmar, zu dem Bischof Rudolf anlässlich des 2. Jahrestages der Regierungsübernahme durch das Militär am 2. Februar 2021 alle Pfarreien und Ordensgemeinschaften des Bistums aufgerufen hatte.

Schon am Karfreitag nach dem Putsch und zum 1. Jahrestag hatte es diese Bitte zum Gebet gegeben. Diese Solidarität sei für ihn persönlich, für die katholischen Schwestern und Brüder in Myanmar, aber auch für alle Menschen die unter dem Bürgerkrieg leiden, eine große Quelle für Hoffnung. Angesichts anderer Konflikte auf der Welt, über die viel mehr berichtet werde, hätten die Menschen in Myanmar die Sorge, darüber vergessen zu werden.  Da sei sein Besuch in Regensburg und das breite Gebet für Myanmar ein beglückendes Signal, dass das nicht so ist.

Solidarität mit den Geflüchteten über die Religionsgrenzen hinweg

Aus den Gebieten, in denen Bürgerkrieg herrscht, flieht die Bevölkerung aus den Dörfern und Städten in den Dschungel oder in Nachbardörfer die für sicherer gehalten werden. Dabei gibt es einen großen Zusammenhalt der Menschen über die Grenzen der Religion hinweg, berichtete der Erzbischof, der auf der Ebene der Bischofskonferenz auch für den Dialog zwischen den Religionen zuständig ist. Christen, die fliehen müssen, werden herzlich in buddhistischen Dörfern aufgenommen und umgekehrt. Dabei haben diese Dörfer kaum selbst etwas. Für den Erzbischof ist das ein gutes Beispiel dafür, dass das friedliche Zusammenleben der Religionen gelingen kann.

Mittel aus Regensburg und Deutschland helfen aktuell und sind wichtig für die Zukunft

Dank der Unterstützung aus Diözesen, wie Regensburg, Köln oder Tokio, die sich besonders der der Kirche in Myanmar angenommen haben, sowie der Hilfswerke wie Missio, Misereor, der Sternsinger oder „Kirche in Not“, könnte vielfältige Seelsorge, Nahrung, Unterkunft, Schulunterricht für die Kinder, medizinische Grundversorgung und psychologische Unterstützung bei der Verarbeitung von Traumata zur Verfügung gestellt werden, so der Erzbischof. Diese Hilfen kämen allen Menschen, unabhängig von deren Religion zu Gute. Das sei ein Gebot der Menschlichkeit, fördere die gegenseitige Unterstützung und sei für das zukünftige Zusammenleben entscheidend. Religiösen Eiferern, die die Religion benutzen wollen, um die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, werde so in der Bevölkerung der Boden entzogen.

Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben

Erzbischof Marco Tin Win appellierte, die Hoffnung auf Frieden nicht aufzugeben, auch wenn die Aussichten in den kommenden Monten dafür nicht gut seien. Dialog und Versöhnung seien der einzige Weg. „Frieden ist möglich und ist die einzige Antwort“, zitiert der Erzbischof Papst Franziskus. Die Kirche bemühe sich aktiv um solche Versöhnung und bete regelmäßig für den Frieden. Dass sich dem regelmäßig auch das Bistum Regensburg zusammen mit Erzbistümern wie Köln und Tokio angeschlossen habe, zeige, dass die katholische Kirche wirklich eine Weltkirche ist, in der Brüder und Schwestern über Kontinente hinweg durch den einen Vater verbunden sind.  

Dr. Thomas Rigl, Leiter der Fachstelle Weltkirche, Erzbischof Marco Tin Win, Gregor Tautz, Myanmarbaufragter des Bistums Regensburg, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Father Augustine Win Mint aus Mandalay, zuständig für die Sorge für die Flüchtlinge, sowie Father Leo Schumacher, Beauftrager des Erzbistums Tokio für die Partnerschaft mit Myanmar.

Die Lage am 2. Jahrestag der Machtübernahme durch das Militär im Spiegel internationaler Medien

In der Tagesschau waren am 2. Jahrestag der Machtübernahe durch das Militär leere Straßen und geschlossene Läden in sonst überfüllten Millionenstädten wie Yangon und Mandalay zu sehen. Dies ist eine besondere Form, wie die Menschen in Myanmar ihre breite Ablehnung der Militärregierung zum Ausdruck bringen. Nachrichtenagenturen berichten, dass die Regierung das durch Zwangsmaßnahmen gegen Geschäftsleute verhindern wollte und bemüht ist, den Eindruck eines wiederhergestellten „normalen Lebens“ zu vermitteln.

Menschenrechtsorganisationen berichten von fast 3.000 Toten in den letzen 2 Jahren unter der Zivilbevölkerung, von fast 30.000 Menschen, die in Gefängnissen waren oder immer noch sind, von Folter und Mord in den Gefängnissen. 70.000 Menschen sind aktuell in benachbarte Länder geflüchtet und über eine Million Menschen leben innerhalb des Landes als Flüchtlinge. Ganze Dörfer und zehntausende Hütten sind abgefackelt worden. Radio Veritas Asia hat berichtet, dass am 15. Januar dieses Jahres eine der traditionsreichsten Kirchen Myanmars im Dorf Chan Tar bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Die Pfarrei geht auf die Gründung durch portugiesische Kaufleute vor 500 Jahren zurück. Auch der benachbarte Schwesternkonvent und das Pfarrhaus wurden stark beschädigt. Dies ist aber nur das jüngste Beispiel. Dutzende anderer christlicher Kirchen, aber auch Moscheen und auch buddhistische Klöster sind betroffen. Wenn man weiß, wie eng die 80 Prozent Buddhisten in Myanmar mit ihren Klöstern, Pilgerstätten und Mönchen verbunden sind, zeigt das in besonderem Maß das Ausmaß der Zerstörungswut. Schon vor Corona und Bürgerkrieg zählte die Bevölkerung Myanmars zu den Ärmsten. Hohe Inflation, ein dramatischer Anstieg der Nahrungsmittelpreise und der Verlust der Arbeit durch Corona oder wegen der politischen Lage aus dem Land abwandernde internationale Unternehmen haben die Einkommenssituation dramatisch verschlechtert. Früher noch vorhandene Rücklagen sind aufgebraucht. 

Das Bistum Regensburg und die Kirche in Myanmar

Das Bistum Regensburg unterstützt seit 22 Jahren die Kirche in Myanmar mit der Finanzierung eines Stipendienprogramms für bisher ca. 80 Weltchristinnen und -christen in Kooperation mit der Assumption University in Bangkok und dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst. Im letzten Jahr wurden für Katastrophenhilfe 81.000 € zur Verfügung gestellt. Gruppen junger Erwachsener aus Regensburg und Myanmar haben sich schon gegenseitig besucht. Kardinal Bo von Yangon war Gast beim Katholikentag in Regensburg und der frühere Generalvikar Michael Fuchs war Gast bei der Feier zum 500jährigen Bestehen der Katholischen Kirche in Myanmar.  Eine Übersicht der Aktivitäten finden sie auf der Homepage des Bistums unter der Fachstelle Weltkirche. https://bistum-regensburg.de/bistum/einrichtungen-a-z/myanmar/birma-stipendienprogramm

 

Text: Gregor Tautz, Fotos Jakob Schötz

 

 



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