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Entwicklung und Elemente der Liturgie, Teil 2

Die Feier der Eucharistie in der frühen Kirche

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Regensburg, 8. Dezember 2023

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“, trägt Jesus den Jüngern im Abendmahlssaal auf (Lk 22,19). An diesen Auftrag hält sich die Kirche seit frühester Zeit, wenn sie die Eucharistie feiert. Dabei hat sich die Gestalt der Feier im Lauf der Jahrhunderte immer wieder geändert. Wie die ersten Christen die Eucharistie feierten, ist dabei heute nicht ganz einfach zu beantworten.

Über die frühen Christen heißt es: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“ (Apg 2,42). Das „Brechen des Brotes“ dürfte für die Feier der Eucharistie als Ganzes stehen. Früh schon feiern die Christen also Eucharistie.

Gebet im Tempel – Feier der Eucharistie

Die ersten Christen verstanden sich als Teil des Judentums. So berichtet die Apostelgeschichte: „Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens.“ (Apg 2.46). Neben das Gebet im Tempel trat für die Gemeinde der Christen also das „Brechen des Brotes“; sie beten weiterhin mit dem Volk Israel, feiern nun aber auch die Eucharistie. Dabei ist anzunehmen, dass am Beginn die Eucharistiefeier aus einem Mahl und einem rituellen Teil bestand. Auch das Letzte Abendmahl Jesu bestand ja nicht nur aus den Einsetzungsworten über Brot und Wein, sondern auch aus einem Abendessen Jesu mit seinen Jüngern.

Einen Hinweis darauf finden wir im Ersten Korintherbrief (vgl. 1 Kor 11,17-34). In der Gemeinde von Korinth scheint es zu einem Missstand gekommen zu sein. Die Christen trafen sich dort zur Eucharistie; die Feier bestand aus einem „Sättigungsmahl“ und einem rituellen Mahl. Doch die Wohlhabenden kamen schon früh zusammen, brachten Essen mit und begannen mit dem Mahl. Die Armen, die Sklaven und Arbeiter konnten erst später hinzustoßen – da waren die Reichen schon gesättigt und wurden ungeduldig; sie wollten nun mit der eigentlichen Eucharistiefeier beginnen. Die Armen gingen leer und aus und die Gemeinde von Korinth verkehrte die einende Wirkung der Eucharistie damit in ihr Gegenteil. 

Der Ablauf der frühen Messe

Für die frühe Kirche kann angenommen werden, dass am Beginn der Feier der Segen mit den Einsetzungsworten über das Brot stand – so entsprach es dem jüdischen Brauch, bei dem am Beginn des Mahles der Segen über das Brot gesprochen wurde. Es folgte dann ein „Sättigungsmahl“; hierbei wurde womöglich aus der Schrift vorgelesen und auf diese Weise das Evangelium verkündet. Am Ende des Mahles stand der Segen mit den Einsetzungsworten über dem Wein – auch das entsprechend der jüdischen Sitte, bei der am Ende des Mahles der Kelch gesegnet wurde.

Eine Messe am Morgen

Im Lauf der Zeit scheint sich diese Abfolge jedoch geändert zu haben. Zwischen 111 und 113 schreibt der Statthalter Plinius an den Kaiser. Er macht auf die Christen aufmerksam und fragt, wie er mit ihnen umgehen soll. Ist es ein Verbrechen, Christ zu sein, fragt Plinius? Dabei schildert er den Gottesdienst der Christen, die am Sonntag offenbar am Morgen und am Abend zusammenkommen. Womöglich hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Trennung vollzogen. Am Morgen feierten die Christen Eucharistie im eigentlichen Sinn; das rituelle Mahl war bereits vom gemeinsamen Essen der Gemeinde getrennt worden. Sobald dies geschah, musste die Eucharistie einem Abendmahl entsprechend auch nicht mehr in den Abendstunden gefeiert werden, sondern konnte ebenso am Morgen stattfinden. Dabei waren vermutlich sehr früh auch schon das gemeinsame Gebet und die Lesung aus der Heiligen Schrift Teil des Gottesdienstes. Am Abend dann traf sich die Gemeidne offenbar ein zweites Mahl – nun womöglich zur „Agape“, zum gemeinsamen Mahl.

Feier am „Tag des Herrn“

Dabei dürfen wir davon ausgehen, dass diese gemeinsame Feier immer am „Tag des Herrn“, am Sonntag als dem Tag der Auferstehung begangen wurde. Die frühe Kirche versammelte sich an dem Tag, an dem Christus auferstanden ist. Sie feierte also vermutlich noch nicht täglich die Eucharistie, sondern kam zu dieser Feier einmal in der Woche zusammen. Gleichzeitig feierten die Christen bereits das Osterfest: Sie feierten an Ostern einmal im Jahr den Tod und die Auferstehung Christi. Andere Feste kannte die frühe Kirche offenbar nicht; auch das Weihnachtsfest entwickelte sich erst im Lauf der Zeit aus verschiedenen Quellen.

Vergegenwärtigung von Tod und Auferstehung

So unterschiedlich die Form und der Aufbau der Eucharistie zwischen frühester Zeit und Gegenwart also sein mag, verbindet uns doch der Charakter der Feier. In der Eucharistie tut die Kirche, was Christus im Abendmahlssaal tat. Dabei aber kommt es nicht auf ein „Nachspiel“ der Ereignisse im Abendmahlssaal an, sondern auf deren Vergegenwärtigung. Ginge es darum, an das Leiden und den Tod Jesu lediglich zu erinnern, könnten an die Stelle der Eucharistie jederzeit auch Passionsspiele, Theateraufführungen, Filmsequenzen, Krippendarstellungen oder Erzählungen treten. Eucharistie ist aber mehr als ein erinnerndes Theaterstück; Eucharistie ist Vergegenwärtigung. In der heiligen Messe wird das Heilshandeln Jesu gegenwärtig. Jesus schenkt sich auch heute noch wirklich in der Eucharistie, in seinem Leib und seinem Blut. Wir erinnern uns also nicht nur an das letzte Abendmahl; Jesus selbst lässt es Gegenwart werden. Das ist das Entscheidende der christlichen Eucharistiefeier – vor 2.000 Jahren wie heute. 

Text: Benedikt Bögle

(SSC)

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