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Eine syrische Familie berichtet von ihrem Schicksal

Milad hat das Christkind gesehen

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München, 21. Dezember 2023

Das Schicksal einer Familie in Syrien und eine Begegnung mit dem Jesuskind an Weihnachten: Kirche in Not berichtet von Milad und seiner Familie.

Sogar die Gesichter der Kinder sind von Ernst und Trauer gezeichnet. Angespannt sitzen sie neben ihren Eltern, die ihre Namen nicht gedruckt sehen wollen, auf dem abgenutzten Sofa. An den Wohnzimmerwänden hat der abbröckelnde Putz das Mauerwerk freigelegt. Unsicher schauen Kinder und Eltern die Gäste an. Besuch bekommen sie nicht häufig, hier in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus. Schon gar nicht aus dem Ausland.

Heute ist eine Delegation des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ zu ihnen gekommen und bittet die christliche Familie, von ihrem Schicksal und ihrem Alltag zu berichten. So bekommen die Hilfsanträge, die „Kirche in Not“ aus Syrien und aller Welt von Diözesen, Gemeinden und Ordensgemeinschaften erreichen, ein Gesicht.

Keine Chance auf Flucht

Zögernd und mit leiser Stimme beginnen die Eltern zu erzählen: Einst arbeitete der Vater als Gemüsehändler und sicherte so ein äußerst bescheidenes Einkommen für die größer werdende Familie. Dann begann ab 2011 der Bürgerkrieg in Syrien. „Raketen flogen über die Dächer, es gab zahlreiche Explosionen“, erzählt die Mutter.

Flucht war für die neunköpfige Familie nicht möglich, wohin hätten sie gehen sollen? Auch fehlte das nötige Geld für den riskanten Weg ins Ausland. So harrten sie in ihrer Mietwohnung aus. „Kirche in Not“ unterstützt sie über die lokale Pfarrgemeinde mit einem Zuschuss für Miete, Strom und Heizung. Auch Lebensmittel bekommen sie von der Kirche.

Denn der Vater konnte seinen Gemüseladen nur an Tagen öffnen, an denen die Gefechte schwächer waren. Die Einnahmen reichten nicht mehr zum Überleben.

Kleiner syrischer Junge vor kaputter Wand

„Es gibt hier keine Hoffnung“

So ist es auch heute, angesichts der hohen Preise und der oft leeren Supermarktregale. Auch wenn die Waffen in weiten Teilen Syriens aktuell schweigen: „Oft ist die Situation jetzt sogar noch schlimmer als während der Kämpfe“, beklagt die Mutter. Sie könnte ihren Kindern oft nicht mehr als eine Scheibe Brot am Tag zubereiten. Auch sei die Gegend, in der die Familie lebt, von Gewalt geprägt. Einer der Söhne, acht Jahre alt, zeigt eine Narbe an seinem Arm. Er wurde von einem anderen Kind mit einer Rasierklinge verletzt; der Arm musste mit acht Stichen genäht werden. Es sei eben keine gute Gegend hier, sagt der Vater und senkt den Blick: „Es gibt hier keine Hoffnung. Jeden Tag wird es schlimmer.“

Die Mutter pflichtet ihm bei: „Das einzige, worum ich Gott jeden Tag bitte, ist, dass er meine Kinder beschützt.“ Plötzlich durchzuckt die Frau ein Gedanke; sie winkt ihren sechsjährigen Sohn Milad zu sich. Sie zögert: „Da gibt es etwas, das ich über Milad erzählen möchte.“

„Schicke dem Jesuskind einen Kuss“

Es war am vergangenen Weihnachtsfest. Da habe Milad am Heiligen Abend vor der abgeblätterten Wohnzimmerwand über dem Sofa plötzlich das Jesuskind gesehen. Milad sei sehr erschrocken gewesen und habe angefangen zu weinen. Er lief zu seinen Eltern. Der Vater beruhigte ein: „Milad, alles ist in Ordnung. Du brauchst keine Angst zu haben. Schicke dem Jesuskind einen Kuss!“ Seitdem träumt Milad oft von Jesus. Seine Mutter meint, der Junge sei reifer und sanfter geworden. Der Familie habe dieser „Besuch“ des Christkinds ein wenig Hoffnung und Trost gespendet.

Dieses Jahr gehören Milad und seine Geschwister zu den rund 45 000 Kindern in Syrien und im Libanon, die dank der Spender von „Kirche in Not“ ein Weihnachtsgeschenk bekommen. Bei Milad werden es neue Schuhe sein.

Und eine noch größere Vorfreude schwebt über diesem Tag: Milad meint sich zu erinnern, dass Jesus ihm versprochen habe, auch in diesem Jahr am Weihnachtstag wieder zu ihm zu kommen. Jedenfalls ist Milad vorbereitet und trägt die Verheißung des Weihnachtstags mit sich. Sein Name bedeutet nämlich auf Arabisch so viel wie „Geburt“ oder auch „Geburstag“.

Text: Kirche in Not

(kw)



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