Lateranbasilika

Durchs Kirchenjahr: Blog zum Weihetag der Lateranbasilika

„Ihr seid Gottes Bau!“


Regensburg, 8. November 2025

Weihetag der Lateranbasilika C – Erster Korintherbrief 3, 9c – 11 und 16 – 17

„Schwestern und Brüder! 9cIhr seid Gottes Bau. 10Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. 11Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. 16Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 17Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.“

Die Kirche feiert den Kirchweihtag der Lateranbasilika, der Bischofskirche des Papstes und der „Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“, auf der ganzen Welt als Festtag. Die Lesetexte dieses Festes beleuchten verschiedene Aspekte des Begriffs „Kirche“. Zunächst würden wir erwarten, dass es an diesem Tag vor allem um die Kirche als „Bauwerk“ geht – denn immerhin feiern wir die Weihe eines Bauwerkes zur Kirche. Doch bereits die Lesung aus dem Ersten Korintherbrief verschiebt den Fokus: „Ihr seid Gottes Bau“, ruft Paulus seiner Gemeinde zu. Hier geht es nicht um eine Gebäude aus Steinen oder aus Marmor. Paulus geht es um die christliche Gemeinde, die Kirche Gottes ist. 

Wir sind Gottes Bau. Und mehr noch: Wir sind „Gottes Tempel“, der Heilige Geist wohnt in uns. Der christliche Sprachgebrauch bezeichnet mit dem Wort der „Kirche“ eben nicht nur das Gebäude des Gottesdienstes, sondern auch die Gesamtheit der christlichen Gemeinde. So wird das kirchliche Gebäude zu einem Bild für uns als Kirche: Wir sind wie ein Bauwerk. Wie die vielen Steine eine Kirche bilden, so bilden wir viele Christen die eine Kirche Gottes. Und mehr noch: Wie in einem kirchlichen Gebäude der Geist Gottes wohnen soll, so wohnt er in uns: Wir selbst werden durch die Gegenwart dieses Geistes zu Gottes Tempel. 

Dieses Bild des Tempels greift auch das Evangelium des heutigen Tages auf (Joh 2,13-22). Jesus treibt die Händler aus dem Tempel. Nach der Berechtigung hierzu gefragt, antwortet Jesus: „Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ (Joh 2,19). Der Evangelist Johannes kommentiert diese Worte so: „Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.“ (Joh 2,21f.). Jesus selbst bezeichnet sich und seinen Leib als Tempel. Jesus kann diese Gleichsetzung vornehmen: Denn der Tempel ist der Ort der Gegenwart Gottes. Jesus aber ist selbst das Wort Gottes (vgl. Joh 1,1); wer Jesus sieht, sieht auch den Vater. Jesus ist im Vater und der Vater ist in Jesus (vgl. Joh 14,9f.). 

Wir dürfen das auch auf unsere Kirchen übertragen und auf die Lateranbasilika, deren Weihetag wir heute feiern: Die Mitte jeder Kirche ist der gegenwärtige Gott. In den prachtvollsten Kirchen könnte es kein Fresko, keine Heiligenfigur und kein Mosaik geben, das in seiner Größe auch nur heranreichen könnte an den, der im Allerheiligsten Sakrament des Altares gegenwärtig ist. Die Heiligkeit jeder Kirche und ebenso die Heiligkeit von uns allen als Kirche kommt allein von der Gegenwart Gottes.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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