Autun, Westportal

Durch das Kirchenjahr: der Blog zum Sonntagsevangelium

Spannungsfeld


Regensburg, 2. August 2025

18. Sonntag im Jahreskreis C – Kolosserbrief 3, 1 – 5 und 9 – 11

„Schwestern und Brüder! 1Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! 2Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! 3Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. 4Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. 5Darum tötet, was irdisch an euch ist: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist! 9Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt 10und habt den neuen Menschen angezogen, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen. 11Da gibt es dann nicht mehr Griechen und Juden, Beschnittene und Unbeschnittene, Barbaren, Skythen, Sklaven, Freie, sondern Christus ist alles und in allen.“

In der Lesung dieses Sonntags offenbart sich uns das Spannungsfeld des christlichen Lebens. Der Kolosserbrief bringt zunächst einen Kerngedanken der paulinischen Theologie auf den Punkt: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt“, beginnt die Lesung des heutigen Sonntags. Für den Apostel Paulus ist ein Gedanke zentral: Christus ist gestorben und ist von den Toten auferstanden. Durch die Taufe haben wir Christen Anteil an diesem Tod: Wir wurden auf den Tod Christi getauft und wurden mit ihm gekreuzigt (vgl. Röm 6,3.6). Umgekehrt aber sollen wir so auch Anteil nicht nur am Tod, sondern auch an der Auferstehung Jesu haben. Daher kann der Kolosserbrief schreiben, dass wir „mit Christus auferweckt“ sind. Diese Auferstehung ist bereits Realität; der Autor schreibt nicht, dass wir einst „auferweckt werden“. Wir haben durch die Taufe bereits jetzt Anteil an der Auferstehung Jesu. 

Und gleichzeitig sind wir damit noch nicht zur Vollendung gelangt. Der Kolosserbrief geht nun zu Aufforderungen für ein neues Leben über: Wir sollen alles an uns töten, „was irdisch ist“. In der Taufe haben wir einen „neuen Menschen abgezogen“. Diesem neuen Menschen, der Anteil am Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu hat, sollen wir in unserem Leben gerecht werden. „Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht“ passen nicht zu dieser neuen Identität als Christen, die wir in der Taufe angenommen haben. 

An diesen Worten des Kolosserbriefs offenbart sich das Spannungsverhältnis, in dem unser christliches Leben steht. Wir sind zwar mit Christus auferweckt, neigen in unserem Leben aber immer noch zur Dunkelheit der Sünde. Wir haben zwar einen neuen Menschen angezogen, neigen aber noch immer zur Schuld. Wenn der Kolosserbrief betont, dass es in dieser neuen Menschheit „nicht mehr Griechen und Juden, Beschnittene und Unbeschnittene, Barbaren, Skythen, Sklaven, Freie“ gibt und damit alle Standesunterschiede aufgehoben werden, dürfen wir das vielleicht auch als Hinweis darauf verstehen, dass die Kolosser das noch nicht so gelebt haben – denn dann wäre der Hinweis letztlich überflüssig. Die Kolosser waren also offenbar nicht perfekt – und wir sind es ebenfalls nicht.

Unser christliches Leben ist eine ständige Übung, unserem neuen Ich in Christus gerecht zu werden. An anderer Stelle schreibt Paulus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt“ und benutzt dabei bewusst die Sprache des Sports (2 Tim 4,7). Wie ein Sportler sollen wir jeden Tag daran arbeiten, besser zu werden. In diesem „Lauf“ gibt es keinen Punkt, an dem wir alles erreicht hätten und uns zufrieden zurücklehnen dürften. Wir dürfen aber wissen, dass Christus das gute Werk der Erlösung bereits in uns begonnen hat. Wir haben den neuen Menschen bereits angezogen, wir sind dem Herrn durch die Taufe bereits ähnlich geworden. Es liegt an uns, dieser Berufung immer gerechter zu werden.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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