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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Der Ruhetag Gottes

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Regensburg, 2. Juni 2024.

Die Lesung für morgen, den neunten Sonntag im Jahreskreis, kommt aus dem Deuteronomium. Sie steht im fünften Kapitel, dort sind es die Verse 12 bis 15. Es geht dort letztlich um den Rhythmus unseres Lebens, den Gott weise und zum Besten für den Menschen geschaffen und sogar in den zehn Geboten festgeschrieben hat. Sechs Tagen der Arbeit soll ein Ruhetag folgen. Um das gegebene Wort zu untermauern, verweist Gott auf seine Treue, in der er das Volk Israel aus Ägypten geführt hat.

Neunter Sonntag im Jahreskreis B – Deuteronomium 5,12-15

„So spricht der Herr: 12Halte den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat! 13Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. 14Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und dein ganzes Vieh und dein Fremder in deinen Toren. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. 15Gedenke, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass dich der HERR, dein Gott, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat. Darum hat es dir der HERR, dein Gott, geboten, den Sabbat zu begehen.“

Eines der Zehn Gebote hören wir an diesem Sonntag: Das Gebot, den Sabbat zu heiligen. Die erste Lesung dieses Sonntags steht damit im Bezug zum Evangelium (vgl. Mk 2,23-3,6), in dem Jesus an seinem Sabbat Ähren in einem Kornfeld abreißt, von den Pharisäern deswegen des Gesetzesbruches beschuldigt wird und anschließend erläutert: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,27).

Das Gebot der Sabbatruhe mag uns als das einfachste der Zehn Gebote erscheinen: Einen Tag in der Woche darf man nicht nur nichts tun – man muss es sogar. Wir übersehen dabei leicht, dass mit diesem Gebot natürlich auch Einschränkungen verbunden sind. Diese dürften in der landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft der Bibel viel deutlicher zu spüren gewesen sein als heute: Den Sabbat zu heiligen, bedeutet eben auch, am Sabbat keine Arbeit auf den Feldern zu tun – auch und gerade dann, wenn die Erntezeit ansteht und jeder Tag zählt. Die Arbeit, die am Sabbat nicht getan werden darf, muss im Zweifel an den übrigen Wochentagen nachgeholt werden. Zudem ist die biblische Sabbatruhe kaum mit der Art und Weise zu vergleichen, wie wir den Sonntag begehen. Das Gebot, keine Arbeit zu verrichten wird noch im heutigen Judentum sehr streng ausgelegt. „Arbeit“ kann es auch sein, den Lichtschalter zu betätigen, Essen zu kochen oder eine zu lange Wegstrecke hinter sich zu bringen. Ganz ohne Einschnitte lässt sich also auch dieses Gebot nicht erfüllen.

Ausdrücklich wird die Sabbatruhe mit der Schöpfung der Welt verbunden: Weil auch Gott selbst die Welt an sechs Tagen erschuf, am siebten aber ruhte, soll es der Mensch ebenso halten. Und ein zweites fällt auf: Ausdrücklich nimmt Gott Bezug auf die Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten. Unter diesem Vorzeichen stehen die ganzen Zehn Gebote, Gott eröffnet sie mit einer Feststellung: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Dtn 5,6). Wiederholt wird dieser Bezug bei der Sabbatruhe. Die Zehn Gebote, insbesondere aber die Sabbatruhe, nehmen den Menschen hinein die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk. Weil Gott die Welt für den Menschen erschaffen hat und weil Gott sein Volk in die Freiheit führt, soll der Mensch den Sabbat heiligen. Der immer gleiche Alltag wird durchbrochen durch den nur Gott gehörenden Tag. Die Zehn Gebote sind nicht die Voraussetzung, sie sind die Folge der von Gott geschenkten Freiheit. Nur der freie Mensch kann sich bewusst dafür entscheiden, Gottes Gebote zu halten – oder sie zu brechen.

Und noch eine weitere Dimension hat dieses Gebot: Die Erinnerung an die eigene Knechtschaft in Ägypten weitet dieses Gebot vom Volk Israel hin zu den Sklaven und zu den Fremden. Auch die also, die keine Juden sind, haben das Gebot zu halten und kommen so in den Genuss der Sabbatruhe: „Gedenke, dass du Sklave warst“, mahnt der Herr. Der Sabbat wird so auch zur sozialen Mahnung. Von der Ruhe des Sabbats ist niemand ausgenommen. Auch wir tragen die Verantwortung für den Sonntag als „Tag des Herrn“. Es liegt an uns, ihn bewusst als einen Tag der Ruhe zu begehen, der „dem HERRN, deinem Gott, geweiht“ ist. Der Sonntag soll uns erinnern, dass wir in die Heilsgeschichte Gottes hineingenommen sind.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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