Regensburg, 30. März 2023
Am Palmsonntag hören wir im Evangelium vom bejubelten Einzug Jesu in Jerusalem. Der Gesang der Menschen, die Jesus nach Jerusalem begleiteten, wurde Teil der Liturgie: „Hosanna“. In jeder Eucharistiefeier werden Leiden, Tod und Auferstehung Jesu zum „Heute“, zur Gegenwart.Gedanken zum Sonntagsevangelium von Benedikt Bögle.
Palmsonntag A – Statio: Matthäus 21,1-11
„1Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger aus 2und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! 3Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie bald zurückbringen. 4Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: 5Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. 6Die Jünger gingen und taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. 7Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie und er setzte sich darauf. 8Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! 10Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser? 11Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.“
Die Worte des heutigen Evangeliums sind uns wohlbekannt: Der Gesang der Menschen, die Jesus nach Jerusalem begleiten, wurde Teil der Liturgie. Im „Benedictus“ der Heiligen Messe, unmittelbar vor dem Hochgebet, singen wir in jeder Messfeier: „Hosanna in der Höhe. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe“. Dieser Gesang verweist darauf, dass wir in jeder einzelnen Messfeier vergegenwärtigen, was mit Jesus in seinem Tod und in seiner Auferstehung geschehen ist. Am Palmsonntag wird das besonders deutlich, wenn wir den Gottesdienst mit einer Palmprozession begleiten. Die Gemeinde tut das, was die Jünger einst taten: Sie begleiten Jesus unter Gesängen auf seinem Weg.
Dieser Brauch ist - wie ein großer Teil der Liturgie der Kar- und Ostertage - in Jerusalem entstanden. Die dortige Gemeinde vollzog die Feier der Kar- und Ostertagen an den Orten, an denen Jesus gelitten hatte, starb und auferstand. Natürlich versammelten sie sich am Palmsonntag an dem Ort, an dem Jesus die Stadt Jerusalem betreten hatte. Es ging der Gemeinde in Jerusalem ebenso wenig um ein Theaterstück, wie es heute um ein einfaches Nachstellen der Ereignisse in Jerusalem geht. Wenn etwa heute die Palmprozessionen in einigen Gemeinden von echten Eseln oder Nachbildungen begleitet werden, geht es nicht um Theaterrequisiten. Diese Prozession soll darstellen, was in der Feier der Eucharistie geschieht: Jesu Leiden und Sterben wird gegenwärtig, ereignet sich mitten unter uns.
Das gesungene „Hosianna“ und die Palmprozession wollen uns damit an das erinnern, was wir feiern: Das Leiden und Sterben Jesu Christi – nicht als Historiendrama, sondern als neue Gegenwart. Auch in unserem Leben zieht Jesus nach Jerusalem ein, um dort zu leiden und zu sterben. Am Gründonnerstag wird es im Hochgebet in den Wandlungsworten einen Einschub geben: Am Abend vor seinem Leiden nahm Jesus Brot und Wein in die Hand; „das ist heute“, heißt es im Hochgebet. In jeder Eucharistiefeier wird dieses Leiden Jesu zum „Heute“, zur Gegenwart. Daran erinnert auch der Gesang vor dem Hochgebet: auch der Einzug Jesu in Jerusalem wird zum „heute“ und zur Gegenwart.
Benedikt Bögle/ mk