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Dr. Walter Zahner über die Ausländerseelsorge im Bistum Regensburg

Bereicherung für Bistum und Weltkirche

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Regensburg, 27. Februar 2024

Die umfangreichen Migrationsströme der letzten Jahre beeinflussen nicht nur die gesellschaftliche Zusammensetzung unserer Bevölkerung. Auch die katholische Gemeinschaft in unserem Bistum wird durchmischt und an Vielfalt bereichert. Damit Menschen mit einer anderen Muttersprache in unserem Bistum zunächst Anschluss und langfristig eine Heimat finden, gibt es im Bistum Regensburg die Abteilung der Ausländerseelsorge unter der Leitung von Dr. Walter Zahner. Im Interview spricht er über Herausforderungen und Ziele der Ausländerseelsorge.

Was sind die grundlegenden Aufgaben der Ausländerseelsorge im Bistum Regensburg?

Wir sind Ansprechpartner und begleiten die wenigen Missionen sowie die doch recht zahlreichen, teils sehr kleinen Gottesdienstgruppen. So unterstützen wir die Sprachgruppen beispielsweise durch die Finanzierung von anfallenden Fahrtkosten für die von auswärts anreisenden Geistlichen und helfen bei der Suche nach Orten, an denen sie regelmäßig Gottesdienst feiern können.

Wie viele Gläubige anderer Muttersprachen sind in unserem Bistum und welche sind die größten Gruppen?

Im Bistum Regensburg sind von 1.071.637 Katholiken 78.714 ausländische Katholiken mit erster oder zweiter anderer Staatsbürgerschaft (offizielle Statistik der Dt. Bischofskonferenz) gemeldet, d.h. es sind ca. 7,3%.

Die größten Gruppen im Bistumsgebiet Regensburg sind:

26.453 Polen, 7.428 Kroaten, 5.502 Rumänen, 5.472 Italiener, 3.834 Ungarn, 2.985 Tschechen, 2.972 Russland (russ. Föderation), 1.377 Ukrainer, 351 Syrer.

Hierbei handelt es sich um offiziell gemeldete Katholiken, was nicht bedeutet, dass es speziell bei einzelnen Gruppen nicht auch deutlich mehr sein können.

Inwieweit unterscheidet sich die Ausländerseelsorge von der herkömmlichen, abgesehen von der Sprache?

Was man nicht unterschätzen darf, sind die unterschiedlichen Kulturen, aus denen die Gläubigen anderer Muttersprache und anderer Riten kommen. Außerdem machen sich zu den Gottesdiensten viele Personen auf den Weg, die eine weitere Anfahrt auf sich nehmen müssen. Oftmals gibt es in einer bestimmten Sprache ggf. nur einen einzigen oder sehr wenige Gottesdienste im Monat; dafür nehmen viele Gläubige dann auch weitere Fahrstrecken in Kauf.

Wie muss man sich die Bildung und die Integration ausländischer katholischer Gemeinden vorstellen?

Ich bin allen Geistlichen dankbar, die die Räume ihrer Pfarrei für die Gottesdienste (und anschließende Zusammenkünfte) der muttersprachlichen Gruppen bzw. der anderer Riten zur Verfügung stellen. So gibt es beispielsweise neben einem zentralen Gottesdienstort für die kroatische Gemeinde in Regensburg noch zumindest fünf weitere Orte im gesamten Bistumsgebiet, an denen im Wechsel sonntags Gottesdienste gefeiert werden. Die Gläubigen des syro-malabarischen Ritus, Katholiken aus dem Süden Indiens, hingegen suchen nach wie vor einen möglichst zentral gelegenen Ort in Regensburg, da die wachsende Gottesdienstgruppe u.a. viele Studierende aber auch Ordensschwestern umfasst, die in Regensburger Krankenhäusern tätig sind.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass viele der Gläubigen anderer Muttersprachen sich schon lange in ihren Ortsgemeinden integriert haben. Dort wohnen sie, dort sind sie Teil der Pfarrgemeinde und dort feiern sie sonn- und werktags die Gottesdienste mit, beteiligen sich an den unterschiedlichsten Aktivitäten der Pfarreien.

Vor welche neuen Herausforderungen stellen Sie die geopolitischen Entwicklungen (naher Osten, Ukraine, etc.) der letzten Jahre und die damit verbundenen Flüchtlingsströme?

Für die Flüchtlinge aus Syrien wie auch für die aus der Ukraine stellen wir geistliches Personal zur Verfügung. So ist seit einigen Jahren ein melkitischer Priester, der nahezu im gesamten Bundesgebiet tätig ist, seit Sommer 2022 ein ukrainischer Priester (halbtags bei uns, halbtags im Bistum Eichstätt) für die geistig-geistliche Begleitung der Katholiken aus diesen Regionen angestellt.

Uns ist wichtig, dass ein Gottesdienstangebot wie auch die Möglichkeit zum geistlichen Austausch besteht. Und es wird – zum Teil von weit mehr als die offiziell gemeldeten Zahlen hergeben – genutzt.

Was ist Ihnen, als Verantwortlicher für Ausländerseelsorge in unserem Bistum, noch wichtig?

Ich hoffe, dass wir für die teils sehr kleinen (Sprach- bzw. Riten-) Gruppen dauerhaft Räume finden, in denen sie zusammenkommen und Gottesdienst feiern können. Immer wieder erreichen mich Anfragen von Vertretern der unterschiedlichen Gruppierungen nach Räumlichkeiten. Es ist derzeit nicht einfach, diese Anfragen zufriedenstellend zu bearbeiten.

Die Gläubigen anderer Muttersprache und Riten bereichern unsere Gemeinden und das Bistum insgesamt. Die vielen Sprachgruppen, für die im Bistumsgebiet Gottesdienste angeboten werden, sind Teil des weltweit verbreiteten Christentums. Und es wäre doch schade, wenn sie, die sich in ihren eigenen Sprachen und Riten eine gottesdienstliche Heimat wünschen, diese bei uns nicht finden würden. Natürlich sind diejenigen, die länger hier sind, immer eingeladen, sich am Leben der Orts- bzw. Pfarrgemeinden zu beteiligen. Wenn sie dies tun, bereichern sie die Arbeit vor Ort.

Das Interview führte Thomas Oberst.



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