Die Reformation und das Buch in Regensburg
Die Staatliche Bibliothek und die Bischöfliche Zentralbibliothek in Regensburg zeigen in einer Doppelausstellung die Auswirkungen des Medienwandels im Laufe des 16. Jahrhunderts in Regensburg. Während die frühe Reformation im Zentrum der Betrachtungen in der Staatlichen Bibliothek steht, widmet sich die Ausstellung in der Bischöflichen Zentralbibliothek der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
"Trost für das Gewissen"
1523 hielt in Regensburg ein gewisser Blaufärber Hans, auch "Plobhans" genannt, in seinem Haus Andachtsstunden ab, bei denen er aus deutschen Büchern vorlas. Da er eines Tages den Domprediger während der sonntäglichen Messe laut unterbrach, wurde er zur Rede gestellt. "Plobhans" sagte aus, er lese deutsche Bücher, da er in ihnen mehr Trost für sein Gewissen fände, als vorher sein Leben lang in allen Predigten. Als der Blaufärber daraufhin aus Regensburg verbannt wurde, machte er sich auf zu Martin Luther. Nach wenigen Wochen kehrte er in die Donaustadt zurück. Vom Reformator habe er - so der Chronist Leonhart Widmann - ganze Fässer "voll lutterischer biecher" zurückgebracht. Große Teile dieser in Fässern nach Regensburg gebrachten "lutterischer biecher" haben sich in der Staatlichen Bibliothek Regensburg erhalten. Die Staatliche Bibliothek zeigt Stücke aus ihrer reichhaltigen Sammlung.
Der Ausstellungsteil in der Bischöflichen Zentralbibliothek ist dem privaten Buchbesitz von Geistlichen (Pfarrern, Domherren und Kanonikern) des Bistums Regensburg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewidmet. Anhand von Bücherinventaren, die sich in den Verlassenschaftsakten der Kleriker befinden, wird die Frage nach der literarischen Auseinandersetzung mit der Reformation seitens der Diözesanpriester gestellt. Hierbei spielen ebenso katholische Postillen und Kontroversschriften, die sich im Besitz der Geistlichen befanden, als auch authentische Reformations- und Bekenntnisschriften (wie das Konkordienbuch und die Confessio Augustana) eine Rolle.
Die Reformation und das Buch
Doppelausstellung in der Staatlichen Bibliothek Regensburg und in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg vom 12. Oktober 2017 bis 31. Januar 2018.