News Bild „Die am Kreuz ausgebreiteten Arme des Herrn sind weit“ – Bischof Rudolf Voderholzer stellt die Leiden unserer Zeit unter das Kreuz Christi

„Die am Kreuz ausgebreiteten Arme des Herrn sind weit“ – Bischof Rudolf Voderholzer stellt die Leiden unserer Zeit unter das Kreuz Christi

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Mit zahlreichen Gläubigen hat Bischof Rudolf Voderholzer zur überlieferten Todes-stunde Jesu am Nachmittag des Karfreitages dessen Leiden und Sterben im Regensburger Dom St. Peter gefeiert. Schweigend zog der Bischof mit dem Domkapitel und den Seminaristen in die Kathedrale ein und streckte sich vor dem Altar aus. Die Stille des Gedenkens an den Tod Jesu endete mit einem Gebet des Bischofs. Die Liturgie am Karfreitag ist Mittelteil der Liturgie des „Triduum Sacrum“, an den drei heiligen Tagen Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Daher hat sie weder eine liturgi-sche Eröffnung noch eine Entlassung. Dem Wortgottesdienst mit Schriftlesungen, der Leidensgeschichte Jesu und den Großen Fürbitten folgten die Kreuzesverehrung und die Kommunionfeier.

„Jesus ist das wahre Gotteslamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“


Nach den Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament trugen die Passionssänger der Regensburger Domspatzen die Johannespassion in der Vertonung von Hermann Schroeder (1904-1984) vor. In seiner Predigt richtete Bischof Rudolf Voderholzer zuerst den Blick auf eine Besonderheit der Johannespassion, die Datierung der Kreuzigung Jesu, am Vorabend des jüdischen Paschafestes, zu dem Zeitpunkt, an dem im Jerusalemer Tempel die Lämmer für das Paschamahl geschlachtet wurden. Jesus, so Bischof Rudolf, ist das wahre Lamm Gottes, von dem es schon zu Beginn des Johannesevangeliums aus dem Munde des Täufers heißt: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ Aus dem Kreuz, ursprünglich Zeichen menschlicher Grausamkeit, habe der Sohn Gottes durch seinen Erlösungstod das Zeichen der göttlichen Liebe zu den Menschen gemacht: Bischof Rudolf betonte erneut, das keine spezielle Volksgruppe schuld am Tode Christi gehabt hätte. „Weil das Kreuz, das Erkennungszeichen der Christen, ein Segenszeichen ist, ein Zeichen der Entgiftung von todbringendem Hass und Vergeltung“, so führte der Bischof aus, „ist es so unsäglich schmerzhaft und empörend, das gegenwärtig in über 100 Ländern der Erde Christen verfolgt werden.“ In diesem Zusammenhang sprach der Bischof außerdem von einer „Rückgängigmachung“ der österlichen Verwandlung des Kreuzes, vom Zeichen der Erlösung wieder zum Hinrichtungswerkzeug unserer Tage. Bischof Rudolf rief die Gläubigen im Regensburger Dom dazu auf, den Worten Taten folgen zu lassen: „Den aus ihrer Heimat vertriebenen und um ihr Leben bangenden Christen muss bei uns bevorzugt Asyl gewährt werden.“ Er dankte dem Regensburger Diözesankomitee, das bei der Bundesregierung ein Kontingent für die verfolgten Christen gefordert hatte. Lobend sprach er sich auch über die Orientierungshilfe der Evangelisch-lutherischen Kirche in Deutschland „Für uns gestorben. Die Bedeutung des Leidens und Sterbens Jesu Christi“ aus, die vor einigen Tagen herausgegeben worden war und wahrhaft den Namen Orientierungshilfe verdiene.

„Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen“


Die folgende Enthüllung und Verehrung des Kreuzes Christi wird von katholischen wie orthodoxen Christen gleichermaßen in der Liturgie des Karfreitages praktiziert. Vor den Altarstufen enthüllte Bischof Rudolf nach und nach das verhüllte Kruzifix, begleitet vom lateinischen Ruf „Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit“ – „Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen“, den die Gläubigen mit „Venite adoremus“ – „Kommt lasset uns anbeten“ beantworteten. Zuerst ver-ehrten der Bischof und die Priester das Kreuz mit einem Kuss, dann die anwesenden Seminaristen durch eine Kniebeuge. Während der Diakon das Kreuz, begleitet von zwei Akolythen, durch den Mittelgang trug, hatten die Gläubigen die Gelegenheit zur Kreuzesverehrung. Dabei sangen der Chor der Domspatzen und die Gemeinde „O du hochheilig Kreuze“.

„Sooft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt“


Gemeinsam mit den Gläubigen betete Bischof Rudolf das Vaterunser, empfing den Leib Christi und dann alle Anwesenden. Mit dem Schluss- und Segensgebet endete die Karfreitagsliturgie, jedoch ohne den Entlassungsruf, da sich diese Feier in der Osternacht fortsetzt.

Kartage und Karwoche

Die Karwoche ist die „Heilige Woche“ (lateinisch hebdomada sancta), die sich vom Palmsonntag bis zur Osternacht erstreckt. Vielerorts werden, da ab dem Gloria am Gründonnerstagabend Orgelspiel und Glockengeläut verstummen, die Gläubigen mit Holzklappern zu den liturgischen Feiern eingeladen, eine Aufgabe, die von den Mi-nistranten- oder Jugendgruppen oft übernommen wird. Auch der Brauch der heiligen Gräber, eines Nachbaues des Grabes Christi, oft reichlich illuminiert, ist mancherorts üblich. Mit der Liturgie am Karfreitagnachmittag beginnt die Grabesruhe.



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