News Bild Person der Woche: Pfarrer Tony Jose
Person der Woche: Pfarrer Tony Jose

Fuß- und Buswallfahrer pilgern nach St. Wolfgang

Home / News

Regensburg, 5. Juli 2024

Die Pressestelle des Bistums Regensburg hat sich in Reisbach mit Pfarrer Tony Jose getroffen und über die Aktivitäten der Pfarrei gesprochen. Auch im Wolfgangsjahr begeben sich die Gläubigen auf Pilgerfahrt nach St. Wolfgang. Am 6. Juli wird dann vor Ort eine Messe gefeiert. Was aber sonst noch in der lebendigen Pfarrei passiert, erklärt uns Tony Jose im Interview.

Wie viele Kirchen und Kapellen zählen zur Pfarrei?

Die Pfarrei St. Michael in Reisbach umfasst insgesamt drei Kirchen und zwei Kapellen. Die Hauptkirche ist St. Michael, dazu kommen die Wallfahrtskirche St. Salvator in Reisbach und die Nebenkirche St. Stephanus in Reith. Die Kapellen sind St. Wolfsindis und die Kapelle in Steinberg.

Welchen Ursprung hat die Hauptkirche St. Michael?

Die erste Kirche in Reisbach geht auf den hl. Rupert von Salzburg zurück, errichtet wurde sie um das Jahr 700. Vermutlich wurde sie über dem Grab der hl. Wolfsindis von Reisbach errichtet. Seit dem 8. Jahrhundert ist die Kirche dem hl. Michael geweiht. Hartwig von Spanheim, von 1105 bis 1126 Bischof von Regensburg, weihte an dieser Stelle eine romanische Kirche. Die Wände des Mittelschiffs und der Turm dieses Bauwerks sind bis heute erhalten als Teile der heutigen Kirche.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts erfuhr die Kirche eine bauliche Veränderung, wie einige zugemauerte Spitzbogenfenster und die Balken auf dem Dach des Hauptschiffs zeigen. Die jetzige Bauform mit Altarraum und Sakristei dürfte 1496 fertiggestellt worden sein. Pfarrer Falk ließ gegen Ende des 19. Jahrhunderts Hochaltar und Seitenaltäre anfertigen. Vorhandene Altarfragmente wurden hier eingearbeitet.

Auch die Wallfahrtskirche St. Salvator hat eine lange Tradition. Was ist dazu bekannt?

Die Salvatorkirche wurde um 1410 als gotischer Bau errichtet. Schildrippen und die Eingangssituation der Sakristei weisen darauf hin. Nach einer Erweiterung im Jahr 1506 erhielt sie das Patrozinium „St. Salvator“. Auf diese Zeit geht wohl auch das gotische Gnadenbild zurück, das zu den zentralen Stücken dieser Kirche zählt. Nach der Barockisierung um 1650 erhielt die Kirche im Jahr 1739 ihre jetzige Ausgestaltung im Rokokostil. Sie weist wunderbare Stuckarbeiten und einen prächtigen Hochaltar auf. Im Nebengebäude, das seit der Zeit um 1500 weitgehend unverändert blieb, befindet sich eine Volto-Santo-Ausstellung. Die Funde in der Salvatorkirche, vor allem die zahlreichen Votivgaben, zeugen von den vielen Heilungen und Segnungen, die die Menschen hier erfahren haben.

Was sind die Besonderheiten der KircheSt. Wolfsindis?

Zunächst einmal das Patrozinium. Die heilige Wolfsindis lebte im 6. Jahrhundert, sie ist aber bis heute in der Reisbacher Gegend sehr bekannt. Bereits in einer Schenkungsurkunde, mit der Reisbach um das Jahr 760 dem Kloster Wessobrunn übergeben wurde, wird ausdrücklich erwähnt, dass hier die heilige Jungfrau und Märtyrin Wolfsindis begraben liegt. Die „drei großen Reisbacher“ – Professor von Imhof, Weihbischof Streber und Bischof Schwäbl – ließen im Jahre 1816 die Kirche zur Erinnerung an ihr Martyrium erbauen. Ihr Altar steht genau über der Quelle, die an der Stelle entsprungen sein soll, an der die heilige Wolfsindis liegenblieb, nachdem sie von einem Pferde zu Tode geschleift wurde. Viele Kranke haben hier Heilung, vor allem bei Augenleiden, erfahren. Votivtafeln in der Kapelle zeugen davon.

Das Thema Wallfahren wird bei Ihnen in der Pfarrei großgeschrieben. Wie oft pilgern Sie – und wohin?

Wallfahrten sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Gemeindelebens. Wir organisieren regelmäßig Pilgerreisen zu verschiedenen heiligen Orten, um den Glauben in der Gemeinschaft zu stärken und unsere Traditionen zu pflegen. Die Ziele können variieren, aber einige der beliebtesten sind Bogenberg, St. Wolfgang und Altötting.

Seit wann gibt es die Bogenberg-Wallfahrt?

Die Bogenberg-Wallfahrt ist eine traditionsreiche Pilgerreise, die seit fast 600 Jahren von den Bewohnern des Marktes Reisbach und Pfarrei Reisbach durchgeführt wird. Sie findet jedes Jahr im April statt und ist eine Gelübde-Wallfahrt, die auf das Jahr 1425 zurückgeht. Im 19. Jahrhundert wurde sie als „Kreuzgang auf den Bogenberg“ bezeichnet, später als „Wallfahrtsgang“ oder „Bittgang“.

Was hat es mit dieser Wallfahrt auf sich?

Die Wallfahrt zum Bogenberg hat eine tiefe spirituelle Bedeutung für die Reisbacher. Sie dient dazu, die Sorgen und Nöte der Pilger zu Jesus Christus und zur Gottesmutter Maria zu bringen. Die Wallfahrtskirche auf dem Bogenberg hat ein doppeltes Patrozinium: Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt. Der Kreuzaltar und der Marienaltar in der Kirche sind zentrale Orte der Verehrung. Die Bogenberg-Wallfahrt ist auch in der heutigen Zeit relevant, besonders in Zeiten großer Not.

Zu St. Wolfgang, dem Bistumsheiligen, wird auch schon lange gepilgert...

Ja, auch die Wallfahrt nach St. Wolfgang in der ersten Juli-Hälfte hat in der Pfarrei St. Michael eine lange Tradition. Seit 2004 begibt sich alljährlich sogar eine kleine Gruppe Fußwallfahrer auf den 146 Kilometer langen Weg. In der Regel sind die Pilger fünf Tage unterwegs, um ans Ziel zu gelangen. Sieben Männer und Frauen wagten damals erstmals dieses kleine Unternehmen: Bernhard Gruber und Josef Hölzl, die beiden Organisatoren, Resi Erhardsberger und Waltraud Willnecker, die Damen der Gruppe, sowie Christian Schneil, Martin Strebl und Hans Krautner.

Seit 1990 wurde in Reisbach die alte Tradition der St.-Wolfgangs-Wallfahrt wieder aufgegriffen - seither steuert die Pfarrei das Ziel mit dem Bus an. Initiator war Hans Haslbeck. Diese Wallfahrt erfährt alljährlich regen Zuspruch. Man reiste sogar mit bis zu drei Bussen aus Reisbach an. Für die Kinder ist bei schönem Wetter die alljährliche Bootsfahrt, zu der sie der Pfarrer einlädt, einer der Höhepunkte der Pfarrwallfahrt.

Welche Bedeutung hat Altötting als berühmter Marienwallfahrtsort?

Seit vielen Jahren machen sich Gläubige aus Reisbach auf den Weg nach Altötting, um dort ihre Gebete zu sprechen und ihre Anliegen vor der Gnadenkapelle vorzutragen. Die Wallfahrt beginnt in der Regel früh am Morgen, wenn sich die Pilger an der Kirche St. Michael oder am Volksfestplatz versammeln. Unter der Führung des Pfarrers oder anderer geistlicher Begleiter machen sie sich dann auf den Weg zu Fuß oder mit dem Bus nach Altötting. Während der Wallfahrt beten die Pilger gemeinsam und reflektieren über ihren Glauben. Sie nehmen sich Zeit für persönliche Andachten und für das Gebet in der Gemeinschaft. Die Wallfahrt nach Altötting ist für viele Gläubige aus Reisbach ein wichtiger spiritueller Höhepunkt im Jahr.

Sie haben in Ihrer Pfarrei die Überlieferung von der Hl. Wolfsindis. Wie wird ihrer gedacht?

In unserer Pfarrei verehren wir die Heilige Wolfsindis, die als Schutzpatronin der Kinder und Mütter gilt. Ihre Fürsprache wird besonders bei Augenleiden und anderen Krankheiten erbeten, und viele Gläubige berichten von Heilungen, die auf sie zurückgeführt werden. Ihr Gedenktag wird in unserer Pfarrei am 2. September mit besonderer Hingabe gefeiert. Der Tag beginnt mit einem festlichen Gottesdienst, gefolgt von einer Prozession zur Wolfsindiskapelle. Am Nachmittag bietet ein buntes Programm Aktivitäten für Familien und Kinder, um die Bedeutung der Heiligen in unserem Leben zu verdeutlichen und ihre Geschichte lebendig zu halten.

Vielleicht noch einmal etwas genauer – was hat es mit der Geschichte dieser Heiligen auf sich?

Die erste Erwähnung der Heiligen Wolfsindis findet sich in einer Schenkungsurkunde von Herzog Thassilo II. an das Kloster Wessobrunn aus dem Jahr 760. Ihr Name, ostgotischen Ursprungs, bedeutet „schnelle Helferin“. Sie wird als Jungfrau und Märtyrerin verehrt, die im Zeitraum zwischen 523 und 526 während der Verfolgung der Katholiken unter dem Ostgotenkönig Theoderich ihr Leben für den Glauben gab.

Es existieren zwei Hauptüberlieferungen über das Leben und Martyrium der Heiligen Wolfsindis. Die ältere besagt, dass Wolfsindis die Tochter eines heidnischen Gaugrafen war. Sie weigerte sich demanch, ihren Glauben zu verleugnen. Sie wurde daraufhin getötet, und an der Stelle ihres Martyriums entsprang eine heilkräftige Quelle. Bach der jüngeren Überlieferung lebte Wolfsindis im Schloss Warth und wurde von einem feindlichen Kriegsherrn verfolgt und gefangen genommen. Nach beiden Überlieferungen wurde sie von einem Pferd zu Tode geschleift. Auch in der Schilderung, dass am Ort ihres Martyriums eine heilkräftige Quelle entsprang, stimmen beide Überlieferungen überein.

Und bis heute wirkt die heilige Wolfsindis Wunder?

Ein bewegendes Zeugnis aus unserer Zeit erzählt von einem Jungen, der jahrelang an schweren Sprachproblemen litt. Nachdem seine Eltern in der Wolfsindiskapelle für seine Heilung gebetet hatten, zeigte sich eine stetige Besserung. Heute ist der Junge erwachsen, erfolgreich und glücklich, was die Eltern der Fürsprache der Heiligen Wolfsindis zuschreiben.

In Ihrer Pfarrei gibt es den „Christlichen Frauen- und Mütterverein“. Welche Initiativen gehen von diesem Zusammenschluss aus?

Der Christliche Frauen- und Mütterverein ist ein äußerst aktiver und engagierter Teil unserer Pfarrei. Der Verein bereichert das Gemeindeleben durch eine Vielzahl von Initiativen und Aktivitäten, die spirituelle und soziale Aspekte in den Vordergrund stellen. Die Mitglieder des Vereins nehmen regelmäßig an verschiedenen Gebetsrunden und spirituellen Andachten teil.

Der Christliche Frauen- und Mütterverein trägt wesentlich zur Lebendigkeit und Vielfalt des Gemeindelebens bei. Durch ihr Engagement in spirituellen, sozialen und kreativen Bereichen fördern die Mitglieder des Vereins nicht nur ihren eigenen Glauben, sondern auch das Wohl der gesamten Gemeinde.

Es gibt eine Marianische Männerkongregation – MMC – „Mariä Verkündigung“ Altötting, Pfarrgruppe Reisbach, bei Ihnen. Welche Aktivitäten finden hier statt?

Die Marianische Männerkongregation (MMC) „Mariä Verkündigung“ Altötting, Pfarrgruppe Reisbach, ist eine aktive Gemeinschaft mit zahlreichen religiösen und gemeinschaftlichen Aktivitäten.

Sie legen in Ihrer Pfarrei großen Wert auf die Eucharistische Anbetung. Warum ist das Ihnen so wichtig?

Die Eucharistische Anbetung ist das Herzstück unseres Glaubens und unserer Pfarrei. Sie ermöglicht es den Gläubigen, in Stille und Gebet vor dem Allerheiligsten zu verweilen, eine tiefe persönliche Beziehung zu Christus zu pflegen und spirituelle Kraft zu schöpfen. Diese Praxis stärkt den Zusammenhalt in unserer Gemeinschaft und vertieft unseren Glauben. In einer Zeit, in der viele Menschen nach innerem Frieden und Sinn suchen, bietet die Eucharistische Anbetung eine wertvolle Gelegenheit zur Besinnung und zum Gebet.

Fragen: Stefan Groß

(sig)

Weitere Infos

 Unser Bild zeigt von links nach rechts: Rudolf Kellner, Pfarrer Tony Jose und Hans Haslbeck.



Nachrichten