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Christentum in Indien

Lange Tradition und standhafter Glaube

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Regensburg, 17. Juni 2022

Am 25. Juni werden im Dom St. Peter mehrere Diakone von Bischof Rudolf Voderholzer zu Priestern geweiht. Unter ihnen sind fünf Kandidaten, die aus Indien stammen. Sie haben vor mehreren Jahren wegen ihrer Berufung ihre Heimat verlassen: Im Bistum Regensburg haben sie eine Ausbildung zum Priester erhalten - und werden nach ihrer Weihe hier auch als Seelsorger wirken.

Werfen wir heute einen Blick auf das Christentum in ihrer Heimat Indien.

Apostel Thomas und die ersten Missionswellen

Das Christentum hat eine längere Geschichte in Indien als man denkt. Niemand Geringeres als der Apostel Thomas soll nach der Überlieferung 52 n. Chr. Indien erreicht und entlang der West- und Ostküste christliche Gemeinden gegründet haben. Der Legende nach erlitt der Apostel in der Nähe der Großstadt Chennai im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu den Märtyrertod. Noch heute wird deswegen das ursprüngliche Grab des Apostels in der Kathedrale von Chennai verehrt. Historisch gesichert ist, dass ab dem vierten Jahrhundert christliche Flüchtlinge aus Syrien und Mesopotamien nach Indien kamen und sich der Küste entlang in Südindien niederließen. Die große Ausbreitung des christlichen Glaubens kam aber erst durch mehrere Missionswellen der Kolonisatoren ab dem 15. Jahrhundert. Die ersten Missionare aus den katholischen Ländern Portugal, Spanien und Frankreich konnten also schon auf eigenständige, zum Teil sogar sehr wohlhabende, christliche Gemeinden aufbauen. Leider waren die mit der fortschreitenden Kolonisierung Indiens einhergehenden Missionsbemühungen nicht immer gewaltfreier Natur.

Nur 2,3 Prozent der Bevölkerung

Heute ist das Christentum in Indien nach dem Hinduismus und Islam die drittgrößte Religion mit rund 28 Millionen Gläubigen, wovon 20 Millionen Katholiken sind. Das sind lediglich etwa 2,3 Prozent der 1,2 Milliarden indischen Bevölkerung. Zum Vergleich: Rund 80 Prozent aller Inder haben den Hinduismus als Religion. Der Anteil der Muslime liegt bei etwa 13 Prozent. Gesellschaftlich sind die Christen aber keinesfalls unbedeutend. In der Lok Sabha, dem indischen Unterhaus, beispielsweise, sind Christen gemessen am sehr geringen Bevölkerungsanteil stark überrepräsentiert. Außerdem gibt es in Indien viele christliche Schulen, die zu den besten Bildungseinrichtungen des Landes gehören. Viele Mitglieder der politischen und sozialen Oberschicht, Hindus wie auch Christen, werden dort ausgebildet. Die Christen sind aber meist nicht Teil der gesellschaftlichen Oberschicht. Sie befinden sich außerhalb des indischen Kastensystems, das eine strikte Trennung zwischen den einzelnen Gruppen in der Gesellschaft fordert. Mehr als die Hälfte der indischen Christen gehören zu den Dalits, also zu den Kastenlosen, und sind damit auf der untersten Stufe der sozialen Ordnung. Dennoch gibt es auch einige wohlhabende Gläubige in den südlichen und nordöstlichen Regionen Indiens. Auch die indigene Bevölkerung Adivasi gehört zu einer der größeren Gruppen bei den Christen.

Schwierige Situation

Vorurteile über Christen haben in den letzten Jahrzehnten zu Gewalt seitens Hindu-Extremisten geführt. Die angespannte Situation wird immer mehr durch eine verstärkt nationalistisch ausgerichtete Politik verschlimmert. Die indische Volkspartei BJP vertritt einen konservativen Hindu-Nationalismus und stellt seit 2014 die Regierung mit Premierminister Narendra Modi und seit 2017 mit Ram Nath Kovind auch den indischen Staatspräsidenten. Immer wieder kommt es zu politischen Vorstößen wie der Überwachung christlicher Missionare oder der Einführung von Gesetzen, die Taufen von Konvertiten verbieten soll. Auch häufen sich in den letzten Jahren die Anschläge auf Christen und christliche Einrichtungen. Erst am Pfingstmontag kam es zu Bombenanschlägen auf eine katholische Schule und auf ein Geschäft in der Stadt Imphal im Nordosten Indiens. Open Doors listet Indien auf Platz 10 der Länder mit der meisten Christenverfolgung. Laut Open Doors sind vor allem christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft von Verfolgung und Gewalt betroffen.

Unsere fünf Weihekandidaten sind zu bewundern, trotz der Schwierigkeiten in ihrer Heimat treu ihr Leben in den Dienst Gottes zu stellen.

 

Hier können Sie alle diesjährigen Weihekandidaten kennenlernen

 

Simon Doering / mk

Titelbild: (c) so51hk - stock.adobe.com

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