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Zur Neuigkeit
Kirchen aus dem Bistum: St. Maria und St. Nikolaus Walderbach
Von der Abteikirche zur Pfarrkirche
Regensburg, 16. Mai 2025
Das Kloster Walderbach hat eine bewegte Geschichte. Die heutige Pfarrkirche war einst Klosterkirche. Das Kleinod in der Oberpfalz ist ein bedeutendes Baudenkmal und ein beeindruckender geistlicher Ort.
Die Gründung des Klosters geht auf das Jahr 1140 zurück. Burggraf Otto I. von Riedenburg gründete in Walderbach in der Oberpfalz ein Augustiner-Chorherrenstift als Hauskloster und als Familiengrablege. Bereits 1143 wird das Kloster in ein Zisterzienserkloster umgewandelt. Durch die Reformation war das Kloster von 1563 bis zur Neugründung 1669 aufgehoben. Im Zuge der Säkularisation wurde es 1803 aufgelöst und die Gebäude ein Jahr später versteigert. Die Kirche St. Maria und St. Nikolaus wurde infolgedessen Pfarrkirche von Walderbach.
Romanische Hallenkirche
Die heutige Pfarrkirche ist eine romanische Hallenkirche, die im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. Bis heute ist die Raumwirkung, die durch die für den Zisterzienserorden typische, fortschrittliche Form der Gewölbe geprägt. Fachleuten zufolge gehört die Klosterkirche von Walderbach zu den interessantesten Gewölbebauten des bayerischen Stammlands. Charakteristisch für Hallenkirchen ist die gleiche Höhe aller drei Schiffe. Erstmals wurden in der Abtei Walderbach schwere Kreuzrippen eingesetzt. Dies gilt als Spitzenleistung der damaligen Bautechnik in Bayern. Bauhistorisch ist diese hochwertige Wölbkunst ihrer Zeit weit voraus. Sie geht auf einen Bau der Zisterzienster in Pontigny in Burgund zurück. Im Böhmischen Tepl wurde der Stil später kopiert.
Außen ist die Ansicht der Kirche durch im 18. Jahrhundert vergrößerte Rundbogenfenster bestimmt. Die Westseite der Kirche wird durch ein zweistufiges Gewändeportal mit eingestellten, vielfältig profilierten Säulen erschlossen. Als Gewände bezeichnet man schräg in ein Gebäude eingeschnittene Öffnungen, also Fenster oder Türen. Bei Portalen lassen sich auf diese Weise, wie hier beschrieben, repräsentative Säulen in das Portal einarbeiten. Das beschriebene Portal steht heute im Innern des Turms. Diesen Turm bezeichnet die Pfarrei als einen der schönsten Kirchtürme Bayerns. Der letzte Abt des Klosters ließ den in der Tat imposanten dreigeschossigen, 56 Meter hohen Kirchturm mit Zwiebel und Laterne im Jahr 1779 über dem Portalbereich errichten.

Bedeutendes Zeitdokument der Bautechnik
Im Innenbereich der Kirche ist bis heute die romanische Bauform des Langhauses sehr gut erhalten. Pfeiler in Kreuzform tragen die Kreuzrippengewölbe. Diese sind im Mittelschiff querstehende Rechtecke, in den Seitenschiffen sind sie quadratisch. Baulich ungewöhnlich ist die Beschaffenheit der Gewölbe. Diese sind nicht gemauert, sondern mit einer Art mittelalterlichem Beton gegossen. Die Abdrücke der Schalbretter sind noch heute sichtbar. Diese französische Bauweise brachten die Zisterzienser mit nach Bayern. Es handele sich um ein beachtenswertes Zeitdokument in der Entwicklung der Bautechnik, wie die Webseite der Pfarrei betont und fährt fort: „Die vollständig erhaltenen romanischen Ornamentbänder an sämtlichen Gurten und Rippen sind von unschätzbarem Wert. Kein Muster ist zwei Mal verwendet.“ Im Westen der Kirche ist eine unterwölbte Empore eingebaut. Die Breite des Mittelschiffs nimmt in den beiden westlichen Jochen nach Osten hin zu. Der Chor ist durch ein Tonnengewölbe mit Stichkappen abgeschlossen. Über dem Chorbogen findet sich das Wappen von Geradus Paumann, der dem Kloster von 1752 bis 1768 vorstand.
Die Kirche verfügt über eine reichhaltige Ausstattung. Der Hochaltar hat breit angelegte Proportionen. Vier Säulen tragen einen Baldachinaufbau mit spätbarock-frühklassizistischer Ornamentik. Auf dem Altarblatt sind die Patrone der Kirche, der Heilige Bischof Nikolaus und die Gottesmutter Maria, dargestellt. Als Seitenfiguren mit goldener Fassung sind auf der linken Seite der Gründer des Zisterzienserordens, der heilige Bernhard, und auf der rechten Seite die heilige Luitgard kniend vor dem Gekreuzigten dargestellt. Szenen aus dem Leben des Heiligen Nikolaus sind in elfenbeinfarben gefassten Schnitzreliefs an den Sockeln der Säulen zu finden. Neben diesem Hochaltar aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts finden sich sechs weitere Altäre aus derselben Zeit an den Seitenwänden der Kirche.
Sie sind als flache Säulenaufbauten mit Ornamenten aus Ranken-, Bandel- oder Muschelwerk aufwändig gestaltet. Die beiden östlichen Altäre sind mit Reliquientabernakeln der Heiligen Probus und Fausta ausgestattet. Die Altarblätter stammen von Valentin Reischl aus Waldmünchen. Sie zeigen links den heiligen Sebastian und rechts den heiligen Johannes Nepomuk. Die mittleren Altäre sind dem heiligen Bernhard und den Vierzehn Nothelfern geweiht. Das Bild auf dem Bernhardsaltar zeigt ein überliefertes Erlebnis des Heiligen während seines Besuchs in Speyer. Bernhard grüßte wie gewohnt eine Marienstatue. Es ist überliefert, dass Maria seinen Gruß erwiderte. Auf dem Altarblatt des nordwestlichen Seitenaltars ist der Tod des heiligen Josephs dargestellt. Als Seitenfiguren stehen die Eltern Mariens, die Heiligen Joachim und Anna auf dem Altar. Der Altar im Nordwesten zeigt im Altarblatt das Martyrium der heiligen Barbara. Hier stehen die Heiligen Johannes der Täufer und Elisabeth als Seitenfiguren. Die Kanzel der Kirche ist mit Rocailleornamentik ausgestattet. Oben, auf dem Schalldeckel der Kanzel, steht ein Engel, der die Gesetzestafeln präsentiert. Ein Putto bläst dazu die Posaune. Der Orgelprospekt stammt aus der Zeit um 1760. Wie der Chorbogen trägt er das Wappen von Abt Gerardus Paumann.
Mittelalterliche Frömmigkeit
Der Kreuzweg wird auf das Jahr 1735 datiert. Er ist in deutscher und lateinischer Sprache beschriftet. Eine Besonderheit ist die 15. Station, auf der die Heilige Helena dargestellt ist. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins hatte im Jahr 325 das Kreuz Christi in Jerusalem gefunden. Unter den Grabdenkmälern (Epitaphen) in der Kirche ist die Grabplatte des Gründers wegen seiner historischen Bedeutung erwähnenswert. Ein besonders gestaltetes Epitaph ist das von Agnes Hofer. Es zeigt auf einer Ätzplatte die Kreuzigung Christi und zahlreiche Wappen. Eine Besonderheit mittelalterlicher Frömmigkeit ist der „Schulterwundenchristus“, der in der Kirche steht. Christus findet sich hier in einer Kerkernische an Ketten gefesselt. Eine Wunde klafft an seiner linken Schulter. Passionsdarstellungen dieser Art sind inzwischen nur noch selten zu finden. Die Frömmigkeit zu den verborgenen Leiden Christi war jedoch im Mittelalter sehr verbreitet und im Volk beliebt. Als Mystiker hat auch der Heilige Bernhard, zu dessen Lebzeiten dies Kloster gegründet wurde, ebenfalls die Leiden Christi innig meditiert.
Auch die südlich der Kirche gelegenen ehemaligen Klostergebäude sind gut erhalten und sehenswert. Dort wurden nach der Säkularisierung des Klosters unter anderem Rentamt, Landgericht, Pfarramt und eine Försterwohnung untergebracht. Im westlichen Seitenflügel wurde eine Brauerei eingerichtet. Heute ist in einem Flügel des ehemaligen Klosters das Museum des Landkreises Cham untergebracht.
Text: Peter Winnemöller
(kw)

Weitere Infos
In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.




