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Buchpräsentation zur Schloßkapelle in Loifling

Wenn Geschichte in die Gegenwart hineinwirkt

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Loifling, 10. November 2023

„Günther Pongratz hat unsere Heimat reicher gemacht, und dafür gebührt ihm unser tiefer Dank!”, würdigte der Historiker Professor Dr. Alois Schmid den Altbürgermeister und Ehrenbürger der Großgemeinde Traitsching (Lkr. Cham) am Freitagabend bei einem Festakt in der Schloßkapelle Sankt Johann Baptist. Anlass war die offizielle Präsentation und Übergabe des von Pongratz verfassten Buches „Das Benefizium und die Kapelle St. Johann Baptist im Wasserschloß Loifling”, zu der auch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer angereist war.

Jene von Ulrich I. Poyßl anno 1456 erbaute kleine gotische Kapelle hat wie das dazugehörige mittelalterliche Wasserschloß eine bewegte Geschichte hinter sich. Während seiner Amtszeit als 1. Bürgermeister (1984-2002) hatte es sich Günther Pongratz zur Aufgabe gemacht, dieses mittlerweile dem Verfall preisgegebene historische Objekt in Gemeindehand zu bekommen und es mit neuem Leben zu erfüllen. Dank einem aufgeschlossenen Gemeinderatskollegium, das bereit war, einen mehrfachen Millionenbetrag als Eigenleistung aufzubringen, konnte der Schloßkomplex zwischen 1988 und 1998 mit erheblichen öffentlichen Finanzmitteln wiederhergestellt und anschließend als kommunales Kulturzentrum der öffentlichen Nutzung zugeführt werden. Die alte Burgkapelle St. Johann Baptist, die sich seit ihrer Renovierung ebenfalls wieder in neuem Glanz präsentiert, hat dabei ihre sakrale Aufgabe beibehalten; hier werden nach wie vor Andachten und Gottesdienste gefeiert. Auch das von Magdalena, der Witwe Ulrichs I., anno 1517 gestiftete Benefizium Loifling in Form einer „Ewigen Messe” wurde bewahrt. Durch bischöflichen Erlass wurde es 1994 zur Pfarrei erhoben und zum Pfarrsitz an der Wilting bestimmt. Das 1934 erbaute Benefiziatenhaus mit allem, was sich darin befand, wurde hingegen bereits 1975 abgerissen.

Jahrelange Aufarbeitung der geschichtlichen Daten

„Geschichte ist gelebte Vergangenheit, aus der Nützliches für das heutige Leben gezogen werden kann”, bekräftigte der amtierende Traitschinger Bürgermeister und Vorsitzende des Fördervereins Wasserschloß Loifling e.V., Josef Marchl, eingangs des Festakts, zu dem er neben Bischof Rudolf auch Dekan Ralf Heidenreich, die beiden Ortspfarrer Florian Frohnhöfer und Georg Praun nebst Kaplan Stefan Luyima, Bezirkstagspräsident und Landrat Franz Löffler sowie den Laudator Professor Dr. Alois Schmid mit dessen Ehefrau Maria in der Schloßkapelle begrüßen konnte. Sein besonderer Gruß galt dem Autor Günther Pongratz mit dessen Ehefrau Brigitte. Als es für den Förderverein darum ging, jemanden für die Erforschung der Geschichte der Schloßanlage zu finden, habe sich sofort der Altbürgermeister und Ehrenbürger Günther Pongratz angeboten, der es sich in seiner Amtszeit zur Aufgabe gemacht habe, die bauliche Substanz zu erhalten und zu sanieren, erläuterte Marchl. Pongratz sei der Bitte, sein Wissen und seine Erfahrung über das Wasserschloß Loifling und insbesondere über die Schloßkapelle niederzuschreiben, gerne nachgekommen. In vielen Stunden, Tagen, ja Jahren, habe er alles in einem Buch festgehalten - und im Rahmen dieses Festakts solle nun das fertige Werk durch den Buchdrucker offiziell an ihn übergeben werden.

Professor Dr. Alois Schmid würdigte Werk und Autor in seiner Laudatio.

Eintauchen in die Geschichte

Bischof Rudolf verlieh in seinem Grußwort seine Freude darüber Ausdruck, bei dieser Präsentation dabei sein zu können. Er habe sich zum Ziel gesetzt, alle Pfarreien seines Bistums zu besuchen, und habe dabei bereits viele wunderbare Orte, Kirchen und Menschen kennengelernt - und dazu gehöre auch die Schloßkapelle in Loifling. Es gebe für ihn zentrale Gründe, den Weg ins Bistum fortzusetzen. Der eine sei, um allen zu danken, die hier ihren Dienst tun. Der zweite sei, um in die hiesige Geschichte einzutauchen; denn ohne Kenntnis der Herkunft gebe es auch keine Zukunft. Günther Pongratz sei es in seinem Buch gelungen, die dürren Zahlen und Fakten zu dieser Schloßkapelle mit unglaublich reichen Bildern, Dokumenten und persönlichen Eindrücken aufzubereiten, hob Bischof Voderholzer den hohen Wert des Werks, das Pongratz der Gemeinde und der Kirche geschenkt habe, hervor. Dabei habe er auch viel von seinem eigenen Leben und seinem tiefen Glauben eingebracht. 

Bischof Rudolf Voderholzer, der sich hier in das Goldene Buch der Gemeinde einträgt, bezeichnete das vorliegende Buch als "Geschenk für Gemeinde und Kirche".

Werk sollte in keinem kulturbewussten Haushalt fehlen

Das Wasserschloß in Verbindung mit der Schloßkapelle sei ein wahres Juwel der Gemeinde, befand Landrat Franz Löffler. Staat und Kirche müssen sich aufeinander verlassen können, lobte er die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Institutionen bei den umfangreichen Restaurierungsarbeiten. Laudator Professor Dr. Schmid, zu dessen Forschungsschwerpunkten die politische, Kirchen- und Kulturgeschichte Bayerns im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gehören, adelte Pongratz’ Einsatz um die Wiederbelebung des bis dahin dem Verfall preisgegebenen historischen Baudenkmals Wasserschloß Loifling als dessen imponierendes Lebenswerk, für das er sich bleibende Verdienste erworben habe. Mit Beharrlichkeit, viel Findergeist und einem langen Atem habe er sich hier mit dieser außergewöhnlichen Kulturleistung selber auf Dauer ein sichtbares Denkmal gesetzt. Über den Erwerb des Schloßkomplexes und dessen umfassenden Restaurierung hinaus sei es ihm auch gelungen, das Architekturdenkmal in die Welt der Gegenwart einzubauen und diesem als Ort der gemeindlichen und überörtlichen Kulturpflege sowie kommunalen Verwaltung öffentlich sinnvolle Funktionen zu verschaffen. Ein von Pongratz ins Leben gerufener Förderverein verschaffe den vielfältigen Aktivitäten zudem eine tragfähige Basis auf dem Weg in die Zukunft. Nach seiner aktiven Dienstzeit habe er sich zudem die Beschreibung und Bekanntmachung des Baudenkmals zur großen Lebensaufgabe gemacht. Sein einzigartiges umfassendes Wissen um die Schloßkapelle Johann Baptist und das zugehörige Benefizium, das neben vorhandener Literatur auch auf eigenen Untersuchungen beruhe, habe dieser Lokalhistoriker nunmehr zur langfristigen Sicherung in schriftlicher Form in einem Buch - einem der trotz aller Massenmedien nach wie vor höchstrangigen Kulturgüter - niedergelegt. Ein leistungsfähiger Verlag habe seine wichtigen Erkenntnisse in anspruchsvoller Gestaltung zu einem gut lesbaren Qualitätsbuch mit breitem Abbildungsteil verarbeitet, das nicht nur in die öffentlichen und einschlägigen Fachbibliotheken, sondern in jeden kulturbewussten Haushalt der Region gehöre.

Was Bürgermeister Pongratz der Gegenwart neu verfügbar gemacht und erschlossen habe, bedürfe nun aber der Fortführung, mahnte Schmid. Über die Schloßkapelle hinaus müssten jetzt mit gleicher Intensität auch die anderen Bauteile des Architekturdenkmals und vornehmlich die Fragen um die Burgherren in den Blick genommen werden. Es wäre ein Glücksfall, wenn Herr Pongratz diese Aufgabe noch selber übernehmen würde. In jedem Fall aber sei ihm die kulturbewusste Öffentlichkeit im Ort, in der Gemeinde, im Landkreis, in der Pfarrei, in der Diözese und darüber hinaus in hoher Anerkennung verbunden.

„Der Kelch aus der Kapelle bleibt in Loifling”

Nach dieser ehrenden Lobrede durfte Günther Pongratz vom Verleger Hubert Perlinger das erste Exemplar seines frisch gedruckten Werks entgegennehmen. “Ich halte es in Händen!” brachte er seine unendliche Freude ob dieses großen Moments zum Ausdruck. In dieser Kapelle sei ein Stück seines Lebens zu finden, bekundete er in seinem nachfolgenden Vortrag, bei dem er noch einmal ausführlich die Geschichte der Schloßkapelle und des Benefiziums in ihrem historischen Umfeld von 1456 bis heute Revue passieren ließ. Stolz zeigte er einen prachtvollen Messkelch aus der Silberschmiede in der Reichsstadt Augsburg, den ihm der letzte Eigentümer Michael Handwerker nach dem Notartermin mit dem Versprechen „Der Kelch aus der Kapelle bleibt in Loifling” übergeben hatte. Nach zehn Jahren Renovierung in hervorragender Zusammenarbeit von Gemeinde und Kirche sei man hier zu einem unvorstellbar perfekten Ergebnis gekommen, und als Bischof Manfred Müller die fertiggestellte Schloßkapelle am 24. Juli 1994 einweihen konnte, sei dies ein großer Tag für Loifling gewesen. 

Text und Fotos: Marion Wittenzellner
(jas)

 



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