News Bild Heiliger Matthäus: Evangelist und Birnenheiliger - Brauchtum in Ostbayern

Heiliger Matthäus: Evangelist und Birnenheiliger - Brauchtum in Ostbayern

Matthä am Letzten

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Regensburg, 21. September 2023

Am Tag des heiligen Matthäus, am 21. September, war früher der Herbstbeginn. In alter Zeit galt der Tag im bäuerlichen Kalender sogar als Winteranfang. So verwundert es nicht, dass mit dem Namenstag des heiligen Matthäus auch zahlreiche Wetterregeln verbunden sind.

Vor allem die Winzer hoffen auf Sonnenschein, denn „Ein warmer Matthis macht die Trauben süß“. „Wie’s der Matthis treibt, es vier Wochen bleibt“, sagt eine andere Wetterregel, die auch durch meteorologische Aufzeichnungen bestätigt wird. Ist es am Matthäustag „für die Jahreszeit zu warm“, wird sich das gute Wetter mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten vier Wochen halten. Regnet es an diesem Tag dagegen besonders stark, dann regnet es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Wochen.
 

Der Birnenheilige

Für die Bauern war der Namenstag des Heiligen, zusammen mit dem Michaelistag (29.9.) ein wichtiger Stichtag für die Aussaat: „Tritt Matthäus ein, soll die Saat vollendet sein“, empfahl die Bauernregel und „Vor Michel sä mit halber Hand – dann aber streu mit ganzer Hand“. Gefürchtet war starker Wind am Matthistag, sagt doch die Wetterregel voraus: „Tritt Matthäus stürmisch ein, wird’s bis Ostern Winter sein“.

In einigen Regionen Bayerns wurde der heilige Matthäus im Volksmund auch der „Birnenheilige“ genannt, denn „Matthis macht die Birnen süß“, so die alte Bauernregel.

Hochzeitsorakel

Um den Tag des Heiligen gab es früher zahlreiches Brauchtum. So galt die Matthäusnacht als eine der ersten unheimlichen Losnächte, in denen man auch in die Zukunft sehen konnte – neben der Andreasnacht (30.11.) und der gefürchteten Thomasnacht (21.12). Und so versuchten junge Mädchen und heiratswillige Frauen am Vorabend des Matthäustages herauszufinden, wann nun endlich der ersehnte Hochzeiter kommen und vor allem, wer denn der Glückliche sein würde. In manchen Gegenden flochten die Mädchen Kränze aus grünen Zweigen und andere aus Stroh, die sie dann in einem Bottich mit Wasser schwimmen ließen. Dann tanzten sie zu zweit dreimal um den Bottich herum, um dann, ohne hinzusehen, schnell einen Kranz herauszufischen. Wer den grünen erwischte, konnte auf eine baldige Hochzeit hoffen. Der Strohkranz dagegen bedeutete, dass es wohl in diesem Jahr nichts mehr wird mit einem Hochzeiter. In anderen Gegenden versuchten die Mädchen, mit schwimmenden Papierfetzen zu erfahren, wann und vor allem mit wem eine Hochzeit zu erwarten sei.

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Von den in der Matthäusnacht geborenen Kindern sagte man früher, dass sie „geistersichtig“ würden, anderswo galten sie als besondere Glückskinder. Auch erzählte man, dass der Weihrauch auf den Apostel Matthäus zurückzuführen sei. Denn nur der Evangelist Matthäus berichtet in seiner Erzählung über die Geburt Christi von Magiern, die einen Stern gesehen haben und ihm bis zum Geburtsort Christi gefolgt sind. Im Evangelium nach Matthäus heißt es: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar“.

Bis an der Welt Ende

Matthäus gilt als Verfasser des ersten Evangeliums. Der Überlieferung nach hat er Palästina um das Jahr 42 n. Chr. verlassen, um das Evangelium in Ägypten und Äthiopien zu verkünden. Hier machte er durch zahlreiche Wunder auf sich aufmerksam. So soll er den Sohn des Königs vom Tode erweckt und die Königstochter vom Aussatz geheilt haben.

Die im Volksmund übliche Redewendung wenn jemandem bald das Geld ausgeht „Bei ihm ist Matthä am Letzten“ geht auf einen Ausspruch des Apostels Matthäus zurück. In der Bibel heißt es im letzten Kapitel des Matthäusevangeliums: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. Ursprünglich wurde die Redensart verwendet, wenn jemand im Sterben lag – für ihn ist heute Matthäi am Letzten. Zur Verbreitung der Redewendung hat im 18. Jahrhundert auch eine Ballade von Gottfried August Bürger beigetragen, in der es heißt: „Doch wann's Matthä' am letzten ist, trotz Raten, Thun und Beten, so rettet oft noch Weiberlist aus Ängsten und aus Nöten…“.
 

Text: Judith Kumpfmüller

Gemälde Matthäus und der inspirierende Engel


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