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Brauchtum in Ostbayern: Muttergottesdarstellungen

Wo die „wahre Läng“ Mariens verehrt wird

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Regensburg, 10. Mai 2024

Marienwallfahrten und Mariendarstellungen gibt es unzählige in Altbayern. Die Maria-Läng-Kapelle birgt eine der ungewöhnlichsten Mariendarstellungen mit einem ganz besonderen Hintergrund.

Votivgaben und Votivbilder

Die Gottesmutter Maria wird in Bayern als Landespatronin „Patrona Bavariae“ hoch verehrt. Das zeigen auch die 400 großen und kleinen bayerischen Marienwallfahrten. Den Mittelpunkt einer Wallfahrt bildeten oft Gnadenbilder: Figuren oder Gemälde. Früher war man überzeugt, dass beim Betrachten eines Bildes der angerufene Heilige ähnlich „gegenwärtig“ sei wie in seinem Grab oder einer Reliquie. Wenn die innigen Bitten erhört worden waren, brachten die Gläubigen zum Dank für die erfahrene Hilfe Votivgaben und Votivbilder. Oft waren es Nachbildungen kranker oder geheilter Gliedmaßen oder Körperteile, meist aus Wachs oder Holz, seltener aus Edelmetall, und Nachbildungen von Tieren.

„Die wahrhafte Länge unserer Lieben Frau“

Abbildungen der Muttergottes gibt es unzählige in Altbayern. Doch eine der ungewöhnlichsten ist in einer winzigen Kapelle in der Regensburger Altstadt zu finden: in der Maria-Läng-Kapelle, versteckt hinter einer unscheinbaren Eingangstür in der Pfauengasse, gleich in der Nähe des Regensburger Doms. An der Wand des Kirchleins ist schwarz auf weiß auf einem alten Andachtszettel zu lesen, bei der auf dem Altar stehenden Marienstatue handle es sich um die „gewisse, wahrhafte, rechte Länge und Dicke unserer Lieben Frau“.

Die wahre Größe der Heiligen

Der Kult um die wahre Größe von Heiligen war besonders nach den Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs in Altbayern weit verbreitet. Damals ließen die Gläubigen in der vermeintlichen Größe der verehrten Heiligen riesige Gebetszettel fertigen. Man glaubte, wer die wahre Größe der Heiligen kenne, sei ihnen näher und würde mit seinen Anliegen und Bitten erhört.

Aber auch Kranke, die wieder genesen waren, ließen zum Dank für ihre Heilung Abbildungen in voller Lebensgröße aus Wachs oder Silber herstellen und stifteten diese dann einer Kirche oder Kapelle. Nur wenige Zeugnisse dieses Brauchtums sind heute noch erhalten.

Unscheinbarer Eingang

Ihren Namen trägt die Maria-Läng-Kapelle erst seit dem 19. Jahrhundert. Ursprünglich war die kleine Kapelle die Hauskapelle des Regensburger Weihbischofs Albert Ernst Graf von Wartenberg (1635-1715). Schon damals stand auf dem barocken Altar eine Holzstatue der „Schönen Maria“. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Marienstatue mit der „wahren Läng“ Mariens ersetzt, so jedenfalls war es auf der Urkunde zu lesen, die im Kopf der Statue deponiert war. Die ursprünglich freistehende Kapelle wurde im 19. Jahrhundert mit einer Häuserzeile umbaut. Sie liegt heute in der Pfauengasse Nr. 2 und ist an der Hausfassade nur durch zwei Rundfenster und eine einfache Eingangstür aus Holz zu erkennen.

Ort der Stille

Die vielen Gläubigen, die heute die kleine Kapelle besuchen, kümmern sich oft wenig um den historischen Hintergrund. Sie finden hier einen Ort der Stille inmitten der Stadt. Unzählige Votivtafeln, Heiligenbilder und Kerzen schmücken die Wände. Früher gab es sogar einen eigenen Andachtstext für die „wahre Läng“: „Ich befehle mich und die Meinigen samt meiner Freundschaft in deine heilige Läng, dass du uns beschützest vor des Teufels Anlauf, vor Feuer und Wassernoth, vor Armuth, Sünd und Schaden, vor Diebstahl, Kett und Banden!“ 

Und wer des Lesens nicht mächtig war, dem wurde empfohlen, stattdessen an jedem Marienfest genau 63 Ave-Maria zu beten.

Heute gehört die Maria-Läng-Kapelle zur Dompfarrei Regensburg. Regelmäßig finden im 30 Quadratmeter kleinen Kirchlein Gottesdienste statt.

Text: Judith Kumpfmüller

Helle Marienstaue in einer kleinen, dunklen Kapelle

Eine der ungewöhnlichsten Mariendarstellungen ist in einer winzigen Kapelle in der Regensburger Altstadt zu finden: in der Maria-Läng-Kapelle.

Weitere Infos

Näheres über Marienverehrung und Wallfahrten in Bayern

Impressionen aus der Maria-Läng-Kapelle in der Video-Reihe Bei uns im Bistum

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