News Bild Brauchtum in Ostbayern: Klöpfler und Spießreggageh in der Adventszeit

Brauchtum in Ostbayern: Klöpfler und Spießreggageh in der Adventszeit

Früher in der staden Zeit

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Regensburg, 11. Dezember 2024

Mit der Adventszeit ist für viele heutzutage auch die hektischste Zeit des Jahres angebrochen. Vorweihnachtszeit bedeutet Einkaufsstress, Hektik und Verkehrschaos. Man hetzt von einer Weihnachtsfeier zur nächsten, sucht in überfüllten Einkaufsmärkten verzweifelt nach passenden Weihnachtsgeschenken und ist dabei einer fast ununterbrochenen Berieselung mit Weihnachtsliedern ausgesetzt. 

Mehl und Eier für die Segenswünsche

Früher war der Advent in Altbayern eine beschauliche, ruhige Zeit. In den Stuben drehte sich das Spinnrad, man strickte, häkelte, Holzschuhe und Besen wurden gemacht. Alle lauten Vergnügungen waren untersagt, und so trafen sich am Abend die Nachbarn zum Hoagarten, dem gemeinsamen Singen und Musizieren. Doch an den Donnerstagen war es in einigen Gegenden vorbei mit der Ruhe. Da machten sich die Klöpfler auf den Weg. Die maskierten und vermummten Gestalten gingen nach Einbruch der Dunkelheit von Hof zu Hof, pochten an Fenster und Türen und machten mit ihren Glocken einen gewaltigen Lärm. Die finsteren Gestalten sollten die Dämonen und Geister vertreiben und wurden deshalb von den Bauern freudig empfangen. Auch eine guten Ernte und Gesundheit versprach man sich von ihrem Besuch. Nachdem sie ihre Segenswünsche ausgesprochen hatten, bekamen sie von der Bäuerin einige Eier, Mehl und manchmal sogar ein paar Würstel geschenkt. 

Alter Heischebrauch

Das Klöpfeln zählt zu den ältesten Heischebräuchen, es lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Lauf der Zeit wurde es immer wieder verboten, allerdings mit wenig Erfolg, war es doch vor allem für die Ärmeren oft die einzige Möglichkeit, ihren kargen Speiseplan an den Feiertagen etwas aufzubessern. In manchen Gegenden waren Heischebräuche auch bestimmten Berufsgruppen vorbehalten. So durften in Laufen an der Salzach nur die Schiffsleute von Haus zu Haus ziehen. 

Noch heute wird dieser Brauch in einigen Gegenden Altbayerns, vor allem in Oberbayern, gepflegt. Da ziehen an den ersten drei Donnerstagen – am vierten würde der Teufel mitgehen – im Advent die Kinder, verkleidet und mit rußgeschwärzten Gesichtern, von Haus zu Haus und singen ihr Segenslied: „Wir ziehen daher so spät in der Nacht, denn es ist heut ein heilige Klöpfelnacht. Wir ziehen daher übern Bauern sei Eck, wir hörns scho, wir sengs scho, es san scho im Bett…“. Als Belohnung für Gesang und Segenswünsche gibt es Plätzchen und Geld. 

„Nudln raus, Kletzen raus“

Andernorts, vor allem im Bayerischen Wald, gab es den Brauch des Spießreggagehens: Da gingen, ebenfalls an den Donnerstagen im Advent, junge Burschen von Haus zu Haus. Sie waren meist zu zweit, hatten einen Strumpf über das Gesicht gezogen und jeder trug in der Hand einen Stecken, mit dem er kräftig gegen ein Stubenfenster klopfte. Wurde das Fenster aufgemacht, hielten sie ihre Stecken hinein und sagten ihr Verserl auf: „Nudln raus, Kletzen raus, oder mir haun eng a Loch ins Haus“. Die Bäuerin steckte jedem einen Kiachl, manchmal auch eine Blut- oder Leberwurst auf den Stecken, denn schon einige Zeit vor Weihnachten war mit dem großen Schlachten begonnen worden, und so waren Surfass und Rauchfang voll mit Fleisch und Würsten für die kommenden Feiertage.

In der Vorweihnachtszeit gingen im Bayerischen Wald auch die Schmalzbettler von Hof zu Hof. Mit dabei hatte sie geweihte Kräuter und Datscherl, ein Gebäck aus schwarzem Roggenmehl in der Größe einer Handfläche. Für ihre Gaben bekamen sie ein paar Löffel Schmalz. Die geweihten Datscherl wurden dann am Dreikönigstag den Rindern ins Futter gegeben.

Text: Judith Kumpfmüller

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