Ökumenische Vesper im Dom und Donausegnung nach orthodoxer Tradition
„2025: für die Ökumene ein besonderes Jahr“
Regensburg, 12. Januar 2025
„Von Herzen grüße ich Sie alle zur ökumenischen Vesper im Regensburger Dom, bevor wir dann zur Donau, unserem Jordan, hinausziehen, um unseren Fluss, unsere Lebensader und mit ihr stellvertretend alle Gewässer durch das dreimalige Versenken des Segenskreuzes zu segnen“. Mit diesen Worten grüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Sonntagnachmittag die Gläubigen, die in den Dom St. Peter gekommen waren.
Seit 2014, damals auch ein Sonntag, der 12. Januar, wird in Regensburg die orthodoxe Tradition der Flusssegnung der Donau feierlich praktiziert. Im Dom wird zuvor mit einer ökumenischen Vesper das Fest „Taufe des Herrn“ begangen. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer konnte auch dieses Jahr wieder den evangelisch-lutherischen Regionalbischof Klaus Stiegler und den griechisch-orthodoxen Archimandriten Petros Klitsch willkommen heißen und mit ihnen Christen unterschiedlicher Konfessionen. Archimandrit Petros, Pfarrer der Salvatorkirche München und Bischöflicher Vikar der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland in Bayern, war mit dem Byzantinischen Kantorenchor München unter der Leitung von Prof. Dr. Konstantin Nikolakopoulos nach Regensburg gekommen, um den ökumenischen Charakter der Vesper zu unterstreichen. Ein Chor der Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Kathrin Giehl und Domorganist Prof. Franz-Josef Stoiber brachten den westkirchlichen Teil der liturgischen Feier zum Klingen.
Einheit der Kirche durch Einheit im Glauben
So bezeichnete Bischof Rudolf in seiner Predigt das erst 12 Tage alte Jahr, das im Hinblick auf das Jubiläum „1.700 Jahre Konzil von Nizäa“ für alle, die sich um die Einheit im Glauben verpflichtet fühlen und unter der Kirchenspaltung leiden, ein enorm wichtiges Jahr darstellt. Denn das erste Ökumenische Konzil, zu dem sich rund 300 Konzilsväter am 20. Mai 325 auf Einladung Kaiser Konstantins in Nizäa – heute Iznik in der Türkei – trafen, formulierte damals jenes Glaubensbekenntnis, dass wir heute noch all sonntäglich in der Messe beten, und durch das wir mit den Christen aller Konfessionen verbunden sind. Mit der Formulierung „Wir glauben“ brachten die Konzilsväter damals schon zum Ausdruck, „dass sich alle Kirchen in diesem „Wir“ in Einheit befanden und alle Christen denselben Glauben bekannten“. Dieses Glaubensbekenntnis ist deshalb in seiner ökumenischen Bedeutung nicht zu unterschätzen, weil es orthodoxen und orientalischen, sowie katholischen und den aus der Reformation hervorgegangenen Christen gemeinsam ist. Dieses Glaubensbekenntnis, so Bischof Rudolf weiter, „stellt das stärkste ökumenische Band des christlichen Glaubens dar“, da für die „Einheit der Kirche die Übereinstimmung im wesentlichen Inhalt des Glaubens erforderlich ist“.
Freude und Auftrag zugleich
Das Konzil von Nizäa hatte damals auch den Ostertermin, das höchste Fest der Christenheit, auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Der Gebrauch zweier unterschiedlicher Kalender, des julianischen in der Ostkirche und des gregorianischen in der Westkirche, haben diesen einheitlichen Festtermin leider nicht generell zur Praxis werden lassen. Heuer ist es aber so, das Ost- und Westkirche am gleichen Tag das Osterfest feiern werden. Das sei nicht nur ein Grund zur Freude, sondern formuliere für alle um die Einheit der Christen bemühten Menschen, nicht nachzulassen, sich um diese Einheit zu bemühen. In dieser ökumenischen Eintracht werde heute auch wieder ein lebendiges Glaubenszeugnis in der Stadt gegeben, durch den Glauben, der unsere Städte in Europa geprägt hat, mit den Kirchen, die wahre Zentren der Städte seien und im wörtlichen und übertragenen Sinn Orientierung geben, erklärte der Diözesanbischof.
Die Donau, unser Jordan
Zur Ökumenischen Vesper war eigens die Handreliquie des hl. Johannes Chrysostomus in Altarnähe gestellt worden, aus dessen Feder der Chor auch einen Antwortgesang in der Vesper erklingen ließ. Nach dem Aaronitischen Schlusssegen, den Bischof Rudolf, Regionalbischof Stiegler und Archimandrit Petros gemeinsam spendeten, zogen alle Anwesenden in Prozession und unter Glockengeläut zur Steinernen Brücke, um dort in orthodoxer Tradition die Donau dreifach zu segnen. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die auch an Vesper und Donausegnung teilnahm, dankte in einem Grußwort für das starke Zeichen der Flusssegnung, da es nicht nur die Verbundenheit mit der Schöpfung, sondern auch ein Zeichen der Gemeinschaft unterschiedlicher Konfessionen in der Stadt zum Ausdruck bringe. Alle drei Vertreter der christlichen Konfessionen warfen nacheinander das Segenskreuz in die Fluten der Donau, begleitet von Schriftlesungen und den orthodoxen Gesängen des Münchner Chores.
Stichwort: Taufe des Herrn
Einer der größten Feiertage nicht nur im orthodoxen Kirchenjahr ist der Tag der Epiphanie, an dem neben der Anbetung der Könige und der Hochzeit zu Kana auch der Taufe Jesu Christi gedacht wird. In allen orthodoxen Kirchen wird an diesem großen Feiertag eine Segnung des Wassers zelebriert, um damit die Gläubigen, deren Häuser, Äcker und Tiere segnen zu können. In vielen orthodoxen Ländern gibt es darüber hinaus die Tradition, an diesem Tag (oder an den darauffolgenden Tagen) alle Gewässer zu segnen, das Meer, die Seen, die Flüsse, die Quellen und die Brunnen. Die griechisch-orthodoxen Gläubigen Regensburgs, die nun schon seit Jahrzehnten die Epiphanie hier in Regensburg feiern, denken oft an jene schöne Zeremonie der Gewässersegnung zurück, die sie früher in ihrer Heimat erleben durften. So ist es schon lange der Wunsch der orthodoxen Gläubigen, die Donau zu segnen, da die schöne Stadt Regensburg inzwischen ihre zweite Heimat geworden ist und sie deshalb mit dieser Zeremonie einen weiteren Beitrag zum kulturellen und geistigen Leben Regensburgs und ganz Bayerns leisten möchten.
Fotos und Text: Carl B. Prämaßing
(jas)