Regensburg, 9. Oktober 2024
Er ist der älteste Pferdemarkt in Niederbayern: Der traditionelle Dionysimarkt in Vilsbiburg im Landkreis Landshut. Seit mehr als 500 Jahren wird der Markt um den Namenstag des Heiligen Dionysius, der am 9. Oktober gefeiert wird, abgehalten.
Von jeher kamen Bauern und Pferdezüchter aus ganz Niederbayern hier im Vilstal zusammen, um sich ein neues Pferd für die schwere Arbeit auf dem Feld zu kaufen oder das selbst gezüchtete Fohlen, den „Heiß“, gewinnbringend zu verkaufen. Nicht zuletzt war so ein Rossmarkt immer schon auch eine gute Gelegenheit, ein paar Stunden mit gleichgesinnten „Rosserern“ in gemütlicher Runde bei einer Maß Bier und einer Brotzeit zu verbringen. Die Bäuerin nutzte währenddessen die Gelegenheit, sich bei den vielen Händlern mit nötigen Haushaltsutensilien, wie zum Beispiel Keramikschüsseln der berühmten Kröninger-Hafner aus dem nahegelegenen Tonabbaugebiet oder einigen Metern fein bestickten Stoffes für ein festliches „Dirndlgwand“, einzudecken.
Niederbayerischer Tag des Pferdes
Der Pferdemarkt wird seit einigen Jahren nicht mehr abgehalten. Doch auch heute hat der Dinoysimarkt nicht von seiner Attraktivität verloren. Beeindruckende Darbietungen rund um das Pferd erwarten die Besucher am 13. Oktober beim „Niederbayerischen Tag des Pferdes“. Am Vormittag findet auf dem Festplatz ein Schaufahren der Gespanne statt. Nicht selten nehmen über 40 Gespanne an der Vorführung teil.
Höhepunkt des Tages ist der berühmte Dionysi-Pferdeumritt. Punkt 13 Uhr machen sich über 200 Pferde und 30 Gespanne von der Rennwiese aus auf den Weg. Begleitet werden sie von Musikkapellen, Spielmannszügen und Jagdhornbläsern. Sie alle ziehen zum Dionysibrunnen. Hier, vor der Statue des Märtyrers, werden die Teilnehmer vom Stadtpfarrer gesegnet, dann bewegt sich der Zug zurück auf die Rennwiese, wo alle noch einmal kurz vorgestellt werden und schon der nächste rasante Höhepunkt wartet. Um 14 Uhr starten die Internationalen Pferderennen, darunter Trabfahren, Kaltbrut-, Haflinger- und Ponyrennen. Den ganzen Tag über ist in der Stadthalle Volksfestbetrieb.
Der Heilige Dionysius
Seinen Gedenktag feiert der Heilige Dionysius, von dem der Markt seinen Namen hat, am 9. Oktober. Dionysius soll um das Jahr 230 vom damaligen Papst von Rom aus nach Gallien geschickt worden sein, um dort das Christentum zu verkünden und war vermutlich der erste Bischof von Paris, dem damaligen römischen Lutetia. Hier ließ ihn der zuständige römische Stadthalter verhaften und enthaupten. Der Legende nach stand Dionysius nach seiner Enthauptung auf und lief mit dem Kopf in der Hand bis zu dem Ort, wo er begraben werden wollte. An der Stelle, wo der Heilige sich niedergelegt haben soll, wurde im 4. Jahrhundert eine Grabkapelle errichtet und im Jahr die 474 durch eine größere Kirche ersetzt. Ab dem 9. Jahrhundert galt Dionysius als Nationalheiliger Frankreichs. Ein Jahrhundert später wurde St. Denis zur Begräbnisstätte der französischen Könige. Im 12. Jahrhundert begann man mit dem Bau der nach dem heiligen Dionysius benannten Abtei mit der Kathedrale Saint-Denis.
Vielseitiger Patron
Dionysius zählt zu den 14 Nothelfern. Und weil der Heilige immer mit einem Kopf unter dem Arm abgebildet ist, wurde Dionysius im Lauf der Zeit als Patron bei Kopfweh angerufen. Auch gegen Tollwut, Gewissensunruhe und Seelenleiden und bei Hundebissen soll der Heilige hilfreich sein. Daneben gilt er als Patron der Schützen und er war der Patron der französischen Könige. Sein Kult war in Frankreich und Spanien, später auch in Deutschland verbreitet. Dargestellt wird der Heilige oft mit einem Schwert und dem Kopf in seiner Hand.
Ein mittelalterlicher Krimi
Dass der Kult um den Heiligen auch in Deutschland verbreitet wurde, hat auch mit einem „kleinen Schwindel“ der Mönche von St. Emmeram in Regensburg zu tun. Sie behaupteten nämlich um 1050, dass die sterblichen Überreste des Dionysius nicht im französischen St. Denis liegen sollten, sondern in der Klosterkirche St. Emmeram. Kaiser Arnulf hätte die Gebeine um 890 bei seinem Feldzug gegen die Normannen in Paris befreit und dann in Regensburg versteckt, wo man sie 1049 wiedergefunden habe. Und heute weiß man, dass sogar ein angebliches päpstliches Bestätigungsschreiben gefälscht und Inschriften auf alt getrimmt worden sind.
Interessant ist auch, dass eine dieser Schriften, die „Anonymi Ratisbonensis Translatio S. Dionysii Areopagitae“, die älteste Stadtbeschreibung Regensburgs enthält.
Text: Judith Kumpfmüller