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Brauchtum in Ostbayern: Der große Frauentag

Kräuterbüschel für Maria Würzweih

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Regensburg, 13. August 2024

Viel zu sammeln gab es für die Frauen und Mädchen in der Oberpfalz und anderswo kurz vor dem 15. August: die Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt bestanden ursprünglich aus 77 verschiedenen Kräutern.

Schon vor dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 wurde in der Ostkirche die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel, das Fest Mariä Himmelfahrt, gefeiert. Spätestens dem 7. Jahrhundert hat die Westkirche dieses Fest am 15. August übernommen. Es wird heute als „Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel“ gefeiert.

Kräutersammeln zum Frauentag

Mariä Himmelfahrt am 15. August ist das höchste und älteste Marienfest der katholischen Kirche. Früher, als das überlieferte Wissen über heilkräftige Blumen und Kräuter noch von Generation zu Generation weitergegeben wurde, gingen die Frauen und Mädchen schon Tage vor Mariä Himmelfahrt zum Kräutersammeln. Und es gab viel zu sammeln, denn ursprünglich waren es 77 Kräuter, die in den Buschen gebunden wurden. Heute sind es – je nach Region – 15 oder 21, manchmal auch nur neun oder sieben, oder 12 (nach den Aposteln). Aber immer handelt es sich um eine „magische“ Zahl. Auch welche Kräuter in den Strauß gebunden wurden, war von Region zu Region, ja sogar schon von Familie zu Familie unterschiedlich.

Ringelblume und Königskerze

Zu den allerwichtigsten zählten Salbei, Lavendel, Petersilie, Huflattichblätter, Johanniskraut, Tausendgüldenkraut, Meisterwurz, Wermut, Schafgarbe, Pfefferminze, Kamille, Holunder, Kreuzraute und Majoran, in manchen Gegenden auch Zwiebelblüte und Knoblauch. In der Oberpfalz und in Oberbayern gehört noch heute eine Königskerze dazu, in manchen bayerischen Gebirgsgegenden gelber Enzian und im Pfaffenwinkel binden man einen Schilfkolben in den Buschen. Aber auch Vogelbeerzweige, Weizen-, Hafer- und Gerstenähren, blühender Flachs, Arnika, Rosmarin und – wegen ihrer Farbenpracht – Gartenblumen wie Ringelblume, Zinnie, Malven und Sonnenhut werden untergebunden.

Die Kräuterweihe

Am Frauentag werden die Kräuterbuschen dann zum Weihen in die Kirche gebracht. „Maria Würzweih“ hieß der Feiertag deshalb auch in manchen Gegenden. Am beliebtesten für die Kräuterweihe waren früher die Klöster und unter den Klöstern wiederum die Kapuziner und Franziskaner – ihnen sprach man die größte Weihekraft zu (wie übrigens auch beim Dreikönigswasser und beim Osterwasser). Der geweihte Buschen wurde zu Hause kopfüber auf dem Dachboden zum Trocknen aufgehängt.

Glaube und Aberglaube

Früher dienten die getrockneten Kräuterbüschel zu allerhand Abwehrzauber: Bei Gewitter eine Handvoll in Herdfeuer geworfen, sollten sie vor Blitzschlag schützen, krankes Vieh bekam geweihte Kräuter unter das Futter gemischt und auch beim Ausräuchern des Hauses taten sie ihre Dienste – sie halfen gegen Unwetter und Krankheit, gegen Hexen, Druden und sonstige Geister. Mancherorts gab man den Verstorbenen ein aus Frauenkräutern gebundenes Kreuz mit in den Sarg – zum Schutz vor den bösen Mächten auf dem Weg in den Himmel. Selbst der alte Strauß vom Vorjahr wurde nicht achtlos weggeworfen, sondern so lange verwendet, bis die frischen Kräuter getrocknet waren und dann verbrannt.

Die Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt soll ihren Ursprung in einer biblischen Legende haben: Als die Apostel und Jünger Jesu am dritten Tag nach der Bestattung Marias die Tote noch einmal sehen wollten, war das Grab leer. Statt des Leichnams Marias fanden sie blühende und duftende Blumen und Kräuter.


Text: Judith Kumpfmüller

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