
Sieben Kilometer für die Landwirtschaft
Von Sünching nach Aufhausen
Regensburg, 23. Mai 2025
Neben der Kritik an der überbordenden Bürokratie machen Landwirte seit immer wieder auf die mangelnde Wertschätzung für ihren Beruf und die Unkenntnis über ihre vielfältigen Tätigkeiten aufmerksam aufmerksam. Auch die Herkunft der Nahrungsmittel ist vielen Menschen, vor allem der jungen Generation, immer weniger bewusst. Um diesen Defiziten gezielt entgegenzuwirken, hat der Kreisverband Regensburg des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) einen rund sieben Kilometer langen Landwirtschaftsweg geschaffen, bei dem auf elf Tafeln unterschiedliche Aspekte der bäuerlichen Arbeit dargestellt werden.
Es war ein lang gehegter Wunsch der früheren Regensburger Kreisbäuerin und Oberpfälzer Bezirksbäuerin Rita Blümel. Zusammen mit dem BBV ergriff sie die Initiative für einen Landwirtschaftsweg von Sünching nach Aufhausen im südlichen Landkreis Regensburg, dessen Informationstafeln vor allem der jungen, nachwachsenden Generation wieder mehr Respekt für die Landwirtschaft vermitteln sollen. Bereits 2022 wurde der Weg fertig gestellt und – vor allem – gesegnet: „Die Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft soll damit intensiviert und Informationen über die Landwirtschaft und die Erzeugung einheimischer Nahrungsmittel weitergegeben werden“, so Blümel.

Am Ortsausgang von Sünching, an der Schule, befindet sich die erste Tafel. „Damit alle mehr über die Arbeit auf den Höfen und Feldern erfahren“, heißt es im Einführungstext. Darin wird auch auf die Systematik der Tafeln hingewiesen, unter anderem auf Links per QR-Code auf die Homepage von „Unsere Bayerischen Bauern“, wo zu den Themen weitere Informationen abrufbar sind. Als Begleiterin stellt sich die Bäuerin Rita vor, womit die Initiatorin gewürdigt wird. Außerdem werden auf jeder Tafel besondere Tiere in der Flora und Fauna vorgestellt. Die Wegdauer zu Fuß wird mit drei Stunden angegeben. Kürzer ist es per Fahrrad zu schaffen, zumal die Strecke zum größten Teil befestigt oder zumindest ein Feldweg ist.
In den ersten Minuten lohnt sich – auch aus landwirtschaftlicher Sicht – ein (Rück)Blick auf Sünching. Denn die Filiale der Südstärke GmbH, die Gebäude und das Betriebsgelände, sind unübersehbar. Hier entsteht aus Kartoffeln Stärke, die in verschiedenen Bereichen zur Geltung kommt – eben auch Produkte aus landwirtschaftlicher Erzeugung. Folgerichtig ist der Kartoffel („eine tolle Knolle“) die zweite Tafel gewidmet. Dabei geht es um die für diese Frucht wichtigen Witterungsbedingungen, die Vielfalt der Sorten wie der Verwertungen als Speise-, Stärke-, Industriekartoffeln, den Anbau, die Ernte mit speziellen Maschinen und auch Schädlinge.
Herausforderungen durch den Klimawandel
Besonders die Kartoffel ist eine Feldfrucht, die den Landwirt aufgrund des Klimawandels vor Probleme stellt. Daher wird beim Landwirtschaftsweg in der dritten Tafel das bedeutender werdende Thema „Boden und Klimawandel“ behandelt. Hier geht es vor allem um die Fruchtfolge und den Anbau von Zwischenfrüchten - zum Erhalt und zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und zur Humusbildung. Dem Boden (Lebewesen dort, Bearbeitung, Überwachung/Kontrolle) kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Verwiesen wird aber auch auf den Schutz des Wassers, der Luft und der Artenvielfalt.
Die Basis für Brot, seit Jahrtausenden Grundnahrungsmittel für Menschen, ist das Getreide. Diesem ist Tafel 4 gewidmet. Der Wanderer erfährt Wissenswertes über die Wasser- und Nährstoffversorgung (Dünger!), die regionalen Getreidesorten und die daraus entstehenden Produkte (z.B. Brot, Nudeln, Malzkaffee, Spirituosen, Bier). Auch die Arbeitsweise eines Mähdreschers wird erläutert und auf den Hopfen aus der Hallertau verwiesen, ohne den es den süffigen Gerstensaft nicht gäbe.
Die Zuckerrübe – „ein kleines Kraftwerk“
Einige Aspekte, die auf den vorherigen Tafeln bereits thematisiert wurden, betreffen auch die auf der fünften Tafel behandelte Zuckerrübe, die als „ein kleines Kraftwerk“ charakterisiert wird. Denn sie bindet Kohlendioxid, setzt Sauerstoff frei und sorgt im Hauptprodukt für Zucker, daneben (aus Rübenresten) für Bioethanol (Kraftstoff) und Biogas. Zu erfahren ist außerdem, dass die heimische Zuckerrübe 50 Prozent weniger Wasser als der importierte Rohrzucker verbraucht. Und wie bei der Kartoffel sind auch bei der Arbeit mit der Zuckerrübe hochkomplexe Maschinen im Einsatz, die ebenfalls gezeigt werden. Nicht vergessen werden in diesem Kontext die in der Nähe angesiedelten Unternehmen, die diese Kartoffel- und Rübenroder bauen.
Zur Halbzeit des Wanderweges wird eine interessante Frage gestellt: „Das Huhn und das Ei: Wer war zuerst da?“ Es geht um ein weiteres, vielfach verwendbares und zu verarbeitendes Nahrungsmittel – das Ei und das dafür zuständige Tier. Und im Detail um die Eierfarbe, die Legezahl und den Eierverbrauch, den Bezug zwischen Hahn und Huhn, die Haltung und den Code auf den Eiern. Erwähnt sei, dass diese Tafel neben einem Löschwasserbehälter steht und damit (indirekt) auch das Thema „Wasser“ einfließt.
Der „Alleskönner“ Mais
Der Landwirtschaftsweg übernimmt auf seinen sieben Kilometern die Route des bekannten Europäischen Pilgerweges VIA NOVA. Auf den Stationen sieben und acht finden sich daher auch Elemente eben dieses Weges. Aber bleiben wir bei der Landwirtschaft, jetzt stehen der Mais und der Raps im Fokus. Der „Alleskönner“ Mais gehört zu den Getreidearten, wird aber in der Ernährung nur bedingt genutzt: der Zuckermais als Nahrung für den Menschen, der Futtermais als Fressen für die Tiere. Doch darüber hinaus ist er vielfach nutzbar: zunächst als Biomasse zur Herstellung von Biogas, woraus auch Strom und Wärme entstehen. Im Feld gibt er Sauerstoff ab. Als Rohstoff ist er Basis für ca. 20.000 Produkte wie zum Beispiel T-Shirts oder Einweggeschirr. Und Gärreste dienen als Dünger. Die Tafel nennt auch den Maiszünsler, den Hauptschädling dieser Getreideart, und die Bedeutung der Landwirte im Bereich der Erneuerbaren Energien.
Immer wieder erfreut das leuchtende Gelb des Rapses in seiner Blütephase das Auge. Doch nicht nur das: der Raps gehört zu den wichtigsten Ölpflanzen. Sein Öl findet beim Kochen, zur Möbelpflege und als Kraftstoff Verwendung. Außerdem lässt sich als Nebenprodukt Honig herstellen. Und Rapsschrot dient als Tierfutter. Dass die Bestäubung durch Bienen den Ertrag des Rapses, der eigentlich ja Selbstbestäuber ist, noch steigern kann, erfährt man ebenso. Natürlich gibt es einen Hinweis auf das im Landkreis Regensburg erzeugte Rapsöl Bayola.
„Tierwohl“ und landwirtschaftliche Berufe
Ein seit Jahren vieldiskutiertes Thema in der Landwirtschaft ist das Tierwohl. „Unsere Tiere fühlen sich wohl“ lautet daher das Motto auf der Tafel neun. Und das betrifft gleichermaßen vor allem Schweine und Kühe, die zeitgemäß gehalten werden und Grundlage für die Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln sind. Erwähnung findet auch das „Smart Farming“, also der Einsatz moderner Technik, was heute zu einer von Tierwohl geprägten Landwirtschaft gehört.
Mit dieser Tafel sind wir am Ortsrand von Aufhausen, deren bekannte Wallfahrtskirche „Maria Schnee“ und die benachbarte Pfarrkirche „St. Bartholomäus“ schon von weitem sichtbar sind. An einem Aussichtsplatz gegenüber den Gotteshäusern befinden sich die letzten zwei Tafeln zu den Themen „Heimat der Vielfalt“ und „Die Grünen 14“. Bei „Heimat der Vielfalt“ geht es um Regionalität und saisonale Produkte, den Code für Milch, den Jahresturnus verschiedener Gemüse, das Bayerische Reinheitsgebot, Qualitätssiegel, Bauernmärkte und die Ökomodellregionen. In „Die Grünen 14“ werden die 14 Ausbildungsberufe im Agrarsektor genannt und die fünf am weitesten verbreiteten kurz vorgestellt: Landwirt, Forstwirt, Gärtner, Imker und Hauswirtschaftskraft. Erwähnung finden schließlich auch die Landfrauen, die sich unter anderem in den Projekten „Schule fürs Leben“ und „Erlebnis-Bauernhof“ tatkräftig engagieren.
Ein Spazierweg, gut zu bewältigen
Je nach Jahreszeit und den Vorgaben der hier tätigen Landwirte begleiten rechts und links des Weges Felder und Fluren in ihren jeweiligen Wachstums- und Entwicklungsphasen. Nebenbei bemerkt: in den Tagen der Eisheiligen (11. bis 15. Mai) kann es zum einen noch kalt und windig sein, zum anderen befinden sich die Feldfrüchte erst im Anfangsstadium. Auch bäuerliche Betriebe – ob in den Dörfern oder Einzelgehöfte – liegen am Weg.
Die Förderung des Projektes erfolgte besonders durch Leader-Mittel der Europäischen Union, die Gemeinden Aufhausen und Sünching hatten Flächen zur Verfügung gestellt. Aber auch etliche Sponsoren, darunter „Unsere Bayerischen Bauern“, BayWa, Sparkasse Regensburg, Raiffeisenbank Oberpfalz Süd, „Geprüfte Qualität Bayern“, Südstärke sowie die Firmen Holmer und Ropa, unterstützten das Vorhaben, das im Jahr 2018 startete. Da der Weg bei der Grundschule in Sünching beginnt, ist er auch für Schülerinnen und Schüler prädestiniert, aber natürlich auch für Wanderer, Radfahrer und Touristen. An einem Vor- oder Nachmittag ist die Strecke problemlos zu bewältigen. Der Wanderweg kann selbstverständlich auch in umgekehrter Richtung marschiert werden. Einkehrmöglichkeiten sind zum Beispiel das Gasthaus Englberger in Sünching und der Stiftsgasthof in Aufhausen.
Text: Markus Bauer
(sig)

Weitere Infos
Unser Bild: Die Tafeln am Aussichtsplatz in Aufhausen bilden das Ende des Weges. Bei der Eröffnung 2022 war auch die Deutsche Zuckerrübenkönigin Magdalena Röckl mit dabei: Ihre Hoheit wird hier flankiert vom Sünchinger Bürgermeister Robert Spindler, der damaligen Kreis- und Bezirksbäuerin Rita Blümel, dem stellvertretenden BBV-Kreisobmann und Hagelstädter Bürgermeister Thomas Scheuerer sowie dem Aufhausener Bürgermeister Toni Schmid.