Regensburg, 24. Mai 2025
Sechster Sonntag der Osterzeit C – Apostelgeschichte 15,1 – 2 und 22 – 29
„In jenen Tagen 1kamen einige Leute von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Mose beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden. 2Da nun nicht geringer Zwist und Streit zwischen ihnen und Paulus und Barnabas entstand, beschloss man, Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und den Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen. 22Da beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte auszuwählen und sie zusammen mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas, genannt Barsabbas, und Silas, führende Männer unter den Brüdern. 23Sie gaben ihnen folgendes Schreiben mit: Die Apostel und die Ältesten, eure Brüder, grüßen die Brüder aus dem Heidentum in Antiochia, in Syrien und Kilikien. 24Wir haben gehört, dass einige von uns, denen wir keinen Auftrag erteilt haben, euch mit ihren Reden beunruhigt und eure Gemüter erregt haben. 25Deshalb haben wir einmütig beschlossen, Männer auszuwählen und zusammen mit unseren geliebten Brüdern Barnabas und Paulus zu euch zu schicken, 26die beide für den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, ihr Leben eingesetzt haben. 27Wir haben Judas und Silas abgesandt, die euch das Gleiche auch mündlich mitteilen sollen. 28Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: 29Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden. Wenn ihr euch davor hütet, handelt ihr richtig. Lebt wohl!“
An diesem Sonntag hören wir von einer bedeutenden Entscheidung für die Kirchengeschichte. Die Apostel reagieren in einem ersten Konzil auf neue Fragen, die sich durch die Heidenmission ergeben haben. Die ersten Jüngerinnen und Jünger Jesu waren Juden. Auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung lebten sie weiter auch ihren jüdischen Glauben: Die Apostelgeschichte etwa berichtet, dass Petrus und Johannes in den Tempel zum Gebet gehen (vgl. Apg 3,1). Natürlich beachteten diese ersten Christen weiter die Gebote der Tora.
Durch die Missionsarbeit des Apostels Paulus kamen nun aber immer mehr „Heiden“ zum Glauben an Jesus Christus – Menschen also, die nicht Juden waren, sondern einst den Religionen Roms oder Griechenland anhingen. Mussten diese neuen Christen nun ebenfalls die Gebote des Judentums beachten? Mussten sich die Männer nach der Weisung des Mose beschneiden lassen? Diese Frage war bedeutend: Welche Geboten mussten die einstmals heidnischen Christen denn nun täglich einhalten?
Einige Christen verlangten streng, die Beschneidung aller zum christlichen Glauben gekommenen Menschen: „Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Mose beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden.“ Unter anderem Paulus selbst sah das anders. Es kam daher zu „Zwist und Streit“. Die Parteien brachten die Streitfrage vor die in Jerusalem versammelten Apostel. Dieses erste Konzil der Kirchengeschichte einigte sich auf einen Kompromiss. Folgende Regelungen bleiben bestehen: „Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden“. Die übrigen Gebote der Tora sollten für Heidenchristen nicht verbindlich sein.
Diese Entscheidung haben die Apostel allerdings nicht allein getroffen. „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen“, sagen sie. Das ist die Hoffnung der Kirche durch alle Jahrhunderte hindurch: Dass der Heilige Geist selbst diese Kirche lenkt. Die Einheit der Kirche ist ein nicht immer leichtes Unterfangen. Umso notwendiger ist die Kraft des Heiligen Geistes. Er ist es, der Einheit schafft, wo „Zwist und Streit“ die Überhand zu gewinnen drohen.
Text: Benedikt Bögle
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