Regensburg, 29.09.2022
Am 29. September feiert die katholische Kirche den Gedenktag der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael.
Michael gilt als Bezwinger des Teufels und Anführer der himmlischen Heerschare. Der heilige Michael ist der Patron der katholischen Kirche, der Patron der Deutschen, der Kaufleute, Bäcker, Apotheker, Schneider, Glaser, Maler, Vergolder und Blei- und Zinngießer, aber auch der Armen Seelen, der Sterbenden und der Friedhöfe. Er wird als Helfer angerufen um einen guten Tod sowie gegen Blitz und Unwetter. Mit seinem Gedenktag war früher zahlreiches Brauchtum verbunden.
Kirche und Arbeit
Micherl, Michi oder Michaela, sie alle feiern am 29. September ihren Namenstag. Michael ist der Erzengel, der sogar Luzifer das Fürchten gelehrt hat. Aber auch das nutzte ihm nichts, bereits um 1800 wurde der Ehrentag des heiligen Michael wegen der Vielzahl von Feiertagen aus dem Feiertagskalender gestrichen. Danach war er nur noch ein „halber Feiertag“, was bedeutete: vormittags zur Kirche und ins Wirtshaus und am Nachmittag wieder zur Arbeit in Hof und Feld.
Wichtiger Ernteheiliger
Heute ist der Michaelitag aus dem Alltagsbewusstsein nahezu verschwunden. Früher war St. Michael in Bayern ein gefeierter Ernteheiliger, schließlich waren um diese Zeit die Speisekammern voll. „Sankt Michael ist Kirchweih im Himmel wie auf Erden“, hieß es da. Meist gab es dann ein „Lichtbratl“, man verspeiste mit Behagen die Michaeligans, den Michaelihasen oder auch Enten und Giggerl. Dazu gab es den Michaeliwein, von dem es hieß: „St. Michaels Wein ist Herrenwein, St. Gallus‘ Wein ist Bauernwein.“ Der Meister versammelte seine Gesellen, der Bauer seine Mägde und Knechte und der Hausherr sein Gesinde. Und so bekam der heilige Michael auch ein kulinarisches Patronat: den Lichtbraten, ein Festessen zum Zeichen dafür, dass von nun an ein großer Teil der Arbeit wieder bei Kerzenlicht verrichtet werden musste.
„Michael kent’s Licht o“
Mancherorts wurden auch die Michaeliwecken verteilt, ein einfaches Weißbrot, das aber für den ansonsten meist nur Roggenmehl gewohnten Gaumen fast wie Kuchen schmeckte. Da der heilige Michael auch als Begleiter der verstorbenen Seelen vor Gottes Gericht galt, opferte man vielerorts den Verstorbenen an diesem Tag Seelenbrote. Von Michaeli an musste man mit dem Winter rechnen, die Tage werden merklich kürzer, die Abende. Und so holten die Mägde ihre Spinnräder vom Dachboden, die Winterarbeit konnte beginnen. „Michaeli kent’s Liacht o, dass Dirndl spinna ko“, hieß es dann.
Märkte und Dulten
In Niederbayern waren um diese Zeit auch die „Ziel- und Einstehtage“, ebenso wie an Lichtmess wechselten die Dienstboten ihre Arbeitsstelle. In einigen Gegenden war es der Brauch, dass die Dirn am Abend, wenn Rauch aus dem Kamin stieg, ein Reisigbündel in die Stube brachte und dafür von der Bäuerin dann Schmalzgebackenes bekam. Um Michaeli waren Pacht und Abgaben fällig und Rechnungen wurden geschrieben. „Michael mahnt, Martin zahlt“, lautete ein altes Sprichwort.
Märkte und Wallfahrten
Der Michaelitag war vielerorts auch ein Anlass für Feste, denn jetzt hatte man Zeit, jetzt konnte man feiern und sich für die Mühen des Sommers belohnen. Noch heute finden um den 29. September die traditionellen Michaelimärkte statt, so z.B. in Weiden, Oberviechtach, Massing oder Pfarrkirchen. Und in Amberg beginnt traditionell am Freitag vor dem 29. September die Michaelidult.
An den drei Samstagen nach Michaeli, den goldenen Samstagen, fanden überall auf dem Land Bittgänge und Wallfahrten statt. Auch als Wetter- und Lostag war der Michaelitag von Bedeutung. So hieß es, wenn die Nacht vor Michaeli hell und klar ist, folgt ein strenger Winter, regnet es aber, wird der Winter mild.
Text: Judith Kumpfmüller/ mk
Titelbild: Francesco Botticini: Die drei Erzengel - Raphael mit Tobias, Michael (links) und Gabriel (rechts), 1470, in der Galleria degli Uffizi in Florenz (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon.