Bild IVO: ein heiliger Anwalt

IVO: ein heiliger Anwalt

  • 20.
    Mai
    2034
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Rogier van der Weyden: Ivo, um 1450, in der National Gallery in London

Rogier van der Weyden: Ivo, um 1450, in der National Gallery in London

Er vertrat Arme und Bedürftige vor Gericht – und setzte sich damit für die Gerechtigkeit ein: Ivo Hélroy.

Ivo Hélroy hat Karriere gemacht. 1253 wurde er in eine wohlhabende und adlige Familie geboren. Dementsprechend konnte er später in Paris Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaften studieren. Als begabter und gebildeter Jurist wurde er Offizial des Bischofs zunächst von Rennes, dann in Tréguier. Ivo hatte bei den Menschen einen hervorragenden Ruf: Er galt bald als der „Anwalt der Armen“. 1284 wurde Ivo Hélroy zum Priester geweiht und wurde Pfarrer. Doch auch das sollte nicht seine wahre Berufung gewesen sein: 13 Jahre später zog Ivo sich auf den Landsitz seiner Eltern zurück, wo er in strenger Askese lebte. Gleichzeitig wurde er auch weiter seinem Ruf als „Anwalt der Armen“ gerecht: Noch immer half er Armen, Unterdrückten, Witwen und Waisen, indem er sie vor den Gerichten juristisch vertrat. 1303 starb Ivo.

 

Ruf nach Gerechtigkeit

Auf Ivos Grabstein steht, er sei ein Anwalt gewesen, aber kein Dieb – bezeichnend für sein ganzes Leben. Schon in der Bergpredigt sagt Jesus: „Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 5,10).  Der Einsatz für alle, denen ihr Recht abgesprochen wird, gehört daher zur Berufung der Christen. Auf der ganzen Welt, durch alle Zeiten hindurch, leiden Menschen, weil sie ungerecht behandelt werden – durch Mächtigere, Stärkere, Einflussreichere. Der Einsatz für das Reich Gottes bedeutet auch den Einsatz für eine gerechtere Welt. Diesem Einsatz hat sich Ivo Hélroy gewidmet. Als Jurist handelte er gerecht. Aber auch, als er bereits Priester war und als er zurückgezogen in Askese lebte, setzte er sich für die ein, die sich einen Anwalt nicht leisten konnten.

 

Vorbild – nicht nur für Anwälte

Für die katholische Kirche sind Heilige Vorbilder, Menschen, die den Glauben an Jesus Christus vorbildlich gelebt haben. „Jeder Heilige ist eine Sendung; er ist ein Entwurf des Vaters, um zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte einen Aspekt des Evangeliums widerzuspiegeln und ihm konkrete Gestalt zu verleihen“, schreibt Papst Franziskus in „Gaudete et exsultate“ (GE 19). Auch Ivo Hélroy war eine solche Sendung. Er kann dabei nicht nur Vorbild für alle sein, die juristisch arbeiten – für Staatsangestellte, Anwälte oder Richter. Aus seinem Handeln wird vielmehr eine grundsätzliche Haltung deutlich: Ivo nahm das Leid der Menschen und die Ungerechtigkeiten der Welt nicht einfach hin. Auch erschöpfte sich seine Anteilnahme nicht im bloßen Mitleid. Er trat vielmehr aktiv für die ungerecht Behandelten ein.

 

Patron der Juristen

Ivo ist daher der Patron von Juristen, Richter, Rechtsanwälten und Notaren. Ihnen kann er im täglichen Arbeiten Vorbild sein. Aber auch alle anderen Christen können sich an ihm orientieren. Für Gerechtigkeit kann man nicht nur vor Gericht kämpfen – sondern im ganzen Leben: Wo Strukturen benachteiligen, wo Menschen ausgegrenzt werden, wo das Recht des Stärkeren gilt.