Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Pfarrer Reinhold Aigner, Vorstand des Christlichen Müttervereins Haberskirchen

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert mit dem Christlichen Mütterverein Haberskirchen 100-jähriges Jubiläum

Frauen sind unersetzliche Stützen der Gemeinde


Haberskirchen, 17. Mai 2025

Die Pfarrkirche St. Margaretha in Haberskirchen erstrahlte am vergangenen Samstag in festlichem Glanz. Anlass war das 100-jährige Gründungsjubiläum des Christlichen Frauen- und Müttervereins, das mit einem feierlichen Pontifikalamt, zelebriert von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, gefeiert wurde. „Wenn man sich die Tafeln bei den Kriegerdenkmälern anschaut und sich die Opfer des Ersten Weltkrieges vergegenwärtigt“, so wird deutlich, dass „fast jede Familie mit meistens nicht nur einem Gefallenen dabei“ ist. Was für ein Aderlass für unser Volk, auch für die Pfarreien – und welche Herausforderung für die Frauen!“

In seiner Predigt würdigte Bischof Voderholzer die große Bedeutung des Christlichen Frauen- und Müttervereins über die vergangenen 100 Jahre hinweg und zeichnete ein lebendiges Bild der historischen Umstände der Vereinsgründung im Jahr 1925, einer Zeit, geprägt von den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs. Er betonte die herausragende Rolle der Frauen in diesen schwierigen Zeiten, die oft die Hauptlast des Überlebens und des Wiederaufbaus trugen. Der Diözesanbischof hob hervor, dass sich die Frauen in dieser Zeit der Not zusammenschlossen, um sich gegenseitig Halt und Unterstützung zu geben. Die Gründung des Frauen- und Müttervereins sei ein Ausdruck dieses Zusammenhalts und des gemeinsamen Willens, das öffentliche Leben wieder zu normalisieren und die Pfarrei aktiv mitzugestalten. „Die Frauen, die notgedrungen in viele Verantwortlichkeiten hineingekommen waren, die vorher Männerdomänen waren, ob sie wollten oder nicht, schlossen sich zusammen, um sich gegenseitig zu stärken, sich durch gemeinsame Veranstaltungen fortzubilden, geistlich aufzubauen und im Zusammenschluss auch viel effektiver für die Pfarrei und den Pfarrer arbeiten zu können. Er bedauerte, dass die großartige Leistung der Frauen, gerade in den Notzeiten, in der Soziologie und Geschichtsschreibung oft erst langsam in den Blick gerate.

Mit bewegenden Worten zog Bischof Voderholzer Parallelen zu späteren Zeiten des Umbruchs und der Not, insbesondere zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als viele Männer nicht zurückkehrten oder schwer traumatisiert waren. Er würdigte die unermessliche psychische und praktische Leistung der Frauen, die in dieser Zeit oft gleichzeitig Mutter, Ernährerin und Stütze der Gemeinschaft sein mussten. Er verwies auf seine eigenen familiären Wurzeln in Mühldorf und die Erfahrungen seiner heimatvertriebenen Mutter, um die Herausforderungen dieser Zeit zu verdeutlichen. „Mein Großvater war noch in Gefangenschaft, alles lag auf den Schultern der Frauen. Diese Frauen haben sehr viel geleistet, auch für den Zusammenhalt der Familien und am Wiederaufbau eines am Boden liegenden Landes, das dann auch noch Millionen von Heimatvertriebenen aufgenommen hat.“ 

Im Zentrum seiner Botschaft stand der herzliche Dank an alle Frauen und Mütter, die in den vergangenen 100 Jahren das Engagement des Vereins getragen haben. „Ich bin gekommen, um ganz herzlich Danke zu sagen für all das Engagement, das in diesen 100 Jahren von Ihrem Verein ausgegangen ist. Der Pfarrer hat mir schon gesagt, dass er sehr froh ist, dass es Sie hier gibt, dass Sie sich gut einbringen und dass Sie das pfarrliche Leben mittragen, dass Sie da sind, wenn Sie gebraucht werden“, lobte Diözesanbischof Voderholzer und sprach im Namen der vielen Pfarrer in den Pfarreien, die vom Engagement der Frauen- und Müttervereine profitieren, ein herzliches „Vergelt’s Gott“ aus. Auch lobte er die soziale Verantwortung des Vereins, das Augenmerk auf Notleidende und die Bereitschaft zur gegenseitigen Unterstützung zu legen. Ebenso hob er die spirituellen Angebote des Vereins hervor, wie Wallfahrten und Exerzitien als feste Bestandteile des Jahresprogramms.

Evangelisten und Zeugen des Glaubens

Mit einem Blick auf das Heilige Jahr 1925 unter Papst Pius XI. und das aktuelle Heilige Jahr 2025, ausgerufen von Papst Franziskus, zog Bischof Voderholzer Parallelen und betonte die bleibende Aktualität der geistlichen Impulse. Er würdigte die Förderung der Katholischen Aktion und des Laienapostolats durch Papst Pius XI. und ermutigte die Frauen, ihre vielfältigen Talente und ihren Glauben weiterhin in Kirche und Gesellschaft einzubringen. Mit einem Augenzwinkern verwies er aber auf die Notwendigkeit der Marianischen Männerkongregation, um auch die Männer im Glauben zu stärken und ihnen zu danken. Weiter dankte er für die Sorge der Frauen um die „Hauskirche“, wie das Zweite Vatikanische Konzil die Familie bezeichnet, und dankte für die Rolle der Mütter und Großmütter in der Weitergabe des Glaubens. Er ermutigte sie, weiterhin den Kindern und Jugendlichen von Jesus zu erzählen, das Brauchtum lebendig zu halten und die Männer im Glauben zu stärken. Mit einem Blick in die Zukunft wünschte er dem Mütterverein, dass diesem 100-jährigen Jubiläum viele weitere folgen mögen – und dass die gute Generationsmischung im Verein Hoffnung auf eine weiterhin erfolgreiche Zukunft gebe. Er schloss seine Glückwünsche mit den Worten: „Viel Kraft, viel Freude auch bei Ihren gemeinsamen Unternehmungen, viel Heiligen Geist und dass Sie auf die Fürsprache der Heiligen Anna und der Gottesmutter Maria mit Freude nach vorne sehen können.“

Bischof Rudolf verwies weiter auf die zweite Patronin der Kirche, die Heilige Margaretha, da er selbst in einer Margarethenkirche in München-Sendling aufgewachsen sei und dort seine ersten Erfahrungen in der Kirche gemacht habe. Er erzählte die Legende der Heiligen, einer jungen Frau aus Kleinasien, die ihren Glauben gegen Widerstände und Verfolgung mutig bezeugte und deren Standhaftigkeit im Angesicht der Versuchung beeindruckend sei. Er zog eine Parallele zur heutigen Zeit, in der der Glaube nicht mehr selbstverständlich sei, und ermutigte die Frauen, sprachfähig zu sein und ihren Glauben mit guten Gründen zu erklären und weiterzugeben. Er sah in der Heiligen Margaretha, gemeinsam mit der Gottesmutter Maria und der Heiligen Anna, wichtige Fürsprecherinnen in dieser Aufgabe.

Die Vorstandschaft des Jubiläumsvereins des rund 200-Seelen-Dorfes im Landkreis Dingolfing-Landau, bestehend aus den vier gleichberechtigten Vorsitzenden Agnes Binder, Roswitha Hofmann, Irene Ebnet und Marianne Siebengartner, empfing die zahlreichen Gäste an diesem Tag. Die Bedeutung dieses besonderen Tages zeigte auch der Besuch von Vertretern aus Kirche und Kommunalpolitik: so waren unter den Gästen Helga Schnitzbauer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Müttervereine der Diözese Regensburg sowie Vorstandsmitglied Rita Miethaner, die ihre Verbundenheit und Wertschätzung für die Arbeit des Haberskirchener Vereins zum Ausdruck brachte. Auch Kirchenpfleger Hubert Berger sowie der dritte Bürgermeister des Marktes Reisbach, Werner Asanger, und Claudia Angermeier vom Pfarrgemeinderat erwiesen dem Verein ihre Ehre. Der musikalische Teil der Liturgie wurde durch den eng zum Jubiläumsverein verbundenen Mütterverein Kollbach gestaltet. Pfarrer Reinhold Aigner eröffnete den Festgottesdienst mit warmherzigen Worten und brachte seine große Freude über die Anwesenheit des Bischofs zum Ausdruck. 

Text und Fotos: Sabrina Melis
(jas und SG)



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