München / Regensburg, 30. Oktober 2024
Regelmäßig berichtet die internationale Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) aus Pakistan. Dort werden Christen durch bizarre Auswüchse, die auf das in Paktistan geltende „Blasphemiegesetz“ entfaltet, in Lebensgefahr gebracht. Shagufta Kiran, pakistanische Christin und Mutter von vier Kindern, ist der jüngste Fall von vielen. Darauf weist Pfarrer Peter Fuchs hin, Leiter von CSI Deutschland.
Shagusta Kiran, 40 Jahre alt, wurde am 18. September 2024 wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt. Sie sitzt bereits seit über drei Jahren im Gefängnis. Ihr Leidensweg begann am 29. Juli 2021. Sie wurde verhaftet, weil sie den Propheten des Islam in einem WhatsApp-Chat gelästert haben soll. Ihr Ehemann und ihre beiden Söhne wurden bei der Razzia ebenfalls in Gewahrsam genommen, später aber wieder freigelassen. „Die Anzeige gegen Shagufta wurde von einem Muslim namens Shiraz Ahmed Farooqi eingereicht. Er warf ihr vor, Inhalte in einem Gruppenchat versandt zu haben, die den Propheten des Islam missachten“, berichtet ihr Rechtsanwalt Rana Abdul Hameed.
Die Verunehrung des islamischen Propheten Mohammed wird in Pakistan regelmäßig mit dem Tod bestraft. Das ist ein krasser Verstoß gegen die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 festgeschriebenen Freiheit der Religionsausübung. „Zu ihrer Verteidigung hat Shagufta festgehalten, dass sie den Inhalt der WhatsApp-Nachricht nicht verfasst hat, sondern ihn lediglich weitergegeben habe, ohne ihn zu lesen“, erklärt Rechtsanwalt Hameed. Doch das scheint gar nicht das Problem zu sein, denn Shagufta war Teil mehrerer WhatsApp-Gruppen, in denen das Evangelium verkündet und der christliche Glaube geteilt wurde. Mit Blasphemie hatte das nichts zu tun, aber trotzdem setzt die Strafverfolgung ein. Das pakistanische Gesetz wird regelmäßig in einer Weise angewandt, nach der die bloße, unbewiesene Anschuldigung bereits zu schwersten Verurteilungen führt.
Im Gefängnis zur Annahme des Islams aufgefordert
Die Wirkung des Blasphemiegesetzes ist geradezu teuflisch. Beschuldigte werden im Gefängnis aufgefordert, zum Islam zu konvertieren – dann würden sie freikommen. In Pakistan wirkt das so, dass auch Mitgefangener Druck auf Christen ausüben, damit sie zum Islam konvertieren. Doch Shagufta bliebe ihrem christlichen Glauben treu: „Man kann mich töten, aber ich werde meinen Glauben nie aufgeben“, betont sie.
Auch ihre Familie, die natürlich schwer unter der Abwesenheit der Mutter leidet, hält am Glauben an den dreifaltigen Gott fest. Bei einem Treffen mit CSI-Vertretern im Februar 2024 in der pakistanischen Stadt Lahore erzählte Shaguftas Tochter: „Zwischenzeitlich hatte ich fast meinen Glauben verloren. Aber meine Mutter, die seit über drei Jahren im Gefängnis ist, fastet und betet täglich. Ihr starker Glaube hat mich dazu motiviert, auch meinen Glauben nicht aufzugeben.“
Familie flieht aus Angst vor Übergriffen
Nach Shaguftas Festnahme wurden ihr Ehemann und ihre vier Kinder von muslimischen Nachbarn bedroht. Die Sicherheitslage der kleinen Familie verschlechterte sich von Tag zu Tag. Aus Furcht vor Übergriffen mussten Shaguftas Mann und Kinder schließlich in eine andere Stadt fliehen und dabei ihren gesamten Besitz zurücklassen. Die kleine christliche Familie lebt in Angst, denn es ist ihnen bekannt, dass zwischen 1994 und 2023 über 94 Personen wegen angeblicher Blasphemie bei Angriffen durch muslimische Mobs getötet wurden.
„Shagufta ist eine mutige Frau, die während des ganzen Prozesses standhaft blieb. Nach der Urteilsverkündung habe ich sie getroffen und kann bestätigen, dass sie weiterhin auf einen positiven Ausgang des Berufungsverfahrens hofft“, informiert nun der von CSI eingeschaltete Anwalt Hameed, und CSI hilft Shaguftas Familie mit Schulgeld für die Kinder und der Übernahme der Wohnungsmiete. Zudem erhielt der Ehemann ein Motorrad, mit dem er Shagufta im Gefängnis besuchen und an ihren Gerichtsverhandlungen teilnehmen kann. CSI unterstützt durch juristische und finanzielle Hilfe neben Shagufta auch andere Opfer der ungerechten Blasphemie-Gesetzgebung Pakistans, so zum Beispiel den Muslim Bashir, der seit September 2020 im Gefängnis sitzt und den jungen Christen Noman Masih, der seit 2019 inhaftiert ist.
Text: CSI
(sig)