Mitglieder des Synodalen Weges und seines Forums „Macht und Gewaltenteilung" haben einen Alternativtext mit dem Titel „Vollmacht und Verantwortung" vorgelegt. Die Autoren zeigen sich unzufrieden mit dem Inhalt des in ihrem Forum diskutierten und verabschiedeten Textes. „Wir konnten viele theologische Grundthesen des Textes von Forum 1 nicht teilen. Wir haben zudem die Erfahrung machen müssen, dass unsere inhaltlichen Eingaben keine angemessene Beachtung gefunden haben," sagt Alina Oehler (30). Man habe sich deshalb dazu entschlossen, einen eigenen Text zu verfassen. Wichtig sei es dabei gewesen, so die Journalistin und junge Mutter, Reformvorschläge zu entwickeln, die sich aus der geltenden Dogmatik und dem Kirchenrecht ableiten lassen.
„Im Mittelpunkt steht das Bemühen um die Einheit mit der Weltkirche und dem Papst. Als Autoren geht es uns darum, zu einer theologischen Vergewisserung zu kommen. Wir wollen Anregungen für Veränderungen formulieren, die mit Blick auf die Pastoral hilfreich, aber auch umsetzbar erscheinen. Uns ist es wichtig, dass der synodale Prozess nicht in Frustration endet und in eine Spaltung führt, sondern konstruktive Ergebnisse entwickelt", erläutert Bonns Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken (54), der neben der Wiener Theologieprofessorin, Marianne Schlosser (61), und Augsburgs Weihbischof Florian Wörner (51) auch zu dem Autorenkeis zählt.
Der Text empfiehlt im Hinblick auf kirchliche Entscheidungsprozesse ein höheres Maß an Transparenz und Kommunikation, sowie eine verlässliche Beteiligung von Laien. Es wird ein kooperativer Leitungsstil eingefordert und eine Delegation von Verantwortung vorgesehen, die in schriftlich formulierten Aufgabenprofilen verbindlich definiert wird. Besonders stellen die Autoren auf die Aus- und Weiterbildung aller ab, die an Beratung und Leitung in der Kirche beteiligt sind. Für Pfarrerernennungen schlägt der Text verbindliche Formen einer vorherigen Konsultation der pfarrlichen Gremien vor. Ob bei Bischofswahlen der Domkapitel zukünftig Laien beteiligt werden können, soll nach Vorstellung der Autoren im Vatikan geprüft werden. Ein weiteres Anliegen des Dokumentes ist es, in allen Deutschen Bistümern unabhängige Anlaufstellen einzurichten. An sie soll man sich bei jedweder Form des Machtmissbrauchs und im Konfliktfall wenden können. Die Anlaufstellen sollen beraten und schlichten, aber auch mit weitreichenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet werden.
Neue Homepage: www.synodale-beitraege.de
Das 36-Seiten umfassende Dokument wurde am Freitag, dem 3. September 2021, auf der neuen Homepage www.synodale-beitraege.de veröffentlicht. Regensburgs Bischof Dr. Rudolf Voderholzer (61) initiierte die neue Internetplattform, auf der alternative Texte zum Synodalen Weg zusammengestellt werden. Der Text „Vollmacht und Verantwortung" ist der erste einer Reihe weiterer Texte, die sich zu den Themen der anderen Synodalforen in Vorbereitung befinden. Bischof Voderholzer hofft, dass ihnen weitere Textbeiträge zu Fragestellungen folgen, die zwar nicht im Synodalen Weg diskutiert werden, aber im alternativen Satzungsentwurf von Kardinal Woelki und ihm vorgesehen wären und für die Zukunft der Kirche von Bedeutung sind. Dabei ist an Veröffentlichungen beispielsweise über die „Bewahrung der Schöpfung", über eine „Missionarische Pastoral" und das „Kirchesein in postpandemischer Zeit" gedacht. Auf der Homepage sind zudem Texte von Papst Franziskus und Stellungnahmen aus dem internationalen Episkopat zum Synodalen Weg zu lesen.
Bischof Voderholzer betont, dass es der gemeinsame Nenner aller Texte sein werde, Reformen und Anregungen zu formulieren, die geeignet seien, dem Vertrauensverlust und der Glaubenserosion entgegenzuwirken. Maßgeblich sei es dabei, dass sie mit theologischen Argumenten seriös begründet seien. Bei Reformüberlegungen müsse mit der universellen Kirche gedacht und die Einheit mit dem Papst gewahrt werden: „Ich bin der Überzeugung, dass nur ein Synodaler Weg gut und zielführend ist, der mit und in der ganzen Kirche gegangen wird. Die ganze Kirche ist nicht nur die weltweite Kirche, sondern auch die Kirche des Ursprungs und die Kirche der Heiligen, die schon am Ziel angekommen sind. Die gegenwärtige Debatte wird uns zum Ziel führen, wenn wir besser verstehen, wie Christus die Kirche gemeint hat und was wir als Christen beitragen können, um seinen Auftrag mit Leben zu füllen,“ so Bischof Voderholzer.
Der Bischof von Regensburg ist sich mit den Autoren des Textes „Vollmacht und Verantwortung" einig, dass es zu den von der Synode vorgelegten Texten gute Alternativen gibt. Entsprechend werde die Homepage allen Katholiken solche Alternativen präsentieren. „Der Text ‚Vollmacht und Verantwortung‘ zeigt beispielhaft, dass es tragfähige Argumente und zielführende Wege für Reformüberlegungen gibt, die sich nicht in Strukturdebatten oder Sonderwegen erschöpfen. Wir können gemeinsam mit dem Heiligen Geist, der universalen Kirche und dem Heiligen Vater eine Reform bewirken, die die Kirche für die Menschen unserer Zeit öffnet, die in weltweiter Verbundenheit der Schwestern und Brüder Gott die Ehre gibt und die grundlegend beiträgt zum Aufbau und Zusammenhalt der Gesellschaft," so Bischof Voderholzer.
Konstruktiver Debattenbeitrag zum Synodalen Weg
Das Anliegen von Bischof Vorderholzer und den Autoren des Textes „Vollmacht und Verantwortung" ist es schließlich, über die neue Homepage „www.synodale-beitraege.de“ eine offene und kontroverse Debatte im Synodalen Weg anzustoßen. Die Zusammensetzung der Foren der Synode und ihre Diskussionskultur erschweren einen angemessenen Dialog. Der vorliegende Text und die Internetplattform seien entsprechend als konstruktiver Debattenbeitrag zum Synodalen Weg zu verstehen. Auch verstünden sich die Textbeiträge der Homepage bereits als Wortmeldungen zum weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus am 9./10. Oktober 2021 in Rom eröffnen wird.